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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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nich.«
    »Ihr Ton ist ekelhaft, Bruno.«
    »Ach, leck mich!«
    »Hören Sie: Sie ist meine Frau, ja? Und ich möchte nicht, daß ihr … Ich möchte nicht, daß sie bleibende Schäden davonträgt. Wenn Sie mir das nicht versprechen können, vergessen wir’s lieber gleich.«
    »Wie soll ich so ’n Scheiß garantieren …? Was is … wenn … Ich mein, es kann ja … wie sagt man? … Komplikationen geben.«
    Beauchamp setzte seine Verärgert-aber-noch-geduldig-Miene auf, mit der er die Art Directors bei Halcyon Communications mühelos auf die Palme brachte. »Hören Sie, Bruno, sie ist im siebten Monat. Da sollte es eigentlich nicht allzu schwer sein, einen … Unfall zu arrangieren oder so was in der Art.«
    DerKoksdealerstarrteseinenKundenan. »Weißte, Mann …«
    »Aber es könnte ja auch sein«, unterbrach Beauchamp ihn trocken, »daß das für Sie eine Nummer zu groß ist.«
    »Wer sagt das?«
    »Sie kommen mir ein bißchen zögerlich vor. Vielleicht sollte ich mir jemand suchen, der … professioneller ist als Sie.«
    Bruno war einen Moment eingeschnappt. Dann schaute er hoch. »Wieviel?«
    »Was ist es wert?«
    Das traf Bruno unvorbereitet. »Äh … Fünftausend. Bei dem Aufwand.«
    »Ich gebe Ihnen sieben. Aber ich verlange korrekte Ausführung.«
    »Dir is klar, daß ich den Auftrag weitergeb.«
    »Das ist mir egal.«
    »Ich will Cash. Im voraus.«
    »Können Sie haben. Wann geht die Sache über die Bühne?«
    »Wie ich wen auftu.«
    »Es muß bald passieren, Bruno.«
    »Fick dich ins Knie!«
    »Bruno?«
    »Hmh?«
    »Wischen Sie sich mal den Mund ab, ja?«
     
    Eine viertel Stunde später rief Beauchamp DeDe auf Halcyon Hill an. Ihre Stimme war ausdruckslos. Sie war eindeutig auf der Hut vor den Unwägbarkeiten ihrer gerade mal einen Tag alten Trennung.
    »Ich wollte nur mal hören, wie’s dir geht«, sagte er.
    »Danke, gut.«
    »Ist deine Mutter da?«
    »Ja.«
    »Schön. Wenn du was rausgeschickt haben willst, dann laß es mich wissen, okay.«
    Schweigen.
    »Okay, DeDe?«
    Sie begann zu weinen. »Warum bist du … so schrecklich nett?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich fehlst du mir.«
    »Beauchamp … Ich will die Babies unbedingt haben. Aber ich will dir damit nicht weh tun. Ehrenwort.«
    »Das weiß ich doch, mein Schatz. Warten wir erst mal ab, okay?«
    »Wenn ich mich nicht so hin und her gerissen fühlen würde, wäre ich auch eine bessere Ehefrau. Ich brauche bloß … Ich möchte mal einige Zeit für mich alleine sein.«
    »Das verstehe ich doch.«
    Sie schniefte und putzte sich die Nase. »Im Gefrierschrank steht noch Hühnerpastete, und ein bißchen übriggebliebene Quiche ist im …«
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Beauchamp … Ich liebe dich.«
    »Ich weiß«, sagte ihr Ehemann. »Ich weiß.«

Mrs. Madrigals Beichte
    Zum erstenmal in seinem Leben lehnte Brian einen Joint ab.
    Für diese Geschichte wollte er einen klaren Kopf haben.
    »Es war einmal ein kleiner Junge«, begann Mrs. Madrigal, »der hieß Andy Ramsey. Andy war kein besonders ungewöhnlicher kleiner Junge, aber er wuchs unter ungewöhnlichen Umständen auf: Seine Mutter war eine Puffmutter. Sie führte in Winnemucca, Nevada, ein Bordell namens Blue Moon Lodge, und Andys beste Freundinnen und Kindermädchen waren die Nutten, die dort ihr Zuhause hatten. Vielleicht war das der Grund dafür – vielleicht auch nicht –, daß Andy, als er in die Pubertät kam, eine verblüffende Entdeckung machte: Er hatte ganz und gar nicht das Gefühl, ein Junge zu sein.
    Oh, er sah aus wie ein Junge. Das schon. Die entsprechende Ausstattung war vorhanden. Aber er fühlte sich immer wie ein Mädchen. Ein Mädchen, das im Körper eines Jungen gefangen war. Zu seinem Entsetzen verstärkte sich dieses Gefühl noch, als er älter wurde. Mit sechzehn war er so verängstigt, daß er aus dem Bordell weglief und nach Kalifornien trampte.
    Einige Zeit hielt er Leib und Seele zusammen, indem er sich als Wanderarbeiter durchschlug. Danach arbeitete er in einem Drugstore in Salinas als Limonadenverkäufer, und dann kam er wieder als Arbeiter unter, diesmal in Modesto. Kurz nach seinem zwanzigsten Geburtstag verließ er Modesto und ging nach Fort Ord, wo er als einfacher Soldat in die Army eintrat. Er war ein guter Soldat, aber er blieb den ganzen Krieg, das heißt den ganzen Zweiten Weltkrieg, über in Fort Ord und tippte dort meistens die Munitionsberichte für einen betrunkenen Colonel. Auf die Dauer konnte Andy die reine Männergesellschaft in

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