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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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den Besitz seines Bruders verwaltet und einen wunderschönen Landsitz entworfen hatte. Alles, was von ihm blieb, waren die gehässigen Bemerkungen eines unter einem sexuellen Notstand leidenden Jungen. Doch die Leute von heute glaubten sie.
    Sie stand auf und ballte wütend die Fäuste. Nicholas hatte recht: er mußte in seine Zeit zurückkehren, um das Unrecht zu bereinigen, das man ihm angetan hatte. Sie würde ihm von diesem Buch erzählen, und wenn Nicholas in das sechzehnte Jahrhundert zurückkehrte, konnte er diesen widerwärtigen John Wilfried aus seinem Haus jagen. Oder, dachte Dougless mit einem Lächeln, er konnte diesen häßlichen kleinen Schreiberling mit seiner perfekten Lettice sonstwo hinschicken.
    Dougless nahm das Buch, verließ die Bibliothek und fragte einen Diener, wo sich Lord Staffords Zimmer befand. Sie gedachte das Buch dort zu deponieren, damit er es gleich sah, wenn er von der Jagd zurückkam. Er kam inzwischen schon recht gut mit der modernen Druckschrift zurecht, und sie war sicher, das Buch würde ihn so sehr interessieren, daß er es auch sofort las.
    Eine Zofe sagte ihr, daß sein Zimmer sich unmittelbar neben dem Schlafgemach von Arabella befände. Wie sollte es auch anders sein, dachte Dougless wütend.
    Sobald Dougless sein Zimmer betreten hatte, legte sich ihr Zorn wieder. Es war in Blautönen gehalten, das Vier-Pfosten-Bett mit tiefblauer Seide behängt. Sie fand in seinem Badezimmer alle Toilettenartikel, die sie für ihn ausgesucht hatte. Sie streckte die Hand aus und berührte die Rasierkrem, die Zahnpasta, seinen Rasierapparat.
    Plötzlich wurde ihr schmerzlich bewußt, wie sehr er ihr fehlte. Seit er in dieser Zeit erschienen war, waren sie fast immer zusammengewesen. Sie hatten sich ein Schlafzimmer geteilt, ein Badezimmer, eine Zahnbürste. Sie drehte sich um und blickte auf die Wanne, über der keine Dusche angebracht war, und fragte sich, wie er wohl ohne Dusche zurechtkam. Gab es da noch andere Dinge in seinem Zimmer, die er nicht verstand?
    Als sie ins Schlafzimmer zurückging, lächelte sie, weil sie sich daran erinnerte, wie er immer aus dem Badezimmer gekommen war, mit frischgewaschenen Haaren, nur ein Handtuch um die Lenden gewunden. Bevor sie nach Goshawk Hall kamen, waren sie stets auf eine angenehme Weise intim miteinander gewesen. Sie hatte abends die Bettdecke um ihn festgesteckt, ihn auf die Stirn geküßt, seine Unterwäsche im Waschbecken gewaschen. Sie hatten zusammen gelacht, miteinander geredet, alles miteinander geteilt.
    Da lag ein Time -Magazin auf dem Nachttisch, und einem Impuls folgend, zog sie die Schublade heraus. Darin lagen ein kleiner Bleistiftanspitzer und drei Bleistifte, zwei von ihnen nur noch kleine, einen Zoll lange Stummel; daneben ein Stapler und zwei Blatt Papier mit mindestens fünfzig Heftklammern darin. Da stand ein Spielzeugauto auf einer farbigen Broschüre über Aston-Martin-Automobile, und darunter lag die neueste Ausgabe des Playboy- Magazins. Lächelnd schob sie die Schublade wieder zu.
    Sie trat ans Fenster und blickte über den welligen Rasen zu den Bäumen dahinter. Es war seltsam, daß sie über ein Jahr mit Robert zusammengelebt und geglaubt hatte, sie wäre wahnsinnig in ihn verliebt; aber in einigen Bereichen war sie niemals so intim mit Robert gewesen, wie das bei Nicholas der Fall war. Vielleicht, weil es so leicht war, mit Nicholas zu leben. Nicholas beschwerte sich nie, wenn sie die Zahnpastatube in der Mitte ausdrückte. Nicholas klagte niemals, daß sie nicht alles absolut perfekt gemacht hatte.
    Tatsächlich schien Nicholas sie einfach so zu mögen, wie sie war. Er schien zu akzeptieren, was war, ob in Menschen oder Dingen, und er fand Vergnügen an ihnen. Dougless dachte an all die Verabredungen, die sie mit modernen Männern gehabt hatte, und wie sie sich über alles beschwert hatten: Der Wein war nicht richtig kalt, der Service zu langsam, der Film hatte keine tiefere Bedeutung. Aber Nicholas, der mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, fand Freude an solchen Dingen wie einem Büchsenöffner.
    Sie fragte sich, wie Robert reagieren würde, wenn er sich plötzlich im sechzehnten Jahrhundert wiederfand. Zweifellos würde er dieses und jenes verlangen und sich beschweren, wenn er es nicht bekam. Sie fragte sich, ob die Elizabethaner sich wie die Cowboys aus der frühen Pionierzeit verhielten und jeden aufhängten, der ihnen zu lästig wurde.
    Sie lehnte die Stirn gegen das kühle Glas. Wann würde

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