Mehr Sex weniger Abwasch
Liste nicht um einige Regeln zur Verbesserung der ehelichen Sachlage erweitern? Das moralische Risiko entsteht, solange es keine Konsequenzen gibt. Und es gibt keine Konsequenzen, solange es keine Regeln gibt.
Joe und Lana hätten sich auch einfach nur das Versprechen geben können, künftig weniger selbstbezogen zu sein. Doch damit wäre es nicht getan gewesen. Was die beiden dringend brauchten, war ein gut durchstrukturierter Vertrag.
Bevor ihre Ehe langsam in die finstere Ecke der Gleichgültigkeit abdriftete, hatten sie es einigermaßen geschafft, sich irgendwo in der Mitte zu treffen. Lana war vom Laufbandtraining zwar nicht hellauf begeistert, trainierte aber trotzdem regelmäßig, um Joe zuliebe ihre Figur zu halten. Und Joe war es eigentlich egal, ob seine Hände gewaschen waren oder nicht, er wusch sie aber trotzdem, wenn er nach Hause kam, um Lana eine Freude zu machen. Es galt, zu Toleranz und Kompromissen zurückzufinden – und dafür brauchte es Regeln.
Lana nannte uns vier Dinge, mit denen Joe ihr entgegenkommen könnte:
anrufen, wenn er sich verspätete,
sich die Hände waschen, wenn er nach Hause kommt,
sich abends um sie und Bella kümmern,
sich im Bad die Hände waschen (siehe Punkt 2), wenn sie in der Küche das Abendessen kocht.
Und Joe erzählte uns, wie Lana ihm eine Freude machen könnte:
Bellas Sportsachen aus dem Flur räumen,
ab und zu » Bitte« und » Danke« sagen,
ein etwas längeres Vorspiel beim Sex, wenn es überhaupt mal dazu kommt. (Sollte Sie das jetzt schockieren, seien Sie beruhigt, uns hat es das auch!),
sich wieder öfter aufs Laufband stellen – (nicht, dass ihm ihre Figur nicht gefiele, nein, er meinte nur, dass sie sich selbst vielleicht besser fühlen würde, wenn sie wieder in Form käme).
Sie schrieben jeweils eine umfangreichere Wunschliste und tauschten diese aus. Sie beschlossen, dass es genügen sollte, wenn jeder zunächst auf drei bis vier Wünsche des anderen einginge. Lana wollte ihre Sachen künftig aus dem Weg räumen, aber ob sie das auch mit Bellas Sachen schaffte, dafür konnte sie nicht garantieren. Und Joe brauchte erst mal eine halbe Stunde für sich, wenn er abends nach Hause kam, ehe er sich der Familie widmen konnte. Aber drei von vier Punkten zu berücksichtigen war für den Anfang nicht schlecht. Und was die Konsequenzen anbelangte: Sob ald einer der beiden die Dinge schleifen ließ, tat das auch der andere.
Moralisches Risiko: ein Lebensretter!
Regeln können nicht nur Beziehungen, sondern sogar Leben retten. Die Ökonomen Michael Conlin, Stacy Dickert-Conlin und John Pepper untersuchten, ob Gesetze, die der Kontrolle der Rotwildpopulation dienen sollen, eine unbeabsichtigte Wirkung auf die allgemeine Sicherheit haben. Im Zuge ihrer Studie verglichen sie die Häufigkeit von Jagdunfällen in Pennsylvania in den Jahren 1990 bis 2005.
Um die Rotwildbestände des Staates auszudünnen, war es den Jägern ab dem Jahr 2000 gestattet, an ein und demselben Tag sowohl Hirschböcke als auch Hirschkühe zu schießen. Zuvor waren bestimmte Tage der Jagd und dem Schießen von Hirschkühen vorbehalten gewesen. Im Jahr 2002 änderte der Staat das Gesetz erneut, diesmal um jüngere Böcke zu schützen. Von nun an war es erlaubt, Hirschen jeglicher Größe zu schießen, aber Hirschb öcke nur dann , wenn ihre Geweihe eine Mindestgröße erlangt hatten.
In den Jahren, in denen bestimmte Jagdtage für Böcke oder Kühe festgelegt waren, und in den Jahren, in denen das Schießen jüngerer Hirschböcke erlaubt war, musste ein Jäger seine Schüsse also gut abwägen, um keine Strafe zu riskieren. Hat der Jäger dagegen die Erlaubnis, an jedem beliebigen Tag jedes Geschlecht jeglicher Größe zu schießen, so die Theorie der Wirtschaftswissenschaftler, wird er weniger bedacht vorgehen und mit jedem Schuss auf » Freiwild« (im wahrsten Sinne des Wortes) zielen.
Und genau hier liegt das moralische Risiko: Darf der Jäger uneingeschränkt schießen, wird er mehr Risiken in Kauf nehmen.
Diese Theorie bestätigte sich prompt in der Praxis. Wie sich zeigte, kam es in den Jahren von 2000 bis 2002 zu einer Häufung von Jagdunfällen, in die andere Jäger oder sogar Unbeteiligte verwickelt waren.
Die Moral von der Geschicht’: Manchmal liegt die Lösung in einem simplen » Entweder-oder«.
Indem sie ihre Wünsche klipp und klar formulierten, lösten sie das Rätsel um ihre kriselnde Ehe. Schwarz auf weiß hatten sie vor sich, was alles auf der Strecke geblieben war.
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