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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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trug abgeschnittene Levi’s und eine pinkfarbene Qiana-Bluse, die sie in Taillenhöhe verknotet hatte. Leicht humpelnd lief sie auf das Auto zu.
    »Willkommen zu Hause«, rief sie strahlend.
    »Verflixt noch mal, was haste denn mit deinen Füßen angestellt?«
    »Nix.«
    Mother Mucca kletterte aus dem Ranchero. Sie schaute so finster drein wie eine der Indianerfiguren, die in Tabakläden herumstehen. »Nix, hmh?«
    »Mother Mucca, ich hab ihm gesagt, daß er …«
    »Jetzt hör mal zu, Püppi! Wenn du noch einmal ’ne Nummer schiebst mit diesem verrückten Mistsack aus Elko, dann kriegste ’nen Tritt in den Arsch und fliegst hier so schnell raus, daß du lieber … Aber gebrochen is nix, oder?«
    Bobbi schüttelte den Kopf.
    »Dann hol jetzt die Tüten raus. Das da is Judy.« Sie ruckte mit dem Kopf in Monas Richtung. »Judy bleibt ’n paar Tage und kümmert sich um die Telefone.«
    Die beiden jungen Frauen nickten einander zu.
    »Gib ihr Tanyas Zimmer«, sagte Mother Mucca in etwas sanfterem Ton. »Aber nimm vorher die Schaukel raus.«
     
    Die erste Station war die Küche, wo Mother Mucca mehr als einen Liter Milch in sich hineinschüttete und für sich und Mona Pop-Tarts in den Grill schob.
    »Is sie nich ’n süßes kleines Ding?«
    »Wer?«
    »Bobbi.«
    »Ach so … Ja. Sie macht einen sehr netten Eindruck.«
    »Aber sie is völlig durchn Wind. Verrückt wie nur was. Aufpassen muß man auf sie wie ’ne Glucke. Mein Gott, wie ich die Göre aufgetan hab, hat se bis zum Hals in der Scheiße gesteckt. Schlimmer war nich mehr gegangen.«
    Mona schüttelte mitfühlend den Kopf. »Drogen?«
    »Nee. Viel schlimmer. Sie hat Lochkarten getippt.«
     
    Monas Zimmer lag zur Wüste hinaus und war das letzte in einer Reihe von Zimmern, die wie bei einem Motel an einer Art Laubengang lagen.
    Die Einrichtung bestand aus einem Bett (weder Wasser noch Messing), einem Cocktailsessel mit grünem Plastikbezug, einem Nachtschränkchen mit Resopalplatte und einer Frisierkommode aus der Eisenhower-Zeit, auf der unter anderem ein Autograph Hound (von Tanya?), ein Plastikfarn und eine postkutschenförmige Flasche Avon-Eau-de-Cologne ausgestellt waren.
    Mona lag bäuchlings auf dem Bett und beschäftigte sich gerade mit der Frage, ob eine Woche in einem Puff ihrem Karma ernstlich schaden konnte, als Bobbi ins Zimmer kam.
    »Klopf, klopf«, sagte sie freundlich.
    Mona wälzte sich auf den Rücken und rieb sich die Augen. »Oh … Hallo.«
    »Ich hab dir ein paar Handtücher gebracht.«
    »Danke.«
    »Hast du dich schon eingelebt?«
    »Ja. Danke, Bobbi.«
    Sie lächelte. »Gern geschehen, Judy.« Mona erwiderte das Lächeln. Sie verspürte ein merkwürdiges Gefühl der Verbundenheit mit diesem unbedarften Wesen.
    »Du wirst Mother Mucca mögen«, sagte Bobbi leise. »Sie schimpft zwar wie ein Weltmeister, aber sie ist gar nicht so. In Wirklichkeit liebt sie uns wie ihre Töchter.«
    »Wahrscheinlich hatte sie selber nie welche, hm?«
    »Nein. Töchter hat sie keine gehabt. Aber sie hatte mal ’nen Sohn.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Er soll davongelaufen sein. Als er noch ein halbes Kind war. Aber das ist schon lange her.«

Land in Sicht
    Frühstück auf der Pacific Princess. Im Speisesaal auf dem Aloha Deck wimmelte es vor rotgesonnten Passagieren, die ihren ersten Blick auf Puerto Vallerta werfen wollten. Mary Ann hatte ihren Auftritt ohne Michael, der noch unter der Dusche stand.
    »Na«, polterte Arnold Littlefield los, während er sein Rührei in Ketchup ersäufte, »Ihr Männe hat Sie wohl versetzt, hm?«
    Arnold und seine Frau Melba saßen mit Mary Ann und Michael am selben Tisch. Die Littlefields waren beide in den Vierzigern und ausnahmslos im Partnerlook unterwegs. Als Reverenz gegenüber ihrem Ausflugsziel hatten sie sich an diesem Morgen in exakt gleiche mexikanische Mehlsackgewänder gehüllt. Die Littlefields kamen aus Dublin. Dublin, Kalifornien.
    »Er braucht immer länger als ich«, sagte Mary Ann vergnügt, als sie sich setzte. Es war entschieden einfacher, Michael für ihren Ehemann durchgehen zu lassen, als zu erklären, wie es um ihre Beziehung, die Michael als »bizarr, aber ulkig« charakterisierte, eigentlich bestellt war.
    »Richtig«, sagte Melba, den Mund voll gebratenem Speck. »Männer sind viel eitler als Mädchen.«
    Mary Ann nickte. Sie war dankbar, daß Michael keine Gelegenheit hatte, diese Bemerkung zu kommentieren. Sie bestellte ein Riesenfrühstück, doch als ihr Burke Andrew einfiel, ließ

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