Mehr Sex weniger Abwasch
Dollar, das sie seit langem im Auge hatte, bleiben zu lassen. » Wenn Paul es fertigbringt, die Regeln einfach so zu brechen, dann kann ich das auch, oder nicht?«, meinte Rebecca.
Das Problem dieser Tit-for-Tat-Strategie ist, so die Ökonomen Avinash Dixit und Barry Nalebuff, » dass jeder Fehler zu einem hin- und herspringenden Echo führt. Eine Seite straft die andere für den Bruch der Kooperation, was sofort eine Kettenreaktion in Gang setzt. Der Rivale reagiert auf den Bruch mit einem Gegenbruch, und das wiederum ruft erneut nach einem Bruch.«
Nichts anderes machte Rebecca, die nach dem Vespa-Vorfall zu überlegen begann, wie sie Paul mit allen erdenklichen Mitteln bestrafen könnte. Sie könnte das obere Badezimmer renovieren, ohne es mit ihm abzusprechen. Sie könnte ihm seine Kreditkarten sperren lassen. Sie könnte der Polizei melden, dass Paul den Roller ohne Führerschein fährt. Und eigentlich hatte sie keinerlei Anreiz, nicht die Polizei zu rufen (außer, dass Paul noch immer ihr Ehemann war und es sich nicht richtig anfühlte, ihn anzuschwärzen.)
Doch Rebecca stieß immer wieder auf das gleiche Problem: Strafe half weder ihr noch ihm, die Risse zu kitten. Im Gegenteil. Mit einer Strafe würde sie Paul nur signalisieren, dass sie quitt wären – und alles wäre wieder beim Alten. Aber welchen Anreiz konnte es für ihn überhaupt geben, das alte » stillschweigende Abkommen« wieder aufzunehmen, wenn er wusste, dass er auch ungeschoren davonkommen konnte?
» Irgendwie steckte ich fest«, sagte Rebecca. » Ich wusste, wenn ich die Sache jetzt nicht klarstellte, würde so etwas wahrscheinlich immer wieder passieren.«
Die Lösung : » Joker« ziehen
Um ihre Ehe wieder auf eine kooperative Basis zu stellen und Paul anzuregen, sich nicht noch einmal so einen Schnitzer zu erlauben, machte Rebecca Folgendes: Sie verzieh ihm.
» Ich hatte keine Wahl«, erklärte sie. » Ich hätte es ihm ewig und drei Tage vorhalten können, hätte schreien, brüllen oder ebenfalls einen Haufen Geld ausgeben können, aber es hätte alles nichts geholfen.«
Verzeihen, diese kleine Geste, so haben Wirtschaftswissenschaftler belegt, kann ein großer Anreiz sein – was Rebecca gar nicht wusste. Indem sie Paul verzieh, anstatt sein Verhalten » nachzuahmen«, führte Rebecca die Tit-for-Tat -Strategie in ihre Ausgangsstellung zurück, läutete eine weitere Runde ein und gab Paul damit eine neue Chance zur Kooperation. Paul hatte einen » Joker« bekommen, eine » Freikarte«, wenn man so will – und dessen war er sich sehr wohl bewusst.
» Ich war schockiert«, sagte Paul. Er wusste, dass er die Regeln gebrochen hatte und erzählte uns, dass er nach Rebeccas erster Reaktion Angst hatte, sie könne die Scheidung einreichen. » Als sie mir dann sagte, dass es in Ordnung war und ich den Roller behalten solle, dachte ich nur › Was ist denn mit der passiert?‹«
Paul hatte schnell begriffen, dass er seiner Frau etwas schuldig war. Und genau darauf hatte Rebecca gehofft.
Mollys Rache
Tim und Molly führten eine gute Ehe, hatten aber ein großes Problem. Während Molly morgens schon aus dem Haus war, nahm Tim eine Dusche, trocknete sich ab und ließ das nasse Handtuch dann auf ihrer Seite des Bettes liegen. Molly musste jede Nacht auf feuchten Laken schlafen. » Das ist unverschämt«, erzählte sie uns. » Schlichtweg unverschämt.«
Molly hatte schon alles versucht, Tim zu bewegen, das Handtuch aufzuhängen. Sie hatte es auf die freundliche, auf die humorvolle, auf die wütende und auf die schmollende Tour probiert. Und ja, sie keifte Tim auch an. Es half alles nichts. Jede Nacht das Gleiche. Schließlich zahlte sie es ihm mit gleicher Münze heim. Eines Abends, er war nicht zu Hause, schob sie ein klitschnasses Handtuch unter sein Laken. Tim sagte keinen Ton, als er ins Bett kroch. Er hatte kapiert.
Molly hatte Tim abgestraft. Strafe ist zwar kein Anreiz, den wir ohne weiteres empfehlen würden, aber manchmal geht es eben nicht ohne – wie in Mollys Fall. Im ökonomischen Fachjargon wird die Androhung von Strafe auch als » koerziver Anreiz«, als Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, bezeichnet. Doch es gilt, ihn weise einzusetzen: Greifen Sie lieber zum Zuckerbrot und nicht zur Peitsche.
Nicht dass sie sofort wieder vor Glück strahlte. Nein. Ihre Geste war mit einem neuen Abkommen verbunden, an das einige Bedingungen geknüpft waren. Das einstige stillschweigende Abkommen, wonach keiner von beiden hohe Summen
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