Mehr Sex weniger Abwasch
Kreditnehmer zuverlässig ist und rechtzeitig seine Raten bezahlt – und welcher nicht?
Wie kann ein Unternehmer einen neuen Mitarbeiter einstellen, wenn er nicht weiß, ob dieser in seinem letzten Job möglicherweise die Kantine angezündet hat?
Wie kann eine Frau (oder ein Mann) sich entschließen, jemanden mit nach Hause zu nehmen, wenn sie/er nicht weiß, ob er oder sie die ganz große Liebe sucht – oder aber nur ein schnelles Abenteuer?
Doch bevor Ihnen die Gebrauchtwagenhändler jetzt leidtun, sei gesagt, dass Versicherer, Kreditgeber, Firmenbosse sowie Singlemänner, die auf der Aufreißermasche reiten, das Problem der Informationsasymmetrie im Wege einer Angleichung der Interessen zu lösen wissen. Seriöse Gebrauchtwagenhändler verkaufen nur werkstattgeprüfte und scheckheftgepflegte Vorbesitzermodelle. Versicherer lassen sich alle Details Ihrer Krankengeschichte vorlegen, um zu prüfen, ob Sie tatsächlich Nichtraucher sind. Kreditgeber nehmen Bonitätsprüfungen vor. Arbeitgeber wollen Referenzen. Und Singles? Nun, für die gestaltet sich die Sache nicht ganz so einfach. Aber da man heutzutage ja so ziemlich alles googeln kann, kommt man so wohl auch eventuellen Psychopathen auf die Spur.
Information ist für Ökonomen normalerweise etwas Positives. Je mehr wir wissen, umso mehr sind wir gerüstet, um kluge Entscheidungen zu treffen – und umso effizienter funktionieren die Märkte.
Das Gleiche gilt für die Partnerschaft. Ein ständiger Informationsaustausch ist unerlässlich, um Ihr kleines Beziehungsunternehmen am Laufen zu halten. Aus diesem Grund rufen Sie Ihren Partner an, wenn Sie sich verspäten, damit er weiß, dass er das Essen warm halten muss. Deshalb machen Sie den Mund auf, wenn Ihre Gefühle verletzt wurden, damit Ihr Partner weiß, dass er sich entschuldigen muss. Und deshalb erklären Sie, Kopfschmerzen zu haben, damit Ihr Partner weiß, dass es nicht an Ihnen liegt, wenn Sie keinen Sex haben möchten, sondern daran, dass Sie im Augenblick unpässlich sind.
Was sagen Sie?
Sie reden nicht immer Klartext miteinander? Sie rufen nicht immer an? Ihnen ist manchmal gar nicht nach Reden zumute? Sie fressen alles in sich hinein, bis Sie fast platzen? Sie meinen, er müsse Ihre Gedanken doch lesen können?
Kann es sein, dass es in Ihrer Liebesbeziehung Asymmetrien gibt?
Wie in allen Liebesbeziehungen. Und wir wetten, dass viele Probleme, die unter die Kategorie » Kommunikation« fallen, auf Informationsasymmetrien zurückzuführen sind. Wenn Sie nur bestimmte Details durchsickern lassen, weil Sie nicht wollen, dass Ihr Partner die ganze Geschichte kennt, oder weil Sie seine Reaktion fürchten, dann ist das eine Asymmetrie. Wenn Sie einfach davon ausgehen, dass er weiß, was Sie wollen, was Sie denken oder was Sie gerne wollen, das er tut, und Sie deshalb nicht den Mund aufmachen, dann ist das eine Asymmetrie. Wenn irgendetwas an Ihnen nagt, Sie es aber für sich behalten, dann ist das … jawohl … eine Asymmetrie.
In diesem Kapitel möchten wir Ihnen zeigen, wie es gelingen kann, den Informationsfluss ins Gleichgewicht zu bringen, eindeutige Signale zu senden, Ihrem Partner zu sagen, was Sie meinen, das zu tun, was Sie sagen und schließlich zu erkennen, wann zu viel Information das Gleichgewicht ins Wanken bringt.
Fallstudie 1
Die Akteure: Bill und Angela
Bill und Angela mussten das gesamte Internet abgrasen, bis sie sich fanden. Beide hatten schon Ehen hinter sich und es fiel ihnen anfangs sehr schwer, sich auf Dating-Seiten umzutun.
So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht, dachte Angela.
Und Bills Gedanke war: Suchen nicht nur verzweifelte Frauen im Internet nach einem Partner?
Doch beide hatten etliche Freunde, die ihre Partner im Netz gefunden hatten, und so gaben sie sich schließlich einen Ruck und stellten ihr Profil ein.
Bei Bill stand zu lesen: » Restaurateur sucht Tisch für zwei«. Für ihn war der Partnermarkt im Internet wie ein wundersamer Planet voller Frauen, die um nichts weiter baten als um einen Strandspaziergang oder ein Abendessen bei Kerzenschein. Seinetwegen konnten sie beides haben. Das Leben hatte Bill hart zugesetzt: Seine erste Frau war bei einem Autounfall gestorben, als er Ende 20 war, und seine zweite war mit seinem besten Freund durchgebrannt. Beim Durchgehen der Profilseiten kam er sich wie » ein Kind im Süßwarenladen« vor. Er hatte dutzende von Verabredungen – manche davon waren ganz lustig, manche hätte er sich auch sparen
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