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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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sie die Waffeln wieder streichen. Sie trank gerade ihren Orangensaft, als Michael voller Elan und blitzsauber auf der Bildfläche erschien.
    Er trug Adidas, Levi’s und ein weißes T-Shirt mit aufgedruckter Crisco-Dose.
    »Entschuldigung, Entschuldigung.« Er grinste, als er den Littlefields zunickte und sich setzte.
    »Kein Problem«, sagte Arnold. »Aber Sie sollten Ihr kleines Frauchen besser im Auge behalten.« Er zwinkerte Mary Ann zu. »Sie ist viel zu hübsch, um sie frei rumlaufen zu lassen.«
    »Arnold!« Das war Melba.
    »Aber, das weiß Mike doch. Hab ich recht, Mike?«
    »Tja, ich muß wirklich dauernd auf sie aufpassen.«
    Melba stupste ihren Ehemann mit dem Ellbogen an. »Über mich sagst du so was nie, Arnold!«
    »Na, die zwei sind ja auch jünger als wir, und du weißt doch, wie es damals bei uns … Sagen Sie mal, Mike, wie lang sind Sie schon bei Crisco?«
    »Wie?« Michael hatte dem Kellner vom Nebentisch schöne Augen gemacht.
    »Ihr T-Shirt. Sie haben doch mit Crisco zu tun, oder?«
    Mary Ann wäre am liebsten in ihre Cornflakesschüssel getaucht.
    »Doch, ja«, antwortete Michael ganz sachlich. »Bei Crisco … bin ich schon vor … ach, ich weiß nicht genau … vor vier oder fünf Jahren gelandet.«
    »Im Verkauf?«
    »Nein. In der Werbung.«
    »Mouse …«
    Michael zwinkerte Arnold zu. »Meinem kleinen Frauchen gefällt es nicht, wenn ich beim Essen übers Geschäft rede.«
    »Recht hat sie«, schlug Melba sich auf Mary Anns Seite. »Arnold redet über Aluminiumgußteile, bis ihm die Luft ausgeht. Und es ist so langweilig! «
    »Für dich vielleicht, Melba, aber für andere überhaupt nicht. Nicht, wenn sie das Zeug zu ihrem Beruf gemacht haben! Sie finden Crisco ja auch nicht langweilig, oder, Mike?«
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete Michael im Brustton der Überzeugung.
     
    Wenn man auf dem Promenadendeck stand, schienen der weiße Sand und die Palmen von Puerto Vallerta zum Greifen nah. Mary Ann lehnte sich an die Reling und beobachtete die Taxifahrer und Ponchoverkäufer, die am Anleger bereits Aufstellung genommen hatten.
    »Wo sollen wir hingehen, Mouse?«
    »Keine Ahnung. Am besten einfach den Strand lang.«
    »Wir haben überhaupt kein mexikanisches Geld.«
    »Der Zahlmeister hat gesagt, daß man hier auch … Moment. Da kommt er!«
    »Wer?«
    »Der geheimnisumwobene, aber geile Mr. Andrews.«
    Als Mary Ann sich umdrehte, sah sie den Erdbeerblonden mit ausladenden Schritten auf sich zukommen. »Andrew« ,verbesserte sie Michael rasch. »Ohne ›s‹.«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Aber sonst ist er doch auch nicht ohne.«
    Mary Ann registrierte Michaels Bemerkung gar nicht mehr; Burke Andrew strahlte sie an. »Ich hab euch beide schon gesucht«, sagte er.
    Uns beide? dachte Mary Ann.

Kinderkram
    Selbst nach drei Scotchs im University Club mußte Beau champ immer noch an den Brief denken, der in der Brusttasche seines Brioni-Jacketts steckte.
    »Na«, sagte Peter Cipriani, der den jungen Geschäftsmann auf der Terrasse ansprach, »für dich ist das Leben im Moment wohl kein › cabaret, old chum‹, was?«
    Beauchamp schaute finster drein. »Nicht mal zur Hälfte. «
    »Es könnte schlimmer sein.«
    »Wie?«
    »Du könntest an meiner Stelle sein, mon petit. Du könntest dazu verdammt sein, einer Essenseinladung bei den Langstons folgen zu müssen.«
    Beauchamp schaute Peter über den Rand seines Glases hinweg mitleidig an. »Was wird heute serviert? Antiker Fasan?«
    »Schlimmer … Ach, viel schlimmer!«
    »Viktorianisches Wildbret?«
    Peter machte ein ernstes Gesicht und schüttelte den Kopf. »Den Gerüchten nach … Gott steh uns bei! … soll es edwardianischen Elch geben! Wer weiß, wie lang das Vieh schon in der Gefriertruhe gelegen hat. Miss Langston hat schon seit Ende der Sechziger keinen Elch mehr erlegt!«
     
    Was für eine Pißnelke, dachte Beauchamp verbittert, als er mit dem Lift zu seinem Penthouse auf dem Telegraph Hill hochfuhr. Im Vergleich zu seinen Problemen waren die anderer Leute geradezu lächerlich.
    DeDe war in der Bibliothek. Sie saß mit angezogenen Beinen auf dem Sofa mit der geschwungenen Rückenlehne und las in Sog der Leidenschaft von Rosemary Rogers. Ihre freie Hand steckte zur Hälfte in einer Cloisonné-Schale voller M & M’s. Beauchamp funkelte sie wütend an.
    »Sieh da! Der Inbegriff des Frauseins!«
    »Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir, Beauchamp.«
    Er stellte seinen Aktenkoffer ab und ging an die Bar. »Das kann ich

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