Mehr Sex weniger Abwasch
Musik hören.« Ziellos durch die Gegend zu gondeln, den Kopf frei zu bekommen, war etwas, das sie tun konnte, ehe die Hölle losbrach – nicht hinterher. » Wenn ich heute das Gefühl habe, dass ich drauf und dran bin auszurasten, fahre ich so lange in der Gegend herum, bis ich mir im Klaren darüber bin, was mich so ärgert. Oder ich schreibe alles auf und grenze dann ein, was wirklich wichtig ist – und was ich wieder wegstreichen kann.«
Genau diese Methode nennt man optimale Berichterstattung.
Bis Maddie so weit war und mit Scott sprechen konnte, hatte sie ihren seitenlangen Text auf wenige Sätze reduziert. Das Ende vom Lied: Scott hört nun zu, was Maddie sagt. » Ich habe keine Angst mehr vor einer Diskussion mit meine Frau«, meinte Scott. Seine » Komatage« sind vorüber.
8 – Intertemporale Entscheidungen
Oder: Ein guter Mensch zu sein … wenn man mal dazu kommt
Das Prinzip
Wir nehmen uns vor, ein guter Mensch zu sein. Wir nehmen uns vor, jeden Monat eine bestimmte Summe für die Ausbildungskosten unserer Kinder zurückzulegen. Wir nehmen uns vor, uns mit Obst, Gemüse und Vollkornkost gesund zu ernähren. Wir haben die feste Absicht, uns fit und in Form zu halten, nicht in die Luft zu gehen, wenn die Kinder (mal wieder) die Milch umschütten, und unseren über alles geliebten Ehepartner zu umsorgen und zu achten.
Doch dann kommt uns das richtige Leben in die Quere.
Wir legen uns Kreditkarten zu, kaufen Kleidung, die wir nie tragen werden, finden uns mit dem Schwabbelspeck ab, verlieren bei unseren Kindern die Beherrschung und behandeln unseren über alles geliebten Ehepartner wie ein geschlechtsloses Anhängsel, mit dem wir wohl oder übel den Alltag teilen müssen.
Was ist nur mit uns los?
Wir sagen es Ihnen: Es muss uns gelingen, fundierte intertemporale Entscheidungen zu treffen.
In der Ökonomie bezeichnet dieser Begriff gegenwärtige Entscheidungen, die weit reichende Folgen für unsere Zukunft haben. Seit einigen Jahren befasst sich die Forschung sehr intensiv mit diesen intertemporalen Entscheidungen, die nicht nur im alltäglichen Leben des Einzelnen eine Rolle spielen, sondern auch enorme (und enorm teure!) Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik haben. Wenn Sie heute Tausende von Euros an Kreditkartenschulden anhäufe n, m üssen Sie vielleicht morgen Privatinsolvenz anmelden.
Der Mann, der die Theorie der intertemporalen Entscheidungen im frühen 19. Jahrhundert auf die ökonomische Landkarte gebracht hat, hieß John Rae. Der gebürtige Schotte, Schulmeister und Arzt, der seinen Lebensabend auf Hawaii beschloss, hatte vielerlei Interessen: Er beschäftigte sich u. a. mit Geologie, Landwirtschaft, Eislaufen und dem Wohlstand der Völker. Rae ging insbesondere der Frage nach, warum einige Nationen zu Reichtum gelange n, während andere nicht aus dem Armenhaus herauskommen.
Reiche Länder werden unter anderem deshalb reich, so postulierte Rae, weil die Bewohner sich in Selbstbeherrschung üben und einen Weitblick für zukünftige Entwicklungen sowie die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub haben. » Genüsse, wie sie heutig allgemein zu haben sind, erwecken eine Lust, unmittelbar an ihnen teilhaben zu wollen«, schrieb Rae 1834. » Die allfällige Präsenz des unmittelbaren Objekts der Begierde, das sich durch ständige Aufmerksamkeitsreize im Bewusstsein hält, sich gleichsam fest dort einprägt, scheint alle geistigen Fähigkeiten dahin zu lenken, dieses Objekt sofort im Besitz haben zu wollen.«
Mit anderen Worten: Die Bedürfnisse der Gegenwart werden verkannt.
Rae hat zwar nie den Ruhm erfahren, der Adam Smith zuteilwurde, braucht sich aber dennoch nicht hinter diesem zu verstecken. Während Smith die These vertrat, dass der Reichtum der Länder auf deren Fähigkeit zum Sparen zurückzuführen ist, führt Rae an, dass Länder nur dann sparen können, wenn sie in der Lage sind, sich in Selbstbeherrschung zu üben. Jeder, der schon einmal versucht hat, reicher, glücklicher oder schlanker zu werden, weiß, dass Selbstbeherrschung ganz entscheidend für den Erfolg seines Unterfangens ist.
Wieso nur mag uns dies so schlecht gelingen? Aus allerlei Gründen.
Der erste heißt Hyperbolic Discounting (wörtlich: » Übertriebener Abzug«). Dahinter versteckt sich das Phänomen, dass wir das, was wir in Zukunft haben können, nicht in gleichem Maße werten, wie das, was wir sofort haben können. Und deshalb ist die Unmittelbarkeit so verlocken d (a uch wenn wir schon ahnen, dass das
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