Mehr Sex weniger Abwasch
darüber grämen, dass der andere mehr haben könnte als Sie selbst, werden Sie ewig unglücklich sein«, erklärte uns Robert Frank, Ökonom an der Cornell University. » Und Sie können auch nichts dagegen tun – das Leben wird nach einer Verteilungskurve bemessen.«
Was hat das mit meiner Entscheidung zu tun, werden Sie fragen.
Nun, Sie müssen abwägen: a) Job trotz geringfügigem Verdienst behalten oder b) Job hinschmeißen, in den Tag hineinleben und kein Geld verdienen. Wenn Sie sich von Ihrem Gerechtigkeitssinn leiten lassen, entscheiden Sie sich für b). Und stehen dann ohne Geld da.
Vor rund 30 Jahren entwickelten die deutschen Ökonomen Werner Güth, Rolf Schmittberger und Bernd Schwarze ein Spiel, um herauszufinden, inwiefern der Gerechtigkeitssinn ökonomische Entscheidungen beeinflusst. Das sogenannte » Ultimatumspiel« sorgte für eine kleine Sensation in wirtschaftswissenschaftlichen Fachkreisen. Und so funktioniert es:
Sie bekommen 100 Euro zur Verfügung gestellt. Nun müssen Sie entscheiden, wie viel von dieser Summe Sie einer Mitspielerin anbieten, die Sie nicht kennen. Nennen wir diese Mitspielerin der Einfachheit halber Julia.
Die Regeln: Sie können nicht mit Julia sprechen, da Sie sich in einem anderen Raum befinden. Sie können also nicht verhandeln, feilschen oder sich einigen. Sie können nur ein Angebot abgeben. Der Haken: Gefällt Julia Ihr Angebot nicht, kann sie es ablehnen und dann müssen auch Sie auf Ihren Anteil verzichten. Sie gehen in diesem Fall beide leer aus. Natürlich wollen Sie Julia nur den geringstmöglichen Teil anbieten, um selbst den größtmöglichen Batzen einzustreichen. Aber wenn Sie ihr zu wenig anbieten, bspw. lediglich fünf Euro, könnte sie Ihr Angebot als unfair empfinden und es ablehnen.
Vom rein ökonomischen Standpunkt aus betrachtet ergibt Julias Wunsch nach einem » fairen« Angebot keinen Sinn. Bieten Sie ihr nur einen Euro, hätte sie immer noch einen Euro mehr zur Verfügung als vor dem Spiel. Sie müsste sich eigentlich über jeden Betrag freuen, den sie angeboten bekommt. Im reellen Spielverlauf aber lehnten mehr als die Hälfte der Teilnehmer Angebote unter 20 Euro ab. Und da die Anbieter offenbar wussten, dass ihre Mitspieler ein » unfaires« Angebot ablehnen werden, machten zwei Drittel von ihnen Angebote zwischen 40 und 50 Euro. Nur vier von 100 boten weniger als 20 Euro.
Es liegt in unserer Natur
Eine Gruppe ambitionierter Ökonomen und Anthropologen baute das Ultimatumspiel noch weiter aus. Sie wollten herausfinden, wie kleinere Völker dieses Spiel spielen. Ergebnis: Einige Stämme gaben mehr Geld, andere weniger, doch im Allgemeinen erwies sich die (kooperative) Fairness als ein kulturübergreifender Motivator.
Es gab allerdings auch Ausnahmen. Die Lamalera in Indonesien beispielsweise erwiesen sich als ungewöhnlich großzügig und boten im Schnitt 58 Prozent ihres Geldes (als Waljäger, die gemeinschaftlich in Kanus auf Walfang gehen, sind sie das Teilen gewohnt, schlossen die Ökonomen). Am anderen Ende des Spektrums standen die Machiguenga in Peru. Sie boten nur 26 Prozent ihres Geldes – symbolhaft, so die Wissenschaftler, für eine Gesellschaft, die stärker auf die Sippe und weniger auf die Gemeinschaft ausgerichtet ist. Andere Völker wie die Gnau auf Papua-Neuguinea wiederum boten einen relativ hohen Betrag, der aber sehr oft ausgeschlagen wurde. Die Forscher führen dies auf Traditionen zurück, in denen die Annahme von Geschenken als ein Zeichen der Schwäche und Unterordnung gilt.
Der Ökonom Richard Thaler erläutert: » Die meisten Spieler geben eher mehr Geld, denn so wie sie selbst gerecht behandelt werden wollen, behandeln sie auch andere gerecht. Und da beide Spieler gegensätzliche Ziele haben, gehen sie Kompromisse ein.«
Thaler stellt damit heraus, was jedes lang verheiratete oder zusammenlebende Paar weiß: Auf die Fairness kommt es an. Der einzige Unterschied zwischen dem Ultimatumspiel und der realen Partnerschaft ist der, dass in der Ehe sehr viel höhere Einsätze auf dem Spiel stehen als 100 Euro.
Jedes lang verheiratete Paar weiß aber auch, dass Schwarz-Weiß-Denken ( entweder zusammenbleiben oder auseinandergehen) der falsche Weg ist, um Fairness zu erreichen. Fairness ist immer ein bewegliches Ziel (sofern in der Partnerschaft nicht schon alles zu spät ist). Auch wenn man nicht alles als fair empfinden mag, gleichen sich die Dinge über viele Ehejahre hinweg tendenziell aus. Fairness auf kurze
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