Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
denen es um die tatsächliche Warenlieferung geht, also Rohstoffförderer und Großfarmer auf der einen, Restaurantketten et cetera auf der anderen Seite. »Spekulanten« hingegen sind Leute wie Sie und ich – sie hoffen auf Gewinne, ohne eine Warenlieferung zu wünschen, oder möchten ein Preisrisiko absichern (ich gehe davon aus, dass Sie nicht an der Lieferung von einigen Tonnen Mais oder Zucker interessiert sind). Mit einem Unterschied: Diese Spekulanten setzen direkt auf die Futures. Und wir gehen aus den bekannten Gründen den Umweg über Zertifikate, die sich auf diese Futures beziehen. Die Gruppe der Spekulanten wird noch einmal unterteilt in die großen Spekulanten, deren Geschäfte meldepflichtig sind, und die nicht-meldepflichtigen. Was sagt der Begriff »Commitment of Traders« nun aus? Übersetzt bedeutet er »Engagement der Händler«. Er gibt an, wie viele Short- und wie viele Long-Positionen von Kommerziellen und Spekulanten eingegangen worden sind. Daraus lassen sich wichtige Rückschlüsse ziehen.
Ein Beispiel: Der Kurs eines Rohstoff-Futures ist wochenlang nahezu ohne Pause gestiegen, und die Gruppe der Spekulanten stand die ganze Zeit über netto eindeutig auf der Long-Seite (setzte also auf steigende Notierungen). Wenn nun der Kurs »heißgelaufen« ist und plötzlich die großen Spekulanten von der Long- auf die Short-Seite wechseln (also auf fallende Notierungen setzen), dann ist das ein Zeichen dafür, dass kurzfristig eine Korrektur bevorsteht.
Oder genau anders herum: Der Kurs eines Rohstoff-Futures ist wochenlang praktisch nur gefallen, und die Gruppe der Spekulanten stand die ganze Zeit über netto auf der Short-Seite (das heißt, sie setzte auf fallende Notierungen). Wenn sich der Kurs nach den deutlichen Verlusten nun stabilisiert und plötzlich schlagartig die großen Spekulanten von der Short- auf die Long-Seite wechseln, dann sollten Sie zumindest mit einer sogenannten technischen Erholung des Kurses rechnen.
Nicht immer ist es so einfach, denn extreme Werte können auch ein Kontraindikator sein – nach dem Motto: Die Mehrheit liegt immer falsch. Und das tut sie tatsächlich oft, was die mittelfristige weitere Entwicklung eines Rohstoffes betrifft. Zur Prognose mittel- bis langfristiger Preisbewegungen ist der CoT-Report meiner Ansicht nach aber auch nicht das richtige Instrument. Da halte ich mich lieber an unsere Fundamentalanalyse von Angebot und Nachfrage. Wenn es jedoch um das Timing geht – das möglichst vollständige Ausreizen einer Aufwärtsbewegung, das Bestimmen eines möglichst günstigen Einstiegszeitpunkts zum Ende einer Korrekturphase –, dann leistet der CoT-Report gute Dienste.
Für mich sind neben den absoluten Werten insbesondere die Entwicklungen interessant. Den CoT-Report veröffentlicht die amerikanische Bundesbehörde CFTF (Commodity Futures Trading Commission) in der Regel einmal wöchentlich, nämlich freitags gegen 21.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Er ist frei zugänglich. Sie finden ihn im Internet, direkt auf der Startseite der CFTF. Dort sind der jeweils aktuelle Bericht und historische Berichte hinterlegt, sortiert nach Börsen und Futures. Die Internetadresse lautet: www.cftc.gov. Für eine deutschsprachige Aufarbeitung der Daten kann ich die Website von Robert Rethfeld empfehlen: www.wellenreiter-invest.de
4 Die Rohstoffe
4.1 Gold
»Nach Golde drängt, a m Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!« Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
Gold
Abbildung 4: Gold: Seit Jahrtausenden in unterschiedlichen Kulturkreisen ein Mittel zur Wertaufbewahrung; Quelle: fotolia
Gold ist seit Jahrtausenden ein Wertgegenstand, gewissermaßen »reales Geld«, während es bis jetzt noch keine Papierwährung geschafft hat, auch nur einen annähernd vergleichbaren Zeitraum zu überleben. Entscheidender Grund für diese Entwicklung: Im Gegensatz zu Papierwährungen lässt sich Gold nicht manipulieren, man kann nicht einfach mehr davon drucken. Gold ist ein klassischer sicherer Hafen. Das sind Anlageformen, die in Krisenzeiten – auch und insbesondere in Inflationszeiten – mindestens den Kapitalerhalt garantieren, besser noch Gewinne einfahren.
Da der Goldpreis in Dollar notiert wird, spielt es eine zentrale Rolle, wie sich die Dollarmenge in Relation zur Goldmenge verändert. Alan Greenspan, bis 2006 Vorsitzender der US-Zentralbank (Fed), hat während seiner Amtszeit die amerikanische Geldmenge um fast 10 Billionen Dollar erhöht. Das ist
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