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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ein Zimmermädchen in die Küche gerannt, den Beutel eines Staubsaugers in der Hand.
    »Ich brauche einen Besenstiel«, sagte das Mädchen mit einer Stimme, als müsse sie jeden Augenblick losweinen. »Lord Stafford hat mich gebeten, ihm den Hoover zu leihen, und dann hat er damit den ganzen Schmuck von Lady Arabella aufgesaugt. Ich werde entlassen, wenn sie etwas davon erfährt.«
    Dougless verließ die Küche mit einer wesentlich besseren Stimmung als jener, mit der sie diese betreten hatte.
    Sie wußte nicht, wo sie nun ihr Frühstück einnehmen sollte, aber als sie in das leere Speisezimmer hineinschlenderte, entdeckte sie eine Anrichte voller silberner Wärmepfannen. Mit einem Gefühl trotziger Unverfrorenheit bediente sie sich aus jeder Schüssel und setzte sich dann mit ihrem vollen Teller an den Tisch.
    »Guten Morgen«, sagte Lee, der gerade den Raum betrat. Er füllte sich ebenfalls einen Teller aus diversen Pfannen und Schüsseln und setzte sich dann ihr gegenüber.«
    »Äh ... das gestern abend tut mir leid«, sagte er. »Ich schätze, ich bin von meiner Müdigkeit übermannt worden. Haben Sie die Briefe gesehen?«
    »Ja, aber ich konnte sie nicht lesen«, bekannte sie ehrlich und beugte sich dann vor. »Haben Sie sie schon so weit ausgewertet, daß Sie wissen, wer Nicholas Stafford an die Königin verraten hat?«
    »Oh, Himmel, ja. Den Brief habe ich mir gleich herausgepickt, als ich den Koffer zum erstenmal öffnete.«
    »Wer?« fragte Dougless atemlos.
    Lee öffnete den Mund, um ihr zu antworten; aber da trat Nicholas ins Zimmer, und Lee klappte den Mund wieder zu.
    »Montgomery«, sagte Nicholas streng. »Ich wünsche Sie in der Bibliothek zu sehen.« Er machte kehrt und verließ den Raum wieder.
    »Was ist nur mit ihm los?« brummelte Lee. »Ist er etwa heute morgen mit dem falschen Fuß aus Arabellas Bett gestiegen?«
    Dougless warf ihre Serviette auf den Tisch und Lee einen flammenden Blick zu. Dann begab sie sich in die Bibliothek und machte dort die Tür ziemlich laut hinter sich zu. »Wissen Sie, was Sie eben getan haben? Lee wollte mir gerade sagen, wer Sie verraten hat, als Sie ins Zimmer kamen und ihn daran hinderten.«
    Nicholas hatte blaue Ränder um die Augen, aber das schadete seinem Aussehen keineswegs, verbesserte es sogar, gab ihm etwas dunkel Romantisches, Heathcliffe-Ähnliches. »Ich las die Briefe«, sagte er, während er in einen Ledersessel sank und aus dem Fenster starrte. »Darin wird mein Verräter nicht namentlich erwähnt.«
    Da war etwas, das ihn traurig gestimmt haben mußte. Dougless ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Was ist los? Haben die Briefe Sie aufgeregt?«
    »Die Briefe berichten«, sagte er leise, »von den Leiden meiner Mutter nach meinem Tod. Sie schildern .. .« Er hielt inne, nahm ihre Hand und hielt deren Finger fest. »Sie schildern den Spott und die Verachtung, die über dem Namen Stafford ausgegossen wurden.«
    Dougless konnte den Schmerz in seiner Stimme nicht ertragen. Sie trat vor seinen Sessel, kniete sich nieder und legte ihm die Hände auf die Knie. »Wir werden herausfinden, wer diese Lügen über Sie verbreitet hat«, sagte sie. »Wenn Lee es weiß, werde ich es aus ihm herausbekommen. Und wenn wir den Namen wissen, können Sie zurückkehren und den Lauf der Dinge ändern. Ihr Hiersein bedeutet, daß Sie eine zweite Chance bekommen.«
    Er blickte sie lange an und nahm dann ihr Gesicht in seine großen Hände. »Spendet Ihr denn immer nur Hoffnung? Glaubt Ihr denn niemals, daß etwas hoffnungslos sein könnte?«
    Sie lächelte. »Ich bin fast immer ein Optimist. Deswegen verliebe ich mich ja dauernd in Schufte und Lumpen, in der Hoffnung, daß einer von ihnen sich in meinen Ritter in schimmernder Rüstung verwandeln .. . oh, Colin«, sagte sie und wollte sich von den Knien erheben.
    Aber Nicholas zog sie vom Boden hoch in seine Arme und küßte sie. Er hatte sie schon früher ein paarmal geküßt, aber da hatte er sie nur begehrt. Nun verlangte er mehr von ihr. Er verlangte nach ihrem gütigen Wesen, ihrem liebenden Herzen. Er verlangte nach dem, was aus ihren Augen sprach, ihrer Bereitwilligkeit, ihm wohlzutun.
    »Dougless«, flüsterte er, sie haltend, ihren Hals abküssend.
    In diesem Moment durchzuckte ihn der Gedanke, daß er nicht mehr aus dieser Zeit wegwollte, und er schob sie von sich. »Geht«, sagte er im Ton eines Mannes, der unter einer großen Belastung steht.
    Dougless stand auf, während der Unmut sich in ihr

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