Mehr Sex weniger Abwasch
Sicht überzubewerten, kann sich auf lange Sicht rächen – und in der Zwischenzeit zu fürchterlichen Kämpfen führen.
Und genau an diesem Punkt fanden sich Gus und Abby auf halbem Weg von Abbys Facharztausbildung wieder.
Gus begann, gegen Abbys Ehrgeiz (eine Eigenschaft, die er einmal sehr an ihr geliebt hatte) einen Groll zu entwickeln. Seine eigene Karriere stagnierte. Gewiss, Abby brachte sich hin und wieder ein, engagierte Kindermädchen und arrangierte Spielnachmittage. Doch der Großteil der Arbeit blieb an Gus hängen. Wenn die Kinder krank waren, kümmerte er sich um sie und blieb zu Hause.
» Ich kann nicht alles alleine machen«, sagte er zu Abby. Oder: » Ich habe nicht geheiratet, um alleinerziehender Vater zu sein.« Oder: » Wann gedenkst du eigentlich, dich auch mal einzubringen?« Und natürlich: » Das ist nicht fair.«
Abby warf Gus Egoismus vor. Ihrer Meinung nach tat sie, was sie konnte, holte die Kinder von der Schule ab, auch wenn sie schon seit 20 Stunden auf den Beinen war. » Ist es etwa fair, dass du mit den Kindern zusammen sein kannst und ich nicht? Ist es fair, dass andere Mütter ihre Kinder morgens zu Gesicht bekommen?«
Abby war wütend auf ihren Mann, der ihr seine Unterstützung zugesichert hatte, sich jetzt aber über die Situation beklagte. Und sie war wütend auf ihre Kinder, die offenbar lieber mit Gus spielten. Und sie war wütend auf sich selbst, weil sie allen diese Quälerei zumutete. » Ich konnte nicht mehr«, sagte sie. » Ich wollte meine Facharztausbildung an den Nagel hängen. Ich wollte mich in mein Bett verkriechen und zwei Monate lang nur schlafen.«
Die Lösung : Augen zu und durch!
In einer Marktwirtschaft, so die Ökonomen, begegnen wir unweigerlich Kompromissen zwischen Fairness (dem, was gerecht ist) und Effizienz (der optimalen Verteilung der Ressourcen). Nicht jeder wird reich, auch wenn das unfair ist. Manche besitzen Firmen, andere arbeiten für diese Unternehmen. Die einen müssen ihre Facharztausbildung beenden, die anderen auf die Kinder aufpassen.
Auf die Ungerechtigkeiten des Lebens fixiert zu sein, macht uns unfähig, mit klarem Verstand über Kompromisse nachzudenken. Das führt mitunter zu sehr ineffizienten Ergebnissen. Und genau darin besteht das Problem.
Die Lösung: Augen zu und durch!
Das ist nicht gerade eine tolle Lösung. Doch der einzige Weg, um gegen die Ungleichheitsaversion anzugehen, ist, sie auszublenden – einzusehen, dass es nichts bringt, sich mit einer Das-ist-nicht-fair -Denkweise aufzuhalten. Je mehr wir uns damit aufhalten, desto weniger Zeit haben wir, den langfristigen Nutzen eines Kompromisses zu kalkulieren, die kurzfristigen Kosten zu addieren und letztlich Lösungen zu finden.
Lange Zeit herrschte im Leben von Abby und Gus keine Fairness. Aber Abby hat ihre Facharztausbildung nicht abgebrochen, und Gus hat sich auch nicht aus dem Staub gemacht. Bevor die Dinge allzu sehr aus dem Ruder liefen, haben die beiden Mittel und Wege gefunden, sich weiter durchzubeißen und an dem Kompromiss festzuhalten, den sie vereinbart hatten.
Entscheidend war, Dinge zu finden, von denen beide persönlich ein bisschen und die Gesamtsituation sehr viel profitierte. Zunächst ließen sie die Streitereien um das leidige Thema Fairness bleiben. Dann stießen sie auf immer neue Kleinigkeiten, die das tägliche Leben angenehmer machten. Zum Beispiel stellte sich Abby des Öfteren in die Küche, was ihr sehr viel Freude machte. An ihren seltenen freien Tagen kochte sie im Voraus und fror alles ein. So musste Gus sich nicht jeden Tag um das Kochen kümmern (oder Pizza bestellen). » Ich wollte, dass er und die Kinder sich gesund ernähren«, erklärte Abby. » Ich wollte nicht über Pizza-Kartons stolpern, wenn ich nach Hause kam. Und so hatte ich außerdem das Gefühl, eine gute Mutter zu sein.«
Abby überredete Gus, der früher ein begeisterter Marathonläufer gewesen war, dreimal die Woche von der Arbeit nach Hause zu joggen. » Gus braucht seinen Sport«, erzählte uns Abby. » Und wenn der Babysitter dafür eine Stunde länger bleiben muss, dann ist das eben so.« Abby hatte davon zwar keinen direkten Nutzen, dafür war es für Gus ein großer Gewinn: Er war glücklicher und entspannter. Und so hatten Abby und die Kinder immerhin einen indirekten Nutzen davon.
Alle paar Monate verbrachten Abby und Gus eine Nacht außer Haus. Meist wählten sie ein Motel. » Nicht zu weit weg und nicht zu teuer«, meinte Gus.
Und sie
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