Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
entsprechenden Erntejahr zu »Brasilienfrost« kommt, kann die Ernte um 30 bis 40 Prozent einbrechen. Wenn nicht, ist Brasilien leicht für eine Rekordernte gut.
So war zum Beispiel der weltweite drastische Rückgang der Kaffeeproduktion um 13,5 Prozent oder 17,14 Millionen Säcke Kaffee im Erntejahr 2003/2004 fast vollständig auf eine katastrophal schlechte Ernte Brasiliens zurückzuführen. Dort blieb die Kaffeeproduktion mit 32 Millionen Säcken um 21,6 Millionen Säcke Kaffee unter dem Vorjahreswert, ein Einbruch um 40,3 Prozent. Selbst die leichte Produktionssteigerung anderer Staaten konnte das nur zu einem kleinen Teil auffangen. Die brasilianische Kaffeeproduktion kann durchaus sprunghaft sein, mit entsprechenden Folgen für den Kaffeepreis.
Kurzfristig sind also Prognosen für die Höhe der Kaffeeproduktion und damit auch für den Kaffeepreis sehr schwierig, da sie vom Zufall (dem brasilianischen Wetter) abhängen. Mittel- bis langfristig sieht es anders aus: Gerade wegen der langen Vorlaufzeit bei der Kaffeeproduktion (fünf Jahre, bis ein Kaffeestrauch trägt) braucht es Jahre, bis ein grundlegendes Angebotsdefizit behoben werden kann, und in der Zwischenzeit steigt der Kaffeepreis tendenziell.
Wie wird sich das Angebot in Zukunft entwickeln? Da der Kaffeepreis bis 2010 unter der Marke von 150 Cent je Pfund lag, haben viele Pflanzer aufgegeben und sich vom Kaffeeanbau abgewendet. Insbesondere in Brasilien haben sie sich stattdessen verstärkt auf den gewinnbringenderen Anbau von Zucker (Ethanolproduktion) konzentriert. Besonders schmerzlich war es für die Kaffeepflanzer, als der Kaffeepreis 2009 sogar zwischenzeitlich unter die Marke von 100 Cent je Pfund rutschte. Ein kostendeckender Anbau ist zu solchen Preisen eigentlich nicht möglich. Folglich werden die Kaffeesträucher vernachlässigt, was zu einer geringeren Qualität der Ernte führt.
Die Kaffeepflanzer erhielten für ihre harte Arbeit praktisch nichts, genau genommen weniger als nichts, da die Pflege und Düngung der Pflanzen in vielen Fällen mehr kostete, als sie an Ertrag einbrachten. Kein Wunder, dass zahlreiche Bauern in Kolumbien verstärkt auf gewinnbringende Alternativen auswichen wie den Anbau von Kokasträuchern (aus denen Kokain gewonnen werden kann). Die Heimat des Kokastrauches liegt in Kolumbien und Bolivien – also in Ländern, in denen sowohl Koka- als auch Kaffeesträucher angebaut werden können. Solange den Bauern für ihre Kaffeebohnen kein gewinnbringender Preis gezahlt wird, werden sie praktisch zum Anbau von Kokasträuchern getrieben. Natürlich ist dies nur die eine Seite (die des Angebots), denn ohne die Nachfrage nach Kokain wäre auch der Anbau von Kokasträuchern nicht profitabel. Wieder ein Beispiel dafür, wie sehr alles miteinander vernetzt ist.
Eine lobenswerte Ausnahme, was annehmbare Preise aus Sicht der Kaffeepflanzer betrifft, ist mit dem Siegel Fair Trade gezeichneter Kaffee. Dieses Siegel wird von »TransFair – Verein zur Förderung des fairen Handels mit der Dritten Welt e. V.« vergeben. Hinter diesem Verein stehen 37 Organisationen, von Kirchen bis hin zur Heinrich-Böll- und Konrad-Adenauer-Stiftung. Bei Kaffee mit dem internationalen Siegel Fair Trade (seit 2003, vorher lautete der Siegelname TransFair) ist sichergestellt, dass die Kaffeepflanzer trotz ihrer harten Arbeit nicht noch draufzahlen müssen – dafür ist dieser Kaffee etwas teurer.
Doch dieser Aufpreis wirkt sich sehr positiv aus: Eine Weltbankstudie 22 bestätigte die intuitiv einleuchtende und nach wie vor gültige Erkenntnis, dass fair gehandelter Kaffee ein verbessertes Ressourcenmanagement, geringeren Einsatz von Pestiziden – was die Gesundheitsrisiken reduziert – und mehr ländliche Arbeitsplätze ermöglicht. Das wiederum hält die Kaffeepflanzer vom Anbau von Kokasträuchern oder Landflucht ab, was weitere gesellschaftliche Folgekosten hätte. Mehr Informationen zu dieser Thematik finden Sie unter www.fairtrade-deutschland.de.
Fair gehandelter Kaffee
Abbildung 14: Das aktuelle internationale Fair-Trade-Siegel; Quelle: www.transfair.org
Fakt ist: Der mehrere Jahre lang relativ niedrige Kaffeepreis hat viele kleinere Anbieter aus dem Markt gedrängt. Es kam dann zu etwas, das wir im Rohstoffsektor immer wieder beobachten können, nämlich dem sogenannten Schweinezyklus: Als diese Anbieter weggefallen waren und die Nachfrage stieg, war das Angebot auf einmal knapp. Die Folge waren drastische Preissteigerungen im
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