Mehr Sex weniger Abwasch
Gewiss, das Elternsein hatte seinen Tribut gefordert und ihr » bockiger Teenager« hatte ihnen auch allerhand Energie abgezogen. Im Wissen darum, dass Ehen heutzutage sehr verwundbar sind, so der Psychiater John Jacobs, sei regelmäßige Beziehungspflege besonders wichtig, damit » die Partnerschaft nicht zu kurz kommt« – und das kommt letztlich auch den Kindern zugute. 6
Joe und Lanas neuer Rahmenvertrag offenbarte, wo sie den Bogen des moralischen Risikos überspannt hatten. Indem sie sich – in wenigen einfachen Schritten – aufeinander zubewegten, wurde ihnen langsam wieder bewusst, warum sie sich einmal ineinander verliebt hatten und was sie zu verlieren riskierten, wenn sie wie bisher weitermachten.
Wenn Sie wissen wollen, inwieweit Ihre eigene Partnerschaft durch das moralische Risiko gefährdet ist, stellen Sie in einem ersten Schritt einen Vertrag mit einigen wenigen Regeln auf. Eine Regel könnte beispielsweise sein, Ihrem Partner öfter den Rücken zu massieren. Wollen Sie nicht? Überlegen Sie doch mal. Wenn Sie ihm nie den Rücken massieren, geben Sie ihm zu verstehen, dass Ihnen eine kleine Aufmerksamkeit dieser Art gar nicht in den Sinn kommt. Er wird sich daran gewöhnen – welcher Mann erwartet schon von seiner Frau, dass sie ihm täglich den Rücken massiert, wenn sie Vollzeit arbeitet und zwei Kinder hat? Schlimmstenfalls ärgert er sich ab und zu darüber. Aber damit können Sie leben, richtig?
Falsch. Kleiner Ärger führt zu kleinen Verstimmungen, die wiederum zu einer leichten Verweigerungshaltung führen, was wiederum zu kleinem Ärger, kleinen Verstimmungen und kleinen Verweigerungen Ihrerseits führt – und ehe Sie sich versehen, wird eine Sache, die Sie nur fünf Minuten Zeit gekostet hätte, zu einem Quell der Spannungen. Das soll nicht heißen, dass eine Rückenmassage der Schlüssel zum Eheglück ist, aber Ihrem Partner etwas zu versagen, an dem er Freude hätte, und sei es eine noch so kleine Aufmerksamkeit, hat einen Welleneffekt. In einer Partnerschaft geschieht eben nichts ohne Folgen.
Nachdem Sie Ihren Vertrag aufgesetzt haben, kontrollieren Sie zumindest in den ersten Monaten regelmäßig Ihre Fortschritte. Reflektieren Sie jede Woche, ob Sie beide Ihre Versprechungen erfüllt haben. Beispiel: Haben Sie am Mittwoch gegrüßt, als Sie heimkamen, oder nur Ihr übliches Grummeln vernehmen lassen? Wie oft haben Sie sich mit Ihrem Partner gemeinsam Gedanken über den täglichen Essensplan gemacht und Vorschläge eingebracht? Haben Sie für Samstagabend einen Babysitter organisiert und Kinokarten reserviert? Hatten Sie in der vergangenen Woche jeden Tag Sex? Wenn nicht, ist das für Sie beide in Ordnung so? (Übrigens, falls Sie » jeden Tag Sex« vereinbart und auch tatsächlich umgesetzt haben, sollten Sie die Fortsetzung zu diesem Buch schreiben.)
Ein solcher Vertrag soll dazu dienen, den Status quo, jenen eingeschliffenen Beziehungsstandard, an dem wir alle nur zur gerne festhalten (siehe Kapitel 2 über Risikoaversion und Status-quo-Tendenz), neu zu justieren. Die Kunst dabei besteht darin, den neuen Vertrag nicht zu einem neuen Status quo werden zu lassen. Gehen Sie ihn regelmäßig durch und überprüfen Sie, ob er noch aktuell ist oder ob sich Ihre Bedürfnisse inzwischen verändert haben. Wenn ja, feilen Sie daran, aber schmeißen Sie ihn nicht komplett um. Kleine Taten haben mitunter große Wirkung.
Fallstudie 3
Die Akteure: Carla und Pete
Die Journalistin Carla aus New York lernte Pete in Wyoming kennen, von wo sie im Auftrag eines Männermagazins über ein Rodeo berichtete – nicht ohne den heimlichen Gedanken, vielleicht einen echten Cowboy abzukriegen.
Und Pete war ein echter Cowboy. Er arbeitete auf einer Rinderfarm und ritt Pferde zu. Er hatte vor, sich selbständig zu machen. Er war groß, blond, höflich, selbstbewusst, ein Mann der leisen Töne, sprach geradeheraus, war kräftig und emotional gefestigt – kurzum, er war alles, was keiner der Männer zu bieten hatte, m it de nen Carla sich in den vergangenen 15 Jahren abgegeben hatte.
Sie verbrachten ein romantisches Wochenende zusammen, doch Carla hätte nie geglaubt, dass etwas Festes daraus werden würde. » Es schien unmöglich, dass zwei so unterschiedliche Menschen wie wir das hinbekommen«, sagte Carla.
Nach sechs Monaten Fernbeziehung, fünf Besuchen, Tausenden von Dollars an Telefonrechnungen, wöchentlichen Briefen (jawohl, Pete schrieb noch ganz altmodisch mit Füller und auf Briefpapier,
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