Mehr Sex weniger Abwasch
zurückkommen und Ihr Mann mit keinem Ton fragt, wie es war, sollten alle Alarmglocken läuten!) Martha war in einem fort auf Achse, organisierte Spendensammlungen und Info-Abende, plante Reisen, ging auf Reisen oder kehrte von Reisen zurück. » Mir kam es gar nicht so vor, als sei mein Leben so großartig anders«, sagte sie. » Ich war wie immer mit Energie bei der Sache, nur jetzt für andere Menschen, und die lebten nun mal nicht unter meinem Dach.«
Doch indem sie Phil und ihre Ehe als gegeben hinnahm, lief sie Gefahr, ihre Ehe als allzu selbstverständlich zu betrachten. Und genau das übersah Martha. Sie setzte stillschweigend voraus, dass sie und Phil für immer zusammen sein würden – ganz gleich, was passiert. Dass alles seinen gewohnten Gang ginge, dass ihr Glücksbarometer stetig nach oben wandern würde. Ein Scheitern ihrer Beziehung war für Martha unvorstellbar, dafür war sie ihr viel zu wichtig. » Ich liebte die Sicherheit der Ehe«, sagte Martha. » Aber ich war zu sehr von mir selbst eingenommen. Ich habe die Alarmzeichen übersehen.«
Eines Morgens kam sie zur Tür herein, warf die Schlüssel auf den Tisch und schnaufte tief durch. Sie war seit 24 Stunden auf den Beinen und kam geradewegs vom Flughafen. Sie war fix und alle.
Sie ging in die Küche. Dort saß Phil und erwartete sie. » Diese Ehe funktioniert nicht mehr«, sagte er.
Zwei Jahre und Tausende Dollar Therapiekosten später waren die beiden geschieden.
Das Problem : Ein Zuviel an Selbstsicherheit
Martha ist nicht die Art von Person, die man als » zu selbstsicher« betiteln würde, wenn man ihr das erste Mal begegnet. Was jedoch ihre Ehe anbelangt, so legte Martha genau die Art von Selbstsicherheit an den Tag, die einer Partnerschaft alles andere als guttut.
» Es klingt wahrscheinlich verrückt«, erzählte sie uns, » aber Scheidung war für mich nie ein Gedanke, bis ich an jenem Tag nach Hause kam und Phil mir eröffnete, dass er mich verlassen würde.«
Studien belegen, dass wir Menschen in aller Regel übertrieben selbstsichere Wesen sind. Eine Umfrage unter 3500 US -amerikanischen Teenagern ergab, dass sich die meisten (im Schnitt 72,5 Prozent) bis zu ihrem 30. Lebensjahr mit einem College-Abschluss in der Tasche sehen; die Anzahl derer, die mit 30 tatsächlich einen College-Abschluss in der Tasche hatte, lag hingegen bei nur 30 Prozent. In einer weiteren Studie gaben 82 Prozent der Studenten an der Harvard Business School an, besser auszusehen als ihre Mitstudenten. Und in einer Umfrage unter 137 Menschen aus Virginia, die gerade ihr Aufgebot bestellt hatten, sagten die meisten, sie wüssten sehr wohl, dass die Scheidungsrate bei 50 Prozent läge, sahen aber die Wahrscheinlichkeit, selbst einmal geschieden zu werden, bei null Prozent.
Null Prozent? Nun, wir freuen uns über so viel Selbstsicherheit bei der Heirat. Aber null Prozent? Wir selbst, die Autorinnen dieses Buches, gehören gewiss zu den selbstsichersten Menschen überhaupt – und wir lieben unsere Ehemänner über alles –, aber die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung würden wir für unseren Fall definitiv oberhalb der Null ansetzen.
In unserer » Ehe-Umfrage« ergab sich folgendes Bild: 84 Prozent der Befragten antworteten mit » sicher« oder » absolut sicher« auf die Frage, für wie wahrscheinlich sie es hielten, niemals von ihrem Ehepartner betrogen zu werden. Und 78 Prozent waren sicher, dass sie und ihre Ehepartner » auf immer und ewig zusammenbleiben« würden.
Sicher, ein gewisses Maß an Selbstsicherheit ist gut. Unternehmern hilft sie, allen Widrigkeiten zum Trotz an den eigenen Erfolg zu glauben. Sie hilft Verkäufern, die eine Provision dafür kassieren, andere von einem Produkt zu überzeugen. Und sie treibt uns an, morgens aus dem Bett zu kommen.
Doch in hohen Dosen kommt Selbstsicherheit leicht mit unseren Köpfen, Herzen und Bankkonten ins Gehege. Sie kann uns davon abhalten, für die Zukunft vorzusorgen, da sie uns vorzugaukeln weiß, dass auch in Zukunft alles so glatt laufen wird wie heute. Je mehr wir die Welt sehen, wie wir sie sehen wollen – nicht, wie sie wirklich ist –, desto selbstsicherer werden wir.
Verheerende Formen von übermäßiger Selbstsicherheit finden sich in allen Lebensbereichen, in obersten Chefetagen (was nicht weiter verwundert) ebenso wie unter Extremsportlern. Am 30. Mai 2002 erreichte eine Klettergruppe den knapp 3500 Meter hohen Gipfel des Mount Hood in Oregon. Sie sogen die Schönheit auf. Feierten.
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