Mehr als nur Traeume
Heat«.
Am vierten Tag war sie verzweifelt, und mit der Hilfe ihrer Pensionswirtin setzte sie ein kompliziertes Komplott ins Werk, um Nicholas in ihr Bett zu lotsen. Die Pensionswirtin sagte zu Nicholas, daß sie das Zimmer, das er mit Dougless bewohnte, brauchte, und Dougless mietete ein anderes Zimmer in einem in der Nähe gelegenen herrlichen Landhaus-Hotel. Sie sagte zu Nicholas, das einzige Zimmer, das sie dort bekommen konnte, habe nur ein großes Vier-Pfosten-Bett; aber damit würden sie wohl schon zurechtkommen. Er warf ihr einen seltsamen Blick zu, den sie nicht zu deuten vermochte, und ging davon.
Und nun befand sich Dougless im Badezimmer dieses Hotels, in dem sie seit dreißig Minuten wohnten. Sie war so nervös wie eine jungfräuliche Braut in ihrer Hochzeitsnacht. Mit zitternden Händen sprühte sie sich mit Parfüm ein.
Als sie dann endlich bettfertig war, toupierte sie noch ein bißchen die Haare und verließ das Badezimmer. Es war dunkel, aber sie konnte die Umrisse des Betts sehen - das Bett, das sie sich mit Nicholas teilen mußte.
Langsam ging sie darauf zu. Sie konnte eine lange Gestalt unter der Zudecke ausmachen, streckte die Hand aus und berührte sie. »Nicholas«, flüsterte sie.
Aber ihre Hand berührte nicht ihn, sondern - Federkissen!
Sie drehte die Nachttischlampe an und sah, daß Nicholas in der Mitte des Bettes aus allen verfügbaren Kissen des Zimmers eine Barrikade errichtet hatte. Sie reichte vom Kopf- bis zum Fußende der Bettstatt. Dahinter lag er, ihr den Rücken zukehrend, und sein breites Kreuz war wie eine zweite Barrikade.
Sie biß sich auf die Lippen, um nicht losweinen zu müssen, und stieg in das Bett, sich an dessen Rand haltend, um nicht diese verdammten Kissen berühren zu müssen. Sie drehte das Licht nicht aus, weil sie plötzlich keine Kraft mehr zu haben schien. Heiße Tränen rollten ihr über die Wangen.
»Warum?« flüsterte sie. »Warum?«
»Dougless«, sagte Nicholas leise, drehte sich zu ihr hin, ohne jedoch den Arm auszustrecken und über die Barrikade hinweg ihren Körper zu berühren.
»Warum bin ich für dich so gar nicht begehrenswert?« fragte sie und haßte sich, weil sie das sagte, aber sie besaß keinen Funken Stolz mehr. »Ich sehe doch, daß du andere Frauen anschaust, von denen ich weiß, daß sie nicht so hübsch sind wie ich. Aber mich schaust du nie an. Von Arabella konntest du manchmal die Hände nicht mehr wegnehmen, und zuweilen küßt du mich zwar; aber nicht mehr. Du hast so viele Frauen geliebt, aber mich verschmähst du. Warum? Bin ich dir zu klein? Zu fett? Haßt du Rothaarige?«
Als Nicholas nun redete, spürte sie, daß es aus seinem tiefsten Inneren kam. »Ich habe noch nie eine Frau so begehrt wie dich. Mein Körper schmerzt vor Verlangen nach dir, aber ich muß dich verlassen. Ich kann nicht zurückkehren in dem Bewußtsein, daß du meinetwegen trauerst. Als ich dich zum erstenmal sah, hast du so sehr geweint, daß ich es über eine Kluft von vierhundert Jahren hinweg hörte. Ich kann dich nicht noch einmal solchem Kummer überlassen.«
»Du willst mich nicht anfassen, weil du nicht willst, daß ich deinetwegen Kummer habe?«
»Aye«, flüsterte er.
Dougless Tränen wurden von einem Lachen abgelöst. Sie schwang sich aus dem Bett, stellte sich auf und blickte auf ihn hinunter. »Du Dummkopf«, sagte sie, »begreifst du denn nicht, daß ich, wenn du mich verläßt, den Rest meines Lebens hindurch jeden Tag um dich trauern werde? Ich werde so lang, so laut und heftig weinen, daß man mich bis zum Anbeginn der Zeiten hören wird. O Nicholas, du Narr, weißt du denn nicht, wie sehr ich dich liebe? Ob du mich anfaßt oder nicht - du wirst meine Tränen nicht zum Versiegen bringen.«
Sie hielt inne und lächelte ihn an. »Warum willst du mir nicht, wenn ich um dich traure, wenigstens eine Erinnerung hinterlassen, die Arabella von ihrem Tisch fegt?«
Eben noch hatte er regungslos unter seiner Zudecke gelegen und sie über die Barrikade hinweg angesehen, während sie, am Bett stehend, auf ihn einredete, und im nächsten Moment war er über ihr. Dougless hatte gar nicht gesehen, daß er sich bewegte, spürte nur seinen Körper auf dem ihren, seinen Mund auf ihrer Haut, seine Hände auf ihren Schultern, dann an ihren Armen, wo sie rasch nach ihren Händen suchten.
»Nicholas«, flüsterte sie, »Nicholas.«
Er war über ihr, und seine Lippen und seine Hände waren überall zugleich, während er jeden Teil ihres Körpers
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