Mehr Sex weniger Abwasch
dann geh wieder arbeiten. Aber mach mich dafür gefälligst nicht zum Buhmann.«
» Ich mache dich nicht zum Buhmann«, sagte Leila. » Ich sage lediglich, dass du mir hättest helfen können, alles besser zu durchdenken, bevor ich meinen Job an den Nagel gehängt habe.«
Jake hatte es satt, der Sündenbock zu sein. Und Leila hatte es satt, die Mama zu spielen.
Die Lösung : Schau in den Spiegel!
Eines Tages, Jasper war inzwischen im Krabbelalter, durchstöberte Leila ihren Kleiderschrank und besah sich all die Kleider, die sie seit über einem Jahr nicht mehr getragen hatte – Kostüme, Cocktail-Kleider, Seidenblusen. Wer war diese Frau, die diese Kleider einmal getragen hatte? Sie sah an sich hinunter: altes Unterhemd von Jake, kurze Baumwollhosen, Gesundheitslatschen – so weit war es also gekommen!
Sie hatte noch ein paar Minuten, dann musste sie mit Jasper in die Babyturnstunde. Fix schlüpfte sie in einen hübschen, engen Rock, eine dekolletierte Bluse und ein Paar High Heels, die sie vor zwei Jahren gekauft hatte. Dann legte sie etwas Schmuck an – was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Sollen die anderen Mütter in der Turnstunde doch denken, was sie wollen. Leila betrachtete sich im Spiegel: Na bitte!
Als Jake an jenem Tag abends nach Hause kam, war Leila aufgedonnert, als wäre sie die Gastgerberin einer Galerie-Eröffnung. » Wow, du siehst ja toll aus«, meinte Jake. » Gibt’s einen besonderen Anlass?«
» Anlass?«, sagte Leila. » Muss ich denn einen Anlass haben, um toll auszusehen?«
Jake ging sich ein paar Kräcker aus der Küche holen und half Jasper, ein Puzzle zusammenzusetzen.
Am folgenden Tag hatte Leila einen Spielenachmittag bei Alex und Liz vereinbart. Sie streifte eines ihrer Bürokleider über und nahm sich Zeit für ein Make-up.
Die beiden anderen Mütter bemerkten Leilas Verwandlung sofort. » Was ist denn der Anlass?«, fragten sie praktisch einstimmig.
» Herrgott, warum fragt mich alle Welt nach dem Anlass? Ich hab’s einfach satt, wie eine Mami auszusehen, okay?«, sagte Leila. » Und das meine ich nicht als Beleidigung.«
Auf dem Heimweg stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn sie genau in diesem Moment im Büro säße, anstatt Jasper vor sich her zu schieben und sich zu ärgern, dass dieser Kirschsaft, den er ihr kurz zuvor über ihr Kleid geleert hatte, wohl nie mehr rauszukriegen war. Da stieß sie plötzlich mit dem Buggy irgendwo dagegen. Der kippte prompt nach vorn und Jasper purzelte auf den Gehsteig. Er stieß sich den Kopf und schrie wie am Spieß. Auch Leila schrie. Hatte sie etwa vergessen, ihn anzuschnallen? Was in aller Herrgottsnamen war los mit ihr? Sie versuchte, sich zu beruhigen, drückte ihn fest an sich und untersuchte ihn von Kopf bis Fuß, bis sie sicher war, dass er nirgendwo blutete und wahrscheinlich keine Gehirnerschütterung hatte.
Nichtsdestotrotz war Leila die ganze Nacht auf, lauschte seinem Atem und suchte förmlich nach allem, was beweisen könnte, dass sie eine Rabenmutter war: Sie konnte nicht singen. Sie ließ ihre Gedanken schweifen, einfach so, um sich dann zu wundern, dass Jasper schlimme Dinge widerfuhren. Beim Schaukeln wurde ihr schlecht, egal, ob sie auf der Schaukel saß oder diese nur anstieß. Stillen langweilte sie.
» Ich hätte es von vornherein wissen müssen«, sagte Leila am nächsten Morgen zu Jake. » Du hättest es wissen müssen.«
» Was genau, Leila, hätte ich denn wissen müssen?«, fragte Jake angriffslustig. Er war so oft morgens aufgewacht, da ließ Leila schon die Klinge sprechen – noch im Bett, am Frühstückstisch oder am Telefon –, dass er diesmal die Schilde hob, noch ehe Leila den Mund aufmachte.
» Dass ich meinen Job nicht aufgeben soll.«
» Verstehe. Ich hätte Psychologe spielen sollen. Dir raten sollen, unser Baby in fremde Hände zu geben, weil es mir lieber gewesen wäre, dass du den ganzen Tag Kunstwerke beguckst.«
» Aha!«, sagte Leila. » Wusste ich es doch! Du nimmst meine Arbeit gar nicht ernst. › Kunst beguckst? Den ganzen Tag?‹ So siehst du meine Arbeit also?«
» So meine ich das nicht, und das weißt du«, sagte Jake und fuchtelte mit den Armen. Verdammt! Seine Schilde hatten versagt! » Ich habe mich unglücklich ausgedrückt. Natürlich nehme ich deine Arbeit ernst. Ich nehme DICH ernst. Ich weiß nur einfach nicht mehr, was ich tun soll, um dich glücklich zu machen.«
Leila ließ sich über ihr Unglück aus, während er nur dasaß und sie ansah. Dann
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