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tuntig aus.«
»Mouse, ich meine das ernst.«
»Dann frag ihn doch, du Dummchen! Lad ihn zu einer Piña Colada ein!«
Mary Ann drehte sich um und musterte den kraftvollen weißen Körper, der durch das grüne Wasser des Pools schnitt. Der Kerl war erdbeerblond, stellte sie fest, und er schüttelte den Kopf wie ein nasser Collie, als er aus dem Becken stieg.
Mary Ann widmete sich wieder Michael. »Du traust mir das wohl nicht zu, was?«
Michael grinste sie bloß aufreizend an.
»Okay. Dann paß jetzt mal auf!«
Der nasse Collie lag am Rand des Pools auf einem Badetuch. Mary Ann näherte sich ihm so absichtslos wie möglich und versuchte, sich auf den Swimmingpool zu konzentrieren. Sie wollte genauso energisch und selbstbewußt wirken wie Candice Bergen, wenn sie sich nach einem anstrengenden Tag, den sie mit dem Fotografieren von afrikanischen Wildtieren zugebracht hatte, zum Schwimmen aufmachte.
Der Collie schaute hoch und sagte lächelnd: »Es klappt am besten, wenn man die Augen zumacht und springt.«
»Ist es denn kalt?« fragte Mary Ann.
Nicht besonders geschickt. Ganz und gar nicht Candy-Bergen-like.
»Keine Bange«, redete er ihr gut zu. »Sie halten es schon aus.«
In der Hoffnung, daß es noch nicht zu spät war für einen Marlo-Thomas-Effekt, schnitt Mary Ann schulterzuckend eine Grimasse. Über das Gesicht des Collies legte sich ein nachsichtiges Lächeln, als sie die Luft anhielt und sprang.
Der Pool war nicht viel größer als eine Hutschachtel, und man konnte nicht mal Bahnen schwimmen. Das kalte Meerwasser war anregend, aber man hielt es darin nur kurz aus. Mary Ann griff fröstelnd nach der Leiter.
Der Collie streckte ihr die Hand entgegen. »Die Gänsehaut steht Ihnen ausgezeichnet.«
»Danke«, sagte sie lächelnd.
»Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Sie und Ihren Mann, meine ich.«
»Meinen …? Ach so, das ist nicht mein …« Sie drehte sich um und schaute zu Michael hinüber, der ihr affektiert zulächelte. Darüber hinaus gab er noch seine Version von Queen Elizabeths königlichem Winken zum besten. »Michael ist bloß ein Freund.«
»Das ist ja angenehm«, sagte der Collie.
Für wen? dachte Mary Ann. Für mich oder für Michael?
Der Collie stellte sich den beiden vor. Er hieß Burke Andrew, und er machte die Kreuzfahrt alleine mit. Er schüttelte Michael mit festem Griff die Hand und entschuldigte sich kurz, um ihre Drinks zu holen.
»Und?« sagte Mary Ann. »Ist er?«
»Woher soll ich das wissen? Geheime Erkennungszeichen beim Händeschütteln gibt es für Tucken schon seit 1956 nicht mehr.«
»Er ist hinreißend, was?«
Michael zuckte mit den Schultern. »Wenn man auf kräftige Oberschenkel steht.«
Mary Ann schaute seufzend über das Meer. »Ich glaube, er mag mich, Mouse. Hilf mir rauszufinden, was mit ihm nicht stimmt.«
Das Superman Building
Absurd, dachte Brian, als er sich um Mitternacht in die Barbary Lane zurückschleppte. Er hätte mit ihr nach Hause gehen können.
Gar keine Frage.
Verdammt noch mal, ihr war praktisch schon der Sabber rausgelaufen, als sie im brutalen Atombombenschein der Tiffanylampen im Henry Africa’s an ihn gedrückt dagesessen hatte. Er hätte sie einfach so abschleppen können.
Warum hatte er’s dann nicht getan? Welcher perverse neue Auswuchs seiner Persönlichkeit hatte ihn dazu getrieben, eine sichere Sache sausen zu lassen und seinen Arsch wieder in das Häuschen auf dem Dach zurückzuverfrachten?
Die Szene in der Kneipe hatte sich folgendermaßen abgespielt:
»Ich komm immer noch nicht weg über die Sache mit Freddie Prinze.«
Das paßt, dachte er. Eine Vogelscheuchenperücke à la Farrah Fawcett-Majors. Eine Schnute wie Bernadette Peters. Sie holt sich alles aus der Glotze. Als nächstes kommt sicher Roots dran.
»Ich meine, er war noch so jung, und … Na ja, selbst wenn er auf Drogen war und so, warum soll er davon so depressiv geworden sein, daß er sich … Mein Gott, das hat vielleicht reingehauen … Dabei hat er so viel für die Chicanos getan.«
Brian schaute weiter in sein Bier, als er sie korrigierte: »Er war aber aus Puerto Rico.«
»Außerdem heißt es doch immer, daß man an Kokain gar nicht … Ja, wirklich?«
»Mhm.«
»Ich hatte mal eine Mitbewohnerin aus Puerto Rico. Die hab ich durch das Ethnic Studies Program am College zugeteilt gekriegt.«
Brian trank mit unbewegter Miene einen Schluck von seinem Oly. »Und, hat’s geklappt mit ihr?«
»Ich hab ganz schön was gelernt
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