Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
Ethanolproduktion 70 Prozent der Inputkosten aus. Die Kennzahl »Corn Crush« misst die Differenz zwischen dem Verkaufspreis des Endprodukts Ethanol und dem Preis des Grundstoffes Mais. Je höher sie liegt, desto lukrativer ist die Produktion von Ethanol. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft weitere landwirtschaftliche Betriebe sie im Visier haben werden und bei günstiger Kennzahl ihren Mais zu Ethanol verarbeiten (lassen). Das ist eine gute Voraussetzung für einen weiter steigenden Maispreis.
Diese Entwicklung ist im Interesse der US-Regierung. Die USA suchen nach Wegen, ihre Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern. Eine Möglichkeit ist Ethanol, das Benzin ersetzen kann. Entsprechende Initiativen kommen weniger von der US-Bundesregierung als vielmehr von einzelnen Bundesstaaten, wie zum Beispiel dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Kalifornien, wo Arnold Schwarzenegger während seiner Amtszeit als Gouverneur mehrere Maßnahmen gestartet hat, darunter die »Million Solar Roof Initiative«. Demnach müssen auf einem Viertel der neu gebauten Häuser in Kalifornien Solarzellen angebracht sein. Keine schlechte Idee im Sunshine State, denn die in einem Jahr gebauten Häuser werden dann so viel Energie produzieren wie ein ausgebautes Kraftwerk. Kalifornien soll von Ölimporten unabhängig werden. Alternative Energiequellen wie die Ethanolproduktion werden gelegentlich als »freedom fuel« bezeichnet, also sinngemäß »Treibstoff der Freiheit«. Eine vernünftige Umweltpolitik wie in Kalifornien führt zu neuen Boombranchen, die auch neue Arbeitsplätze schaffen: Ökonomie und Ökologie Hand in Hand.
Es gibt durchaus berechtigte Bedenken im Hinblick auf die Tatsache, dass mit Mais ein Nahrungsmittel verwendet wird, um Treibstoff herzustellen. Solange die USA aber weiterhin Mais exportieren, halte ich dies für vertretbar. Was früher der Hafer für die Pferde war, ist heute nun teilweise der Mais für den Motor. Volkswirtschaftlich ist es vernünftig, wenn die USA die im eigenen Land reichlich vorhandene Rohware Mais zur Ethanolproduktion einsetzen, um dadurch den Import von Rohöl entsprechend verringern zu können. Schließlich fließen durch die Erdölimporte täglich Hunderte Millionen Dollar außer Landes, was das US-Handelsbilanzdefizit vergrößert. Die USA importieren zum Beispiel aus Kanada täglich rund 2,8 Millionen Barrel Erdöl, aus Saudi-Arabien und Mexiko jeweils 1,2 Millionen Barrel, aus Venezuela 950 000 Barrel sowie 818 000 Barrel aus Nigeria. 19 Pro Tag.
Volkswirtschaftlich ist es sehr erstrebenswert, zumindest einen weiteren Anstieg dieser Mengen durch die Ethanolproduktion im eigenen Land zu verhindern. Das ist gleichbedeutend mit einer erhöhten Nachfrage nach Mais. Übrigens wird derzeit nach alternativen Inputs für die Ethanolproduktion geforscht. Wenn zum Beispiel Erntereste oder Algen statt Maispflanzen verwendet werden könnten, wäre das sozusagen der Königsweg und würde der Konkurrenz »Teller oder Tank« ein Ende machen. Ich hoffe auf entsprechende Forschungsergebnisse.
Eins sollten Sie allerdings bedenken: Wenn sich solche neuen Technologien durchsetzen, dürfte das den Bullenmarkt für Mais beenden, denn die Nachfrage der Ethanolindustrie nach Mais würde deutlich sinken. Insofern ist es bei einem Investment in Mais auch wichtig, den Stand der Forschung im Hinblick auf die nächste Generation der Ethanolproduktion im Auge zu behalten.
Sicherlich bleibt Mais die wichtigste Futterpflanze in der Viehwirtschaft. Auch in diesem Bereich könnte es zu einer steigenden Nachfrage kommen. Es muss lediglich eine neue Vogelgrippe auftreten, woraufhin die Verbraucher von Geflügelfleisch – ob begründet oder nicht – verstärkt auf Alternativen wie Rindfleisch umsteigen würden, es also zu einem Substitutionseffekt käme. Auch unabhängig davon dürfte langfristig die Nachfrage der asiatischen Bevölkerung nach einer besseren Proteinversorgung steigen. Das würde die Nachfrage nach Rind- und Schweinefleisch und damit auch nach Viehfutter wie Mais erhöhen.
Es ergibt sich folgende Gleichung: verstärktes Setzen auf alternative Energiequellen = erhöhte Ethanolproduktion = steigender Input von Mais = geringere Maisexporte der USA = steigender Maispreis auf dem Weltmarkt.
Fazit: Es ist nicht die Angebotsseite, die für einen steigenden Maispreis spricht, denn das Angebot an Mais wächst Jahr für Jahr und ist im Erntejahr 2011/2012 auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Steigt
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