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Manchmal kann …«
»Nein.«
»Du solltest eigentlich überglücklich sein, mein Schatz. Als du unterwegs warst, habe ich mich gefühlt wie …«
»Mutter, bitte fang nicht wieder damit an.«
»Aber, warum gerade jetzt , mein Schatz? Warum verläßt du Beauchamp nur Wochen vor der …?«
»Es ist eben so. Und es ist eben auch so, daß ich nicht überglücklich bin. Und das mit Beauchamp kann ich nicht ändern, verdammt noch mal. Ich bringe die Kinder zur Welt. Ich will sie haben. Reicht dir das, Mutter?«
Frannie runzelte die Stirn. »Warum solltest du sie auch nicht haben wollen?«
Schweigen.
»DeDe?«
»Ich habe Kopfschmerzen, Mutter.«
Frannie seufzte, küßte DeDe auf die Stirn und stand auf. »Ich liebe dich, aber du kommst mir nicht mehr wie mein Kind vor. Ich glaube, ich weiß jetzt … wie Catherine Hearst sich fühlt.«
Die Matriarchin von Halcyon Hill mixte sich gerade einen Mai Tai, als das Telefon klingelte.
»Mrs. Halcyon?«
»Ja.«
»Mein Name ist Helena Parrish. Vita Keating hat mich an Sie verwiesen.«
Frannie wappnete sich innerlich gegen neuerliches elegant formuliertes Geplapper, mit dem sie für den Verwaltungsrat eines weiteren Museums gewonnen werden sollte. »Ach … ja«, antwortete sie vorsichtig.
»Ich will gleich zur Sache kommen, Mrs. Halcyon. Ich bin gebeten worden, mich wegen Ihres Interesses an einer Mitgliedschaft bei Pinus mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
Frannie war nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte.
»Vielleicht sind wir Ihnen kein Begriff.«
»Nein, ich … Na ja, natürlich habe ich schon davon gehört … Entschuldigen Sie, aber wenn das einer von Vitas Scherzen ist, dann halte ich es …«
Die Anruferin ließ ein kehliges Kichern hören. »Es ist kein Scherz, Mrs. Halcyon.«
»Ich … Ich verstehe.«
»Meinen Sie, wir könnten uns in der nächsten Zeit einmal zu einem kleinen Plauderstündchen treffen?«
»Ja. Ja, natürlich.«
»Wie wäre es mit morgen?«
»Ja, das ginge. Äh … Sollen wir uns irgendwo zum Lunch treffen?«
»Ehrlich gesagt, bevorzugen wir eine etwas diskretere Situation. Darf ich Ihnen auf Halcyon Hill einen kurzen Besuch abstatten?«
»Gewiß doch. Wann?«
»Oh … So gegen zwei?«
»Wunderbar.«
»Schön. Tschau-tschau.«
»Tschau-tschau«, antwortete Frannie. Sie spürte, daß ihr das Herz bis zum Hals klopfte.
Dame gesucht
Brian verbrachte den Vormittag auf dem Washington Square und bräunte seinen Körper für eine Person, die den Unterschied wahrscheinlich nie bemerken würde. Als er auf der Union Street zur Barbary Lane zurücktrottete, kam er plötzlich zu dem Schluß, daß es an der Zeit war, sich seiner Phantasie von Angesicht zu Angesicht zu stellen.
Er bog an der Leavenworth von der Union ab und ging einen Block den Hügel hinauf zur Green Street, wo das Superman Building im Sonnenschein glänzte wie ein Märchenschloß.
Je näher er kam, desto stärker hatte er das Gefühl, daß die modernen Hieroglyphen an dem Gebäude symbolhafte Bedeutung gewannen, daß in ihnen die wahre Identität von Lady Eleven verborgen lag.
Als Brian vor dem Haus ankam, setzte ein Luxor-Taxi einen Fahrgast am Bürgersteig ab. Eine kleine alte Dame. Sie ging auf den Eingang des Superman Building zu.
»Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau?«
»Ja?«
»Ich bin auf der Suche nach einer Freundin, die hier wohnt. Allerdings ist die Angelegenheit etwas peinlich. Ich habe nämlich ihren Namen vergessen. Sie wohnt im elften Stock. Sie ist ungefähr in meinem Alter, hat mittellange Haare und …«
Das Gesicht der alten Frau verwandelte sich in pure Ablehnung. Brian war überzeugt, daß sie eine Chemische Keule in der Handtasche hatte. »Die Namen stehen auf dem Klingelbrett«, knurrte sie ärgerlich.
»Ach so. Ja, ich seh schon.«
Auf dem Weg zum Klingelbrett spürte er die ganze Zeit die Blicke der Frau im Rücken. Er blieb kurz stehen und tat so, als würde er die Namen durchgehen. Dann drehte er sich um und bot seiner weiß behandschuhten Anklägerin die Stirn.
»Ich bin kein Vergewaltiger, Gnädigste.«
Die alte Frau funkelte ihn wütend an, bevor ein Ruck der Entrüstung durch sie ging und sie in das Haus stürmte. Sie wechselte ein paar Worte mit dem Sicherheitsbeamten, der sich umdrehte, Brian musterte und dann etwas zu der kleinen alten Dame sagte.
Brian ging weiter die Namen durch und hoffte, daß seine Lässigkeit nicht allzu künstlich wirkte. Er hatte brennende Schuldgefühle und fand das sehr
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