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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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ärgerlich.
    Für den elften Stock waren sechs Namen angegeben: Jenkins, Lee, Mosely, Patterson, Fuentes und Matsumoto. Eine großartige Hilfe.
    Vielleicht sollte er beim Sicherheitsbeamten eine Nachricht hinterlassen … Nein, das Arschloch sah ihn schon ganz schräg an. Und er hatte keinen Vorwand, um sich in der Eingangshalle herumzudrücken, bis Lady Eleven auftauchte. Andererseits, wenn er …
    »Kann ich Ihnen helfen?« Der Sicherheitsmensch war angerückt. Er strengte sich mächtig an, wie Karl Maiden auszusehen.
    »Wissen Sie, ich suche eine junge Frau.«
    Der Gesichtsausdruck des Mannes sagte: Das glaub ich dir aufs Wort, Jungchen.
    »Vergessen Sie’s«, sagte Brian.
    In zwölf Stunden würde er sie sowieso sehen.
     
    Er änderte erneut den Kurs und ging die Union Street hinunter zum La Contadina. Er brauchte ein Glas Wein, um seine Nerven zu beruhigen. Manchmal konnte einem ein Faschist in Uniform den ganzen Tag kaputtmachen.
    Als er vor dem Restaurant ankam, winkte ihm von einem riesigen thronartigen Stuhl hinter dem Fenster ein exotisches Wesen zu. Es war Mrs. Madrigal, die sich mit einem Paisley-Muster-Turban, mit blauem Lidschatten und einer Art Haremsgewand herausgeputzt hatte. Sie winkte ihn hinein.
    »Willst du dich zu mir setzen?«
    »Gern«, sagte er und nahm ihr gegenüber Platz. Mit seinem Sporthöschen und dem Sweatshirt kam er sich einen Tick unpassend gekleidet vor. Mrs. Madrigal selbst wirkte etwas strapaziert.
    »Brian … Du hast Mona auch nicht gesehen, oder?«
    »Nein. Schon eine Woche nicht oder so.«
    »Ich mache mir Sorgen. Sie hat mir kurz nach Mary Anns und Michaels Abreise einen Zettel geschrieben, daß sie einige Zeit weg sein wird, aber seither habe ich nicht einen Ton von ihr gehört. Ich habe gedacht, daß du vielleicht … Fehlanzeige, hmh?«
    Brian schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
    Die Vermieterin nestelte an ihrem Turban herum. »Sie kann manchmal ganz schön … töricht sein.«
    »So gut kenne ich sie nicht. Wie lange wohnt sie schon im Haus?«
    »Ach … mehr als drei Jahre. Brian, hat sie jemals … mit dir über mich gesprochen?«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Nein, nie. Warum?«
    »Ich fürchte, daß ich selbst ein bißchen töricht war. Und ich hoffe, daß es noch nicht zu spät ist.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Mona ist meine Tochter, Brian.«
    Ihre Mieter und Mieterinnen, dachte Brian, sind immer ihre »Kinder«. Er lächelte verständnisvoll. »Sie müssen ein sehr enges Verhältnis zu ihr haben.«
    »Nein, Brian. Sie ist meine richtige Tochter.«
    Ihm fiel die Kinnlade herunter. »Ihre … Weiß Mona das?«
    »Nein.«
    »Aber, lebt ihre Mutter denn nicht in …?«
    »Ich bin nicht ihre Mutter, Brian. Ich bin ihr Vater.«
    Bevor er etwas sagen konnte, legte sie einen Finger an die Lippen und gab ihm zu verstehen, daß er still sein sollte. »Wir können zu Hause darüber reden«, flüsterte sie ihm zu.

Herrenbesuch
    Der Stimmungsumschwung in der Blue Moon Lodge hatte etwas Unheimliches. Mona spürte es sofort und sah die Spannung weiter steigen, als Mother Mucca ihre Mädchen zu den Vorbereitungen für die Ankunft des bedeutenden Kunden aus Sacramento auf Trab brachte.
    »Bobbi, du schnappst dir das 409 aus der Küche und putzt das Scheißhaus in Charlene ihrem Zimmer. Da sieht’s nämlich aus, als wär ’ne Horde Fernfahrer drauf gewesen! Marnie, du bringst das Gesellschaftszimmer in Schuß. Und schmeiß ja die ganzen Filmillustrierten raus. Bonnie, du gurkst mit Debby im Ranchero in die Stadt und holst beim Chinesen das Kostüm ab. Es is ja wieder mal typisch! Vom ganzen Jahr taucht er akkurat in der Woche auf, wo wir das Kostüm in der Reinigung haben!«
    Mona hielt sich vom Zentrum des Sturms fern. Sie hätte gerne geholfen, war aber sicher, daß sie nur im Weg sein würde. Charlene bemerkte ihr Unbehagen und drückte ihr augenzwinkernd ein Staubtuch in die Hand. »Verrückt, was?«
    Mona nickte. »Wer ist der Kerl eigentlich?«
    »Ich … Da fragste besser Mother Mucca.«
    »Wo soll ich Staub wischen?« Tja, Mona, das war zu schwer für unser Rateteam! Arlene, Bennett – ich denke, es wird euch überraschen, wenn ihr hört, daß die reizende Saalkandidatin Miss Ramsey ihr Geld … als Putzfrau in einem Puff verdient!
    »Drüben hinter der Bar. Und die Kennedy-Figur auf der Glotze hat’s auch nötig.«
    »Okay. Charlene?«
    »Ja.«
    »Mother Mucca hat gesagt, daß er eine Neue will. Leiht sie sich die von einem anderen Haus aus, oder

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