Mehr Sex weniger Abwasch
Beispiel droht die Steuerbehörde (Prinzipal) dem Steuerzahler (Agenten) mit einer Steuerprüfung, um die Chancen auf eine wahrheitsgemäße Angabe seines Einkommens zu erhöhen. Dating-Websites (Prinzipal) führen Kontrollen durch, um dem Partnersuchenden (Agent) vorab Informationen über die Vergangenheit eines potenziellen Partners zu liefern.
Was nun unsere Prinzipalin Kate angeht, so müsste sie ihrem Agenten Dave lediglich beteuern, dass er getrost und ungestraft seine Gedanken aussprechen kann. Um dies glaubwürdig zu machen, sollte sie ihm also nicht aufs Dach steigen, sobald er seine Wut in Worte fasst. Das geschieht nicht über Nacht, aber sie könnte diesem Ziel mit kleinen Schritten entgegengehen: » Kein Problem« oder » Tut mir leid« – das wären für den Anfang schon mal die richtigen Worte.
Womit wir nicht sagen wollen, dass Kate Dave in allem nachgeben und sich seinem Willen beugen soll. Aber zuhören und nicht defensiv reagieren – das würde schon mal sehr weiterhelfen.
Es mag Ihnen vielleicht unromantisch vorkommen, auch Ihre Partnerschaft als eine Beziehung zwischen » Prinzipal« und » Agent« zu definieren. Andererseits sind » Mann« und » Frau«, wenn man so will (und das wollten Sie einmal unbedingt!), das amouröse begriffliche Pendant dazu. Immerhin sind Prinzipal und Agent in ihren Rollen variabel, je nach Situation. Das heißt, es hängt nie von einer Person allein ab, ein Problem zu lösen.
Leider hatten weder Kate noch Dave damals dieses Buch gelesen. Und so kam Kate nicht auf die Idee, sich einen Wahrheitsmechanismus auszudenken, um Dave die nötigen Informationen zu entlocken, die ihr zur Beurteilung seines Handelns fehlten. Somit blieb Dave an jenem Abend stumm, ließ nichts über seinen Tag verlauten – und er und Kate hatten natürlich auch keinen Sex.
Fallstudie 3
Die Akteure: Scott und Maddie
Scott liebte Maddie wirklich sehr. Er dachte, sie könnte seine Traumfrau sein! Aber … was, wenn nicht? Seine Erfolgsbilanz in diesen Dingen war miserabel. Nachdem er die Verlobung mit einer Frau (deren Namen er nie wieder aussprechen will) gelöst hatte, tuschelte man im Familien- und Freundeskreis darüber, dass man sie sowieso nie gemocht hatte. Scott hätt ausrasten können. Wenn sie sie schon nicht gemocht hatten, so fragte Scott sich, warum hatten sie die ganzen fünf Jahre seiner Beziehung hindurch nichts gesagt? Du schienst uns so verliebt, bekam er zu hören, da dachten wir, sie sei zu dir vielleicht ganz anders als wir sie erleben.
Diesmal wollte Scott alles besser machen und beschloss, Maddie seiner besten Freundin Liz vorzustellen. Wenn Liz ihm ihren Segen gab, wollte er den nächsten Schritt wagen. Wenn Liz aber auch nur die leisesten Zweifel hätte, würde er es in Erwägung ziehen, Maddie den Laufpass zu geben. Liz hatte einen klaren Blick für die Dinge, führte selbst eine glückliche Ehe, kannte Scott seit einer Ewigkeit und wollte nur sein Bestes. Außerdem: Sie beschönigte nichts.
Zu Maddie sagte er ganz offen: » Ich mag dich sehr, und du könntest meinem Gefühl nach die Richtige sein. » Aber ich möchte, dass du meine Freundin Liz kennenlernst.«
» Und wieso möchtest du das?«
» Weil ich Liz vertraue und es mich interessiert, was sie denkt«, sagte Scott. » Von dir.«
» Aha«, sagte Maddie. » Ich dachte, es käme nur darauf an, was du von mir denkst.«
» Schon! Ich finde dich … ganz toll. Aber ich habe dir ja erzählt, wie es mir mit der Frau vor dir ergangen ist, und nun traue ich mir selbst nicht mehr«, sagte Scott.
Maddie war gekränkt. Wozu eine Richterin? Sie konnten doch auch ohne eine dritte Person herausfinden, ob sie füreinander geschaffen waren. Wieso sollte irgend so eine Trulla namens Liz über das weitere Schicksal ihrer Beziehung entscheiden? Das war doch absurd!
Doch nachdem Scott sie förmlich bekniet hatte, ließ sie sich erweichen. » Ich dachte, sollte Scott mir tatsächlich den Laufpass geben, nur weil irgendeine Freundin ihm das einflüsterte, war er sowieso nicht der Richtige für mich. Insofern sah ich es auch als Probelauf für ihn«, erzählte uns Maddie.
Und so trafen sich die drei zum Abendessen (während Liz’ Mann zu Hause die Kinder hütete). Es wurde ein langer, feuchtfröhlicher Abend, der damit endete, dass Liz vermeldete, Maddie habe ihren Segen. Maddie wiederum ließ verlauten, dass sie Scott nun umso lieber mochte, weil er Freundinnen wie Liz hatte. » Ich kam mir vor, als hätten wir
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