Mehr als nur Traeume
gleißte in der Sonne. Er hatte sein Schwert gezückt und setzte dessen Spitze Lee an die Kehle.
»Was soll das bedeuten?« verlangte Lee zu wissen. Er versuchte das Schwert von seinem Hals wegzuschieben und holte dann erschrocken Luft, als die scharfe Schneide ihm die Haut verletzte.
Nicholas rückte einen Schritt auf ihn zu, die Schwertspitze wieder fest auf Lees Kehle setzend.
»Dougless, holen Sie jemand zu Hilfe«, rief Lee, vor Nicholas zurückweichend. »Ihr Boss ist verrückt geworden.«
Als Lee mit dem Rücken an der Wand stand, sagte Nicholas: »Wer hat mich an die Königin verraten?«
»Sie verraten? Sie sind verrückt. Dougless, holen Sie jemand, ehe dieser Wahnsinnige etwas tut, das wir beide bereuen müssen.«
»Sagt mir seinen Namen«, forderte Nicholas und drückte die Schwertspitze noch tiefer in Lees Hals.
»Also gut«, keuchte Lee. »Es war ein Mann namens . ..«
»Moment!« rief Dougless und blickte Nicholas an. »Sobald er den Namen sagt, könnten Sie verschwinden. O Nicholas, vielleicht sehe ich Sie niemals wieder.«
Das Schwert immer noch gegen Lees Kehle drückend, streckte Nicholas den anderen Arm aus, und Dougless rannte zu ihm, ihre Lippen an den seinen, ehe sich noch ihre Körper berührten. Sie küßte ihn mit all der Sehnsucht, all dem seit vielen Tagen aufgestauten Verlangen. Sie faßte mit beiden Händen in seine Haare und zog seinen Kopf zu sich herunter, während sie ihn küßte. Gemessen an seinem vermeintlich kaum entwickelten Libido, ihre Person betreffend, war die Leidenschaft, die sie nun bei ihm spürte, so gewaltig, daß sie den Boden unter ihren Füßen verlor, als er sie mit dem freien Arm an sich zog. Er brach zuerst den Kuß. »Geh«, sagte er.
Tränen schossen Dougless nun in die Augen, und sie hätte schwören können, daß nicht nur ihre Augen überliefen.
»Geh«, sagte er abermals, »halte dich jetzt fern von mir.«
Gehorsam, zu schwach, um sich seinem Befehl wiedersetzen zu können, ging Dougless ein paar Schritte von ihm fort, blieb stehen und blickte ihn an. Ihn nie mehr sehen, ihn nie mehr festhalten zu können, ihn nie mehr lachen zu hören, ihn nie mehr .. .
»Der Name!« forderte Nicholas abermals; doch sein Blick ließ Dougless kein einziges Mal los. Wenn er diese Welt verließ, wollte er ihr Bild als letzten Anblick mit sich nehmen.
Lee war von alledem sehr verwirrt. »Der Mann hieß ...«
Alles geschah nun auf einmal. Dougless, die den Gedanken, daß Nicholas nun diese Welt verließ, nicht ertragen konnte, machte einen Hechtsprung gegen Nicholas’ Beine. Wenn er in seine Zeit zurückkehrte, ging sie mit ihm.
». . . Robert Sydney«, sagte Lee, als Nicholas und Dougless vor ihm über den Boden hinrollten. Er blickte auf die beiden hinunter. »Beide sind verrückt«, murmelte er, stieg über Dougless und Nicholas hinweg und verließ das Zimmer.
Dougless preßte den Kopf gegen Nicholas’ silbernen Brustharnisch, die Augen fest geschlossen.
Als Nicholas sich von seinem Schrecken ein wenig erholt hatte, blickte er belustigt auf Dougless hinunter und sagte: »Wir sind da.«
»Wo? Sind das Autos da draußen oder Eselskarren?«
Leise lachend hob er mit beiden Händen ihr Gesicht an. »Wir bleiben in deiner Zeit. Ich sagte doch, daß du beiseite treten sollst.«
»Nun, ich .. . ah, ich . ..« Sie rollte von ihm herunter und setzte sich auf. »Ich dachte nur, daß es ein wunderbares Erlebnis sein könnte, Elizabeth von England persönlich kennenzulernen. Ich könnte ein Buch über sie schreiben, weißt du, und alle Fragen beantworten, die die Leute heute wirklich interessieren. Zum Beispiel, ob Königin Elizabeth eine Glatze hatte und ob die Leute damals glücklich waren. Und ...«
Nicholas setzte sich auf und küßte sie überaus zärtlich auf den Mund. »Du kannst nicht mit mir in meine Zeit zurückkehren.« Er legte die Hand auf den Rücken. »Vorsicht - du drückst mir noch eine Delle in den Panzer! Du hast ihm schon ein paar Kratzer am ersten Tag verpaßt, als du mich vor der Kirche ansprangst.«
»Da warst du gerade dabei, einem Bus vor den Kühler zu laufen.«
Er stand auf und streckte ihr die Hand hin, um ihr vom Boden aufzuhelfen, und als Dougless neben ihm stand, wollte sie seine Hand nicht mehr loslassen. »Du bist immer noch hier«, hauchte sie schließlich. »Du kennst den Namen des Verräters und bist noch da. Robert Sydney. Sydney? War es nicht Arabella Sydney, mit der du . . . die mit dir . ..«
Nicholas legte ihr den Arm um
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