Mehr Sex weniger Abwasch
was Carla auf die gleiche Art beantwortete), kam der Heiratsantrag und sie machten Nägel mit Köpfen.
Gewiss, es war von Anfang an eine Romanze der Gegensätze: Mädchen aus der Großstadt und Cowboy vom Land; Designer-Schuhe von Manolo Blahnik und grobe Karohemden. Doch es schien zu funktionieren.
» Er brachte das Beste in mir hervor«, sagte Carla, die endlich rauswollte aus der Tretmühle Manhattan – aus der buchstäblichen Tretmühle im Fitnessstudio ebenso wie aus der im bildlichen Sinne, in der sie sich befand, seit sie in die Großstadt gekommen war, um als Journalistin Karriere zu machen.
» Niemand hat mich je so zum Lachen gebracht wie sie«, sagte Pete, der nie in irgendeiner Tretmühle, egal welcher Art, gesteckt hatte, der aber sehr wohl zuzupacken wusste.
Wie aber waren ihre zwei so grundverschiedenen Leben unter einen Hut zu kriegen? Pete war naturverbunden, er ritt und baute Weidezäune. Wenn er in einer Wohnung im soundsovielten Stock mit Blick auf eine Tankstelle leben müsste, würde er eingehen. Und Carla wollte Pete nicht ins Unglück stürzen. Sie war für ei n Leb en auf dem Land eher bereit als Pete für ein Leben in der Stadt.
Also packte sie ihr Hab und Gut in seinen Transporter und zog zu ihm.
Sie kauften ein Haus mit Garten, und Carla stürzte sich in ihr neues Leben. Sie legte ein Gemüsebeet an und lernte Grünkohl von Mangold und Rüben von Pastinaken zu unterscheiden. Pete hatte bereits einen Hund, und Carla holte noch einen zweiten aus dem Tierheim. Der folgte ihr auf Schritt und Tritt, wenn sie im Garten nach ihren Setzlingen sah oder im Arbeitszimmer schrieb. Ohne irgendeine » Tretmühle« weit und breit fing Carla an, durch die Wälder zu joggen. Sie lernte kochen und verwöhnte Pete mit fantasievollen Gerichten, wenn er nach einem langen Tag draußen auf den Weiden nach Hause kam.
Doch auch wenn Carla ganz neue Seiten an sich entdeckte und ausprobierte, es gab Tage, an denen sie vor Einsamkeit schier wahnsinnig wurde – ein Problem, das Pete nicht kannte. Er konnte Wochen zubringen, ohne mit einem Menschen zu sprechen, nur den Hund an seiner Seite.
Carla hingegen war ein geselliger Mensch. Sie vermisste ihre Freunde. Wie lange wohl würde sie es aushalten, dass die einzigen Wesen, mit denen sie sprach, die Hunde und Pete waren? Langsam machte sie sich über finanzielle Dinge, über ihre Karriere und über das Fehlen enger Freunde Gedanken. Sie steigerte sich in Zweifel darüber hinein, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war, an diesen Fleck in der sprichwörtlichen Mitte von Nirgendwo zu ziehen. Sie sah in den Spiegel und erkannte sich selbst kaum wieder. Sie trug Tag für Tag dieselbe ausgefranste Jeans, denselben Rolli und dieselbe Weste.
Dass Pete eine Siebentagewoche hatte und von frühmorgens bis spät in die Dunkelheit arbeitete, war nicht gerade hilfreich. Er war damit beschäftigt, seinen Betrieb aufzubauen, den Grundstein für ihre gemeinsame Zukunft zu legen und besaß eine endlose Ausdauer und Energie. Er bemerkte zwar, dass Carla zunehmend düsterer Stimmung war und nicht mehr so viel lachte wie früher. Aber, so dachte er, das würde sich mit der Zeit geben, sie würde sich schon einleben. Und das versuchte Carla wirklich, was aber nicht leicht war mit einem Mann, der nichts anderes zu sagen wusste als » Kopf hoch, das wird schon!« Mit Depressionen konnte Pete nicht umgehen. » Unser Leben war doch wunderba r«, sagte er. » Wir waren verliebt. Kein Grund, Trübsal zu blasen.«
Das Problem : Pervertierte Anreize
An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass Pete jener Mann war, der seine Ehe mit der Eroberung des Aztekenreiches verglich und sagte, dass ein Scheitern nicht zur Debatte stünde.
Einerseits spricht aus dieser Einstellung, dass er seine Frau niemals verlassen und alles tun würde, um sie und seine Ehe festzuhalten (15 Stunden am Tag arbeiten, Ersparnisse anlegen, in ewiger Treue leben. Glück, wer einen Mann wie Pete hat!). Andererseits aber spricht daraus auch eine gewisse Blindheit gegenüber allen Warnsignalen, wenn ein Scheitern bereits im Anzug ist. Dass irgendetwas seine Ehe entzweien könnte, kam Pete gar nicht in den Sinn, weshalb er Carlas Befinden als ein kurzzeitiges Phänomen ansah, das sich mit der Zeit geben würde.
Petes Bild von der Ehe gab einem Phänomen Raum, das in der Ökonomie als » pervertierte Anreize« bezeichnet wird – Anreize, die das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken. Ein Beispiel aus der
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