Mehr Sex weniger Abwasch
versuchten, ihr Liebesleben in Schwung zu halten. Es gab Monate, da sich nichts weiter tat, als dass sich ihre Zehen unter der Bettdecke berührten. Sie nahmen sich vor, mindestens einmal pro Woche Sex zu haben. Sich dazu zu zwingen, wenn sie kaum die Augen offen halten konnte, kam Abby anfangs wie eine mechanische Pflichtübung vor. Doch wenn sie, so sagte sie sich, ihren Patienten zuliebe die halbe Nacht wach bleiben konnte, dann konnte sie das wohl auch für ihre Ehe. » Es war schon komisch«, erzählte sie uns. » Ich dachte wirklich, ich hätte keinen Funken Energie mehr in mir – schon gar nicht für Sex. Aber ich wollte es trotzdem versuchen, und es ging mir danach sehr viel besser. Ich fühlte mich wieder inniger mit Gus verbunden – zu einer Zeit, in der wir sonst im Alltag nicht viel miteinander zu tun hatten.«
Natürlich waren die beiden nicht perfekt. Sie kabbelten sich nach wie vor darüber, wer von ihnen mehr machte. Wenn Abby nach einer 24-Stunden-Schicht hundemüde nach Hause kam, war Gus oft eher genervt als mitfühlend. Und wenn Gus die Kinder mal anfuhr, bedauerte Abby es manchmal, dass sie nicht so richtig eingreifen konnte: Er war derjenige, der sich mehr mit ihnen beschäftigte, und sie hatte kein Recht, ihm vorzuschreiben, wie er was zu regeln habe.
Die beiden kämpften sich neun Jahre lang durch und gingen gestärkt aus dieser Zeit hervor. Abby kann bis heute nicht glauben, dass sie nun einen » Dr.« vor dem Namen hat, und Gus erzählt voller Stolz, wie heiß seine Frau im OP -Kittel aussieht. » Es war nicht allein mein Erfolg«, sagte Abby. » Es war unserer. Ohne Gus hätte ich es niemals geschafft.«
Heute ist Abby wieder mehr für die Kinder zuständig, so dass Gus mehr Zeit für sich hat. Er ist wieder mehr auf Reisen, was er während Abbys Ausbildung nur selten war. Abby arbeitet als Radiologin und hat mit dem Boxen angefangen – ein Sport, der zum » Aggressionsabbau« beiträgt, wie sie sagt. Und obwohl Abby heute nicht mehr als Assistenzärztin im Krankenhaus tätig ist, mutmaßen wir mal, dass sie für Gus gerne Extraschichten im OP -Kittel einlegt.
7 – Asymmetrische Information
Oder: Warum Sie mit Ihrem Partner K lartext reden sollten
Das Prinzip
Die Verabredung lief super. Aaron war total süß. Ein schlauer Bursche mit einem Doktor in Geschichte und einer Festanstellung an einer renommierten Universität. Er war wie Leah jüdischen Glaubens. Er zahlte das Abendessen. Er lachte über ihre Witze. Er brachte sie nach Hause, gab ihr einen Kuss, versuchte aber nicht, ihr noch näherzukommen, schickte ihr am folgenden Tag eine E-Mail und bat sie erneut um eine Verabredung.
Warum also zögerte Leah und sagte nicht einfach zu?
Weil sie die gleiche Frage wie nach jedem auf den ersten Blick erfolgreichen Date quälte: Warum ist er noch Single, wenn er doch so toll ist?
Ihre Freundinnen wollten ihr am liebsten den Hals umdrehen, wenn sie damit ankam: Du stehst dir selbst im Weg. Ständig findest du das Haar in der Suppe, hör auf damit. Willst du ewig Single bleiben?
Wir stimmen nicht mit Leahs Freundinnen überein. Wir meinen, dass es ihr um etwas ganz anderes ging.
Worum, das sagen wir Ihnen gleich. Zunächst wollen wir ein kleines Experiment wagen: Sie möchten sich einen Gebrauchtwagen zulegen. Im Anzeigenblatt lesen Sie folgendes Angebot: eine japanische Marke, zehn Jahre alt, 8 0 000 km, wie neu, Garagenwagen, kaum gefahren, für unglaubliche 500 Euro!
Sie machen sich sofort auf den Weg, um den Verkäufer zu treffen – Sie wissen, so ein Angebot gibt es kein zweites Mal. » Ich will ehrlich sein«, sagt der Verkäufer. » Es geht mir nicht ums Geld. Ich tue nur meiner Großmutter einen Gefallen. Sie ist 90 und sollte nicht mehr Auto fahren.«
» Wann war die letzte Inspektion?«
» Vor ein paar Monaten.«
» Haben Sie die Unterlagen?«
» Nicht bei mir. Aber ich kann sie gerne heraussuchen.«
» Wann hat Ihre Oma den Wagen gekauft? Wissen Sie, wer der Vorbesitzer war? Hatte der Wagen Unfälle?«
» Unfälle? Nein, gar keine. Sehen Sie ihn sich an! Ich denke, meine Großmutter hat ihn neu gekauft … doch, ja, sie hat ihn ganz bestimmt neu gekauft.«
» Haben Sie den Kaufvertrag?«
» Ich kann sie fragen, aber ich bezweifle, dass der noch aufzufinden ist. Meine Oma ist ein wenig verwirrt.«
Ein verlockendes Angebot. Zu schön, um wahr zu sein.
Ökonomen haben für derlei Szenarien einen speziellen Begriff, das Saure-Gurken-Problem (englisch: Lemon
Weitere Kostenlose Bücher