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Mehr Sex weniger Abwasch

Mehr Sex weniger Abwasch

Titel: Mehr Sex weniger Abwasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Paula u Anderson Szuchman
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verheiratet. Sie hatten ein Kind, einen Hund und zwei Hamster. In Sachen Arbeitsteilung verfuhren sie nach dem Gleichheitsprinzip, so wie es ihnen auch sonst entsprach. Sie regelte die Finanzen, organisierte den Alltag, kochte und schmiss den Haushalt. Er ging mit dem Kind zum Arzt, sie in die Schulsprechstunden. Er half dem Kind bei naturwissenschaftlichen Referaten, sie bei den täglichen Schulaufgaben. Er war für den Garten zuständig (er rechte, schippte Schnee, mähte Rasen), sie für das Haus (Wäsche, Müll, Putzen).
    Auch ihre Geldausgaben hatten sie streng reglementiert: Sie hatten ein stillschweigendes Abkommen, dass keiner von ihnen irrsinnige Summen für persönliche Dinge verschleuderte und dass sie beide in etwa gleich viel ausgaben. Wenn sich Rebecca zum Beispiel ein neues Kleid gönnte, nahm Paul das zum Anlass, sich neue Linsen für seine Kamera zu kaufen. Und weil er sich die Linsen gekauft hat, wusste Rebecca, dass sie sich irgendwann wieder etwas kaufen konnte, was Paul wiederum dazu bewog, sich nach weiterem Zubehör für seine Kamera umzusehen – und so weiter und so fort. Sie rechneten zwar nicht jede Ausgabe auf den Cent genau auf, aber alles in allem kamen sie mit diesem System gut zurecht.
    Paul und Rebecca hatten für ihre Ehe einen Anreiz-Mechanismus entwickelt, den man in der Ökonomie die Tit-for-Tat-Strategie nennt ( » Wie du mir, so ich dir«). Und das bedeutet im richtigen Leben nichts anderes als in der Wirtschaft – wenn du X machst, mache ich auch X. Das war alles gut und schön, bis zu jenem Tag, als einer von ihnen beiden aufhörte, X zu machen.
    Und das war Paul. Er fuhr auf einer nagelneuen Vespa vor. Preis: 6 000 US -Dollar. Seit Ewigkeiten hatte er davon geredet, sich eine anschaffen zu wollen. Nun hatte er beschlossen, mit Reden sei jetzt Schluss, es sei an der Zeit für Taten. Rebecca war alles andere als erfreut. » 6 000 Dollar auszugeben, ohne sich zuvor mit mir abzusprechen, das ging gar nicht«, erinnerte sie sich. » Ich hatte für mich noch nie auch nur annähernd so viel ausgegeben, und wenn ich es getan hätte, dann bestimmt nicht für etwas, das mich umbringen und mein Kind zum Halbwaisen machen kann.«
    Das Problem : Wie du mir, so ich dir
    Natürlich bezeichneten Paul und Rebecca ihr System nicht als Tit-for-Tat-Strategie und benutzten auch nicht Begriffe wie » Anreizstruktur«. Dabei hatten sie genau ein solches Anreizsystem geschaffen: Sich einzubringen, seinen Beitrag zu leisten, die Haushaltspflichten zu erledigen, im finanziellen Rahmen zu bleiben – das alles waren für sie Anreize im sicheren Wissen, dass sie sich beide daran hielten.
    Und man kann es ihnen auch kaum verdenken. Die ganze Einrichtung der Ehe, von dem Moment an, in dem Sie » Ja« sagen, ist eine lebenslange Übung in Sachen Wie du mir, so ich dir. Egal, wie sehr Sie den Kerl lieben, mal ehrlich: Sie würden diese ganze Chose von einer in Treue gelebten Beziehung, in guten wie in schlechten Zeiten, gar nicht mitmachen, wenn er sich nicht ebenso auf Sie einlassen würde. Dem anderen bedingungslos Gutes tun – das tun wir in glücklichen Stunden sehr gerne. Aber darüber hinaus sind wir immer noch Menschen: Wenn Sie ihm die Füße massieren, erwarten Sie, dass er sich in ähnlicher Weise revanchiert. Und wieso sollten Sie ihr zum Geburtstag teure Geschenke machen, wo Sie im vorigen Jahr von ihr nur ein Paar Socken bekommen haben? Wieso sollten Sie seine Eltern einladen und bewirten, wo Sie Ihre eigenen schon seit Monaten nicht gesehen haben? Sie haben gestern die Betten gemacht? Dann ist er heute dran.
    Es gibt keinerlei Anreiz, dem anderen Gutes zu tun, wenn der nur nimmt.
    Möglicherweise waren Paul und Rebecca in ihrem Ansatz eine Spur zu extrem, aber das System funktionierte über etliche Jahre ganz gut. Die Probleme begannen, als einer von ihnen aufhörte zu geben, zu » kooperieren«, wie es im ökonomischen Fachjargon heißt. Wie du mir, so ich dir ist eine sogenannte » Nachahmungsstrategie«, das heißt, wenn einer der Spieler aufhört zu kooperieren, dann tut das auch der andere.
    In Paul und Rebeccas Ehe verkehrte die Vespa einen kooperativen Ansatz in einen nichtkooperativen und eine zuvor funktionierende Anreizstruktur in einen Reinfall.
    Paul mag sich mit der Vespa noch einmal wie mit 16 gefühlt haben. Auf der anderen Seite aber hat er damit jeglichen Anreiz zunichtegemacht, den eine nun vor Wut schäumende Rebecca gehabt hätte, den Kauf eines Markenkleides für 250

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