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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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aber das hatten sie nicht. Dougless kaufte den offiziellen Katalog des Fremdenverkehrsvereins und ging damit hinaus in den Park. Nachdem sie den Ort wiedergefunden hatte, wo sie mit Nicholas den Tee eingenommen hatte - an dem himmlischen Tag, als er ihr die Brosche schenkte -, begann sie zu lesen.
    In dem dicken, herrlich bebilderten Katalog war Nicholas nur ein kurzer Absatz gewidmet, und der handelte von den Frauen, der Armee, die er ausgehoben hatte, und daß er deswegen enthauptet worden war.
    Dougless lehnte sich gegen den Baum zurück. Daß er den Namen seines Verräters erfahren und in die Vergangenheit mitgenommen hatte, hatte ihm also nichts genützt. Er hatte die Königin nicht von seiner Unschuld überzeugen können. Es war ihm nicht einmal gelungen, das Tagebuch zu beseitigen, daß dieser böswillige Schreiber der Nachwelt überlassen und damit Nicholas’ Namen für alle Zeiten in Verruf ge-bracht hatte. Und niemand schien an Nicholas’ Schuld zu zweifeln. Der Katalog schilderte in seinem kurzen Absatz Nicholas als machtbesessenen Frauenhelden. Die Touristen hatten gelacht, als sie von Nicholas’ Enthauptung erfuhren.
    Dougless schloß die Augen und dachte an ihren schönen, stolzen, herrlichen Nicholas, der die Stufen zum Schafott hinaufstieg. Würde es so gewesen sein wie im Film - daß ein muskulöser, in schwarzes Leder gekleideter Mann die Axt für ihn bereithielt?
    Ihre Augen flogen auf. Daran konnte sie nicht denken, ihre Vorstellungskraft sträubte sich, ihr zu zeigen, wie Nicholas’ schöner Kopf über die Bretter des Schafotts rollte.
    Sie stand auf, nahm ihre schwere Segeltuchtasche vom Boden, verließ den Park und ging die zwei Meilen zur Bahnstation zu Fuß. Sie kaufte sich eine Fahrkarte nach Thornwyck. Vielleicht würde sie dort in der Bibliothek ein paar Antworten für dieses Rätsel finden.
    Die Bibliothekarin in Thornwyck begrüßte sie wie eine alte Bekannte, hatte sie jedoch nie, als Dougless sie danach fragte, zusammen mit einem Mann in der Bibliothek gesehen. Niedergeschlagen ging Dougless zum Regal mit den Stafford-Büchern und begann zu lesen. Darin stand nun nichts mehr davon, daß er kurz vor seiner Hinrichtung gestorben und vielleicht vergiftet worden sei. Und jedes Buch hatte wie damals nur Zorn und Verachtung für Nicholas übrig: der berüchtigte Graf; der Verschwender; der Mann, der alles hatte und alles verschleuderte.
    Als die Bibliothekarin zu ihr kam, um ihr mitzuteilen, daß die Bücherei schlösse, klappte Dougless das letzte Buch zu und stand auf. Sie fühlte sich elend und schwindlig. Sie hielt sich am Tischrand fest.
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte die Bibliothekarin.
    Dougless blickte die Frau an. Dem Mann, den sie liebte, war soeben der Kopf abgeschlagen worden. Ihr war mehr als schlecht. »Nein, es ist alles in Ordnung«, murmelte sie. »Ich bin nur müde und habe den ganzen Tag nichts gegessen.« Sie schenkte der Frau ein blasses Lächeln und ging nach draußen.
    Dougless blieb einen Moment vor dem Gebäude stehen. Sie sollte sich wohl irgendwo ein Zimmer mieten, eine Mahlzeit zu sich nehmen; aber das erschien ihr alles so unwichtig. Immer wieder hatte sie das Bild vor Augen, wie Nicholas die Stufen zum Schafott hinaufstieg. Würde man ihm die Hände auf den Rücken binden? Würden Priester ihn begleiten? Nein, als Nicholas in seine Zeit zurückkehrte, hatte Heinrich der Achte den Katholizismus bereits abgeschafft.
    Sie setzte sich auf eine eiserne Bank und legte den Kopf in beide Hände. Er war zu ihr gekommen, hatte sie geliebt und wieder verlassen. Wofür? Er war zurückgekehrt, um sich mit einer Axt den Kopf abschlagen zu lassen.
    »Dougless? Sind Sie das?«
    Dougless blickte hoch und sah Lee Nolman vor sich stehen.
    »Dachte ich es mir doch, daß Sie das sind. Niemand sonst hat so eine Haarfarbe. Ich glaubte, Sie wären bereits wieder abgereist.«
    Dougless stand auf, wankte und mußte sich an der Bank festhalten.
    »Ist Ihnen nicht gut? Sie sehen furchtbar aus.«
    »Nur ein bißchen müde.«
    Er blickte sie prüfend an, bemerkte die blauen Ringe um ihre Augen, die Blässe um Mund und Nase. »Und hungrig, wie ich vermute.« Er nahm ihren Arm und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. »Gleich um die Ecke ist ein Lokal. Lassen Sie uns dort etwas essen.«
    Dougless erlaubte ihm, sie die Straße hinunterzuführen. Warum sollte er an dem, was ihr passiert war, Anteil nehmen?
    Im Pub führte er sie zu einer Nische und bestellte zwei Glas Bier und

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