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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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was?«
    Charlene wischte weiter Staub. »Ja. Das könnt se wohl machen.«
    »Soll das heißen … daß sie das noch nie gemacht hat?«
    »Er hat noch nie ’ne Neue haben wollen.«
    »Ach so. Aber, warum ist sie dann gar nicht …«
    »Quassel nich so viel. Wir verplempern bloß Zeit.«
    Als Mother Mucca kurz darauf ins Gesellschaftszimmer gestürmt kam und Mona bei der Arbeit sah, fauchte sie ihr dienstältestes Mädchen an: »Charlene! Was soll das mit Judy und der Putzerei?«
    »Na, Sie ham doch alle verdonnert zum …«
    »Judy is meine Empfangsdame, Charlene! Mit Staubwischen hat sie nix …«
    Mona fiel ihr ins Wort. »Aber es macht mir gar nichts aus, Mother Mucca, wenn ich …«
    »Is schon klar, Judy. Aber es gehört sich nich für meine Empfangsdame, daß se mitm Staubfetzen rumrennt.«
    Mona zuckte angesichts solcher protokollarischen Feinheiten bloß mit den Schultern und entschuldigte sich mit einem Lächeln bei Charlene, die sich stirnrunzelnd davonmachte.
    »Komm mit«, sagte Mother Mucca und hakte sich bei Mona ein. »Wir zwei beide trinken jetz in der Küche ’n schönes großes Glas Milch zusammen.«
     
    Die Bitte der alten Frau traf Mona wie ein Vorschlaghammer.
    »Was?« japste sie und verschluckte sich beinahe an ihrer Milch.
    »Es is ’n Kinderspiel mit ihm«, sagte Mother Mucca.
    »Dann sollen doch die anderen mit ihm spielen! Ich bin die Empfangsdame, oder haben Sie das schon vergessen?«
    »Ich zahl dir auch was extra, Judy.«
    »Sie müssen ja … O nein … Oooo nein. Kapiert? Nein! «
    Mother Mucca griff über den Tisch und nahm Monas Hand. »Er will eine mit Klasse, Judy. Und in Winnemucca hat keine so ’ne Klasse wie du.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Vögeln brauchste ja nich mit ihm.«
    Das brachte Mona vollends aus dem Konzept. »Ja, aber, was will er denn sonst …? Nein, vergessen Sie’s. Ersparen Sie mir die grausigen Details.«
    »Judy, trauste denn der alten Mother Mucca zu, daß se …? Du bist doch wie mein eigen Fleisch und Blut, Judy. Ich würd dich doch nie in was reinreden, wo du nachher schlecht von dir denkst. Ich sag dir, es tut mir richtig weh, daß du …«
    Die alte Frau ließ Monas Hand los und zupfte ein Taschentuch aus ihrem welken Dekolleté. Dann drehte sie sich weg und betupfte ihre Augen.
    Mona war erschüttert. »Mother Mucca, sehen Sie mal, es ist …«
    »Du hast mir weh getan, Kind!«
    »Das wollte ich nicht.«
    »Ich sag dir mal was, und es is die reine Wahrheit. Den Laden hier hab ich schon sechzig Jahre, und du bist die erste, wo ich je das Gefühl gehabt hab, daß … Judy, ich würd dich auf der Stelle adoptieren, wenn de mich lassen würdst.«
    Diesmal griff Mona nach der Hand der Puffmutter. »Sie sind wirklich sehr gut zu mir, Mother …«
    »Haste schon gewußt, daß ich mal ’nen kleinen Jungen gehabt hab?«
    »Nein.«
    »Ja, stell dir vor. Er war das süßeste kleine Ding, was einem je untergekommen is. Genau hier is er immer aufm Boden gesessen, hat vor sich hin gelacht und gekichert, und ich und die Mädchen, wir ham immer alles getan für den kleinen Wurm, und ich hätt nie gedacht …«
    »Bitte nicht weinen.«
    »Nich in ’ner Million Jahre hätt ich gedacht, daß mein kleiner Schatz mit sechzehn ausbüchst und seine Mama allein läßt. Nie im Leben wär ich auf so ’ne Idee gekommen. Ich hab ihm vertraut, Judy, wie ich jetzt …«
    Sie unterbrach sich, als Bonni und Debby das wichtige Paket aus der Reinigung brachten.
    »Weg damit!« befahl Mother Mucca.
    Bonni runzelte die Stirn. »Aber, harn Sie denn nicht gesagt …?«
    »Nehmt das dämliche Ding weg!«
    »Moment mal«, sagte Mona. »Ich muß doch erst sehen, ob es mir auch paßt.«
    Mother Mucca starrte Mona an, betupfte dann ihre Augen und grinste. »Du bist ein Engel, Püppi.«
    »Und Sie sind eine Hexe«, antwortete Mona.

Der Hit des Jahres
    »Das gefällt mir«, sagte Mary Ann, die in der Starlight Lounge der Pacific Princess eine Piña Colada schlürfte, während ein Pianist »I Write the Songs« spielte. Burke lächelte sie an und nickte.
    »Michael behauptet, daß der Song das diesjährige ›What I Did for Love‹ ist.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ach, du weißt schon. Es gibt doch jedes Jahr einen Song, den alle aufnehmen. Vor zwei Jahren war es ›Send in the Clowns‹ – oder war das schon vor drei? Egal. Letztes Jahr war es jedenfalls ›What I Did for Love‹. Auch wenn es zu Tode gespielt wird, gefällt es mir immer noch. Ich meine … wenn ein Song

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