Mehr als nur Traeume
marschierte in Arabellas Schlafzimmer hinein. »Hei. Ich wollte fragen, ob ich mir eine Nähnadel borgen könnte. Mir ist ein Halter gerissen. Ein sehr wichtiger Halter, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Nicholas lag auf Arabellas Bett ausgestreckt, das Hemd aufgeknöpft und aus der Hose hängend. Arabella trug einen schwarzen Frisierumhang, der nicht viel von ihrer Haut verdeckte und überdies noch durchsichtig war.
»Sie ... Sie ...!« fauchte sie.
»Oh, hei, Lord Stafford! Habe ich Sie bei etwas unterbrochen?«
Nicholas blickte sie belustigt an.
»Na, so was!« rief Dougless, »ein Bang-and-Olafson-TV! So ein Gerät habe ich noch nie gesehen. Ich hoffe, Sie haben doch nichts dagegen. Ich wollte mir sowieso die Spätnachrichten anschauen. Ah, hier ist ja auch die Fernsteuerung dazu.« Sie setzte sich auf den Bettrand, schaltete den großen Farbfernseher ein und begann, die Kanäle zu wechseln. Sie spürte, wie Nicholas sich hinter ihr aufsetzte.
»Ein Kino«, flüsterte er.
»Nein, nur ein Fernseher.« Sie gab ihm die Fernsteuerung. »Sehen Sie, hier kann man den Fernseher ein- und ausschalten. Das ist der Knopf für die Lautstärke, und der hier ist für die Kanäle. Schauen Sie nur! Ein alter Film über Königin Elizabeth.« Sie schaltete das Gerät wieder ab, legte die Fernsteuerung auf den Nachttisch neben Nicholas, gähnte und sagte. »Ach, jetzt fällt mir ein, daß ich doch noch ein paar Nähnadeln habe. Vielen Dank für Ihre Bemühungen, Lady Arabella. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu sehr gestört.«
Dougless mußte zur Tür rennen, weil Arabella sich mit wie Raubvogelfänge gespreizten Fingern auf sie stürzen wollte. Sie schaffte es mit knapper Not durch die Tür, ehe diese hinter ihr zuknallte und knapp ihre Fersen verfehlte. Dann blieb sie draußen lauschend stehen. Nach ein paar Sekunden hörte sie die unmißverständlichen Geräusche eines Fernseh-Westernfilms und dann das Kreischen von Arabella: »Schalte ihn ab!« Lächelnd begab sich Dougless zurück in ihr Zimmer und hatte nun keine Mühe mehr, einzuschlafen.
Am nächsten Morgen wurde sie im Frühstückszimmer von Lee erwartet. »Ich dachte, Sie wären gestern abend vielleicht noch in mein Zimmer gekommen«, sagte er. »Ich wollte Ihnen die Briefe vorlesen.«
»Hatten Sie vor, mir zu sagen, wer Nicholas Stafford verraten hat?«
»Hmmm«, war alles, was Lee darauf sagte, und so folgte ihm Dougless nach dem Frühstück die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Wenn er ihr den Namen des Verräters sagte -würde Nicholas dann sofort wieder in das sechzehnte Jahrhundert zurückkehren?
Aber sie erkannte gleich, daß es ein Problem sein würde, Lee dazu zu bewegen, ihr den Verräternamen zu sagen.
»Ich hatte mir gerade überlegt, ob Ihr Vater nicht... er gehört doch zum Aufsichtsrat der Universität Yale, nicht wahr? Vielleicht wäre er daran interessiert, meine Forschungsergebnisse zu lesen.«
»Ich werde ihm nur zu gern davon erzählen. Und besonders gern würde ich ihm mitteilen, wer Lord Stafford verraten hat.«
Lee trat ganz nahe an sie heran. »Ich werde es Ihnen vielleicht sagen, wenn Sie ein kurzes Ferngespräch führten.«
»Mein Vater befindet sich gerade in der tiefsten Wildnis von Maine und ist dort leider telefonisch nicht erreichbar.«
»Oh«, erwiderte er, sich von ihr wegdrehend. »Dann kann ich Ihnen den Namen nicht sagen, schätze ich.«
»Sie kleiner Erpresser«, platzte Dougless wütend heraus, bevor sie nachdachte. »Sie haben nur Ihre Karriere im Sinn, aber der Name des Verräters entscheidet über Leben oder Tod eines Mannes!«
Er wandte sich ihr wieder zu und blickte sie erstaunt an. »Wie kann ein Papier aus dem sechzehnten Jahrhundert für das Leben eines Menschen heute von Bedeutung sein?«
Sie wußte nicht, wie weit sie ihn aufklären durfte. »Ich werde mit meinem Vater reden. Ich werde ihm noch heute schreiben. Sie können den Brief vorher lesen. Er wird ihn bekommen, sobald er wieder zu Hause ist.«
Er blickte sie stirnrunzelnd an. »Warum sind Sie so darauf erpicht, diesen Namen zu erfahren? Da ist doch etwas nicht ganz geheuer. Wer ist dieser Lord Stafford eigentlich? Ihr zwei verhaltet euch nicht wie Boss und Sekretärin. Sie benehmen sich eher wie . ..«
In diesem Moment flog die Tür auf, und Nicholas kam herein. Er trug seine elizabethanischen Kleider. Seine prächtigen muskulösen Beine zeichneten sich deutlich unter dem Stoff der Strumpfhose ab, sein silberner, mit Gold eingelegter Harnisch
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