Mehr Sex weniger Abwasch
bezeichnen, wenn wir den Wert eines Guts in unserem persönlichen Besitz irrational hoch bemessen. Es ist eine verhaltenspsychologische Eigenheit, die aus unserer Aversion zu verlieren herrührt: Einem Gut, das wir in unsrem Besitztum haben, verleihen wir eine höheren Wert als einem, das wir nicht besitzen. Insofern gehen wir bis zum Äußersten, um dieses Gut nicht zu verlieren.
Der Besitzeffekt bewirkt, dass wir auf einem Flohmarkt für unser gebrauchtes Wirtschaftsfachbuch fünf US -Dollar verlangen (nicht verhandelbarer Festpreis!), für das gleiche Buch aber nicht mehr als zwei Dollar auszugeben bereit sind, wenn wir es kaufen wollen. Er bewirkt auch, dass wir glauben, unser Haus sei 42 0 000 Dollar wert, unsere Nachbarin aber für völlig übergeschnappt halten, wenn sie sich einbildet, 32 0 000 Dollar für ihr Haus zu bekommen. Er bewirkt, dass Versandhandelsunternehmen eine kostenlose Warenrücknahme anbieten, weil sie sehr wohl wissen, dass Sie das Piratenkostüm wohl kaum zurückgeben werden, wenn Sie erst einmal gesehen haben, wie gut es Ihnen steht.
Der bereits erwähnte Daniel Kahneman wies den Besitzeffekt in einem klassischen Experiment nach. Er bat zwei Gruppen von Personen, den Wert zu benennen, den eine Kaffeetasse für sie hatte. Den Personen der ersten Gruppe sagte er, dass er ihnen die Kaffeetasse schenke. Den Personen der zweiten Gruppe sagte er nichts dergleichen. Die Personen der ersten Gruppe (die » Besitzer« der Kaffeetassen) setzten tendenziell einen höheren Preis für die Tasse fest als die Teilnehmer der zweiten Gruppe. Zudem wollten sie ihre Tasse behalten, auch als sie die Möglichkeit geboten bekamen, sie gegen Bargeld einzutauschen. Die Personen der zweiten Gruppe hingegen, die die Tasse nicht in ihrem Besitz hatten, entschieden sich für das Bargeld.
In Paulas Fall ging es nicht einfach darum, dass sie an ihrem Sessel hing – es ging darum, dass sie den Schmerz nicht ertragen konnte, ihn zu verlieren. Ihn zu verlieren würde bedeuten, alles zu verlieren, was für sie mit dem Sessel verbunden war: das ungebundene Single-Leben.
Aber war es dieses Möbelstück denn wirklich wert, sich weiterhin mit Nivi darüber zu streiten?
Die Lösung : Die Umformulierung (Reframing)
Ehe- und Paartherapeuten kommen in solchen Fällen gerne mit Weisheiten wie » sich nicht blind in den Kampf stürzen« oder » lernen, Kompromisse zu schließen« – beides probate Regeln. Aber sie sagen nichts darüber aus, warum wir diesen oder jenen Kampf überhaupt führen. Es geht sehr häufig nur darum, dass wir nicht verlieren wollen. Und diese Risikoaversion kann durch den hohen Wert, den wir Dingen beimessen, die uns (buchstäblich) lieb und teuer sind, ausgelöst werden.
Aber wie schaffen wir es, uns davon frei zu machen? Es ist schwer, Dinge loszulassen, an denen wir hängen.
Eine Methode ist die Umformulierung der Fragestellung: Sessel verlieren oder glückliche Zweisamkeit erlangen? Etwas emotional Wertvolles einbüßen oder etwas schönes Neues gewinnen?
Das Gefühl, etwas zu verlieren, hängt mitunter davon ab, wie wir die Frage » einrahmen«. Unterschiedliche Formulierungen können unser Entscheidungsverhalten unterschiedlich beeinflussen – ein Phänomen, das als Framing-Effekt ( » Einrahmungseffekt«) bezeichnet wird und das Daniel Kahneman und Amos Tversky in zahlreichen Experimenten nachgewiesen haben. Dass wir Menschen geneigt sind, riskante Wetten einzugehen, je nachdem, wie sie uns präsentiert werden, haben wir bereits gesehen. In einem weiteren Experiment zum Nachweis des Framing-Effekts wurden die Probanden aufgefordert, sich vorzustellen, wie durch den Ausbruch einer Epidemie vermutlich 600 Menschen getötet werden, und sich dann zwischen zwei unterschiedlichen Programmen zur Rettung von Menschenleben zu entscheiden:
Programm A: Es besteht eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, dass 200 Personen gerettet werden.
Programm B: Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von einem Drittel, dass 600 Personen gerettet werden und eine Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln, dass keiner gerettet wird.
72 Prozent der Probanden entschieden sich für Programm A, das die größte Sicherheit bot, wenigstens einige Menschenleben zu retten.
Danach sollten sich die Probanden zwischen folgenden beiden Programmen entscheiden:
Programm A: Es besteht eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, dass 400 Personen sterben werden.
Programm B: Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von einem Drittel, dass
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