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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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daß Rennie Davis, der Gott ihrer Jugendtage, in Colorado für die John-Hancock-Gruppe Versicherungen verkaufte.
    Warum tat Buddha ihr das bloß an?
    Zwei Mona Ramseys in demselben Puff! Die eine grauhaarig, uralt und gezeichnet von einem ausschweifenden Leben. Die andere erschöpft, noch einigermaßen jung und am Rand des Wahnsinns.
    Vergangenheit und Zukunft? Yin und Yang? Donny und Marie?
    Mother Mucca hatte von Anfang an recht gehabt: »Dieses blöde Angel Dust zermatscht dir jedesmal die Birne!«
    Das stimmt absolut, dachte Mona. Das stimmt absolut.
    Ich bin so zermatscht, zermatschter geht’s gar nicht. Hoffnungslos zermatscht. Es gibt nichts mehr, an das ich mich halten kann. Nur ein Wunder könnte mich jetzt noch retten.
    Mit glasigem Blick und völlig benommen ging sie nach vorn in das leere Gesellschaftszimmer und rief in der Barbary Lane 28 an.
     
    »Madrigal.«
    »Gott sei Dank!«
    »Wer spricht da, bitte?«
    »Ich bin’s, Mrs. Madrigal. Mona.«
    »Kind! Wo bist du?«
    »Ach Gott! In Winnemucca!«
    Schweigen.
    »Mrs. Madrigal?«
    »Geht es dir gut, Liebes?«
    »Na ja, ich … Nein, es geht mir total beschissen.«
    »Bist du … Bist du im Blue Moon?«
    Mona begann zu schluchzen. »Woher haben Sie das gewußt?«
    »Mona, ich …«
    »Woher haben Sie das gewußt?«
    »Die Frage ist eher, woher du es gewußt hast.«
    »Woher ich was gewußt habe?«
    »Das mit … Winnemucca?«
    »Ich bin völlig fertig, Mrs. Madrigal.«
    »Bitte, Mona. Ich hätte es dir schon früher erzählt, wenn …«
    »Was hätten Sie mir schon früher erzählt?«
    »Ich hatte solche Angst, daß du mich verachten würdest … Ich meine, einfach so davonzulaufen und sich …«
    »Ich bin nicht davongelaufen! Ich habe bloß mal Luft zum Atmen gebraucht. Das habe ich Ihnen doch …«
    »Nicht du, Liebes. Ich. «
    »Was? Aber Sie sind doch gar nicht davongelaufen. Was reden Sie denn?«
    Schweigen.
    »Mrs. Madrigal?«
    »Es ist wohl besser, wenn wir ganz von vorn anfangen, Liebes. Bist du allein?«
    »Ja.«
    »Na, dann setz dich mal hin. Ich habe dir nämlich eine kleine Geschichte zu erzählen.«

Acapulco-Blues
    Die Abenddämmerung lag über der Pacific Princess. Michael saß in einem Liegestuhl an Deck, rauchte einen Joint und schaute auf die sanfte, verführerische Rundung des Strands vor Acapulco hinaus. Die Luft war warm, und der Himmel hatte genau die Farbe, die man von ihm erwartete.
    Er hatte sie allerdings auch schon gehabt, bevor Michael stoned gewesen war.
    »Mouse?« Es war Mary Ann, die sich für ihr Rendezvous zurechtgemacht hatte.
    »Hallo«, sagte Michael.
    »Ich habe dich überall gesucht.«
    »I’se heah, Miz Scahlett.«
    Sie zog sich einen Liegestuhl heran und setzte sich vorne auf die Querstange. »Geht es dir denn gut, Mouse?«
    Er nickte. »Es geht mir doch immer gut.«
    »Du warst nicht beim Abendessen.«
    Er tätschelte seinen Bauch. »Die Wampe.«
    »Burke und ich haben uns überlegt, daß du vielleicht gerne … Wir beide fänden es sehr schön, wenn du heute abend mit uns in die Stadt kommen würdest. Jemand hat uns von einem Lokal erzählt, das Baby O’s heißt.«
    »Danke. Ich glaube nicht, daß ich das heute abend verkrafte.«
    »Es ist eine Disco.«
    »Vielleicht morgen, okay?«
    Sie strich ihm eine Locke aus der Stirn. »Bist du sicher?«
    Er nickte, als ihre Hand über seine Wange glitt. Seine Wange war feucht. Mary Ann saß fast eine Minute bei Michael, hielt seine Hand und schwieg.
    »Du solltest besser gehen«, sagte er schließlich. »Mach dir keine Sorgen wegen mir.«
    »Du bist viel zu hart zu dir selbst, Mouse.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wer sollte mich denn sonst hart rannehmen?«
    »Mouse, du bist so ein wunderbarer …«
    »Ich weiß, Mary Ann. Ich weiß, daß ich ein netter Kerl bin. Wirklich. Ich weiß, daß du mich magst. Ich weiß, daß alte Damen mich mögen. Und meine Mutter, und Hunde, und Katzen … Und alle Leute, die ich kennenlerne. Nur ist keiner darunter, der sich einlassen würde auf … Ach, bring mich bitte nicht auf diesen Trip.«
    »Mouse, ich wollte, du könntest …«
    »Das Schlimme daran ist, daß ich die Antwort schon kenne. Die Antwort lautet, daß man seinen Seelenfrieden nie findet, wenn man auf einen anderen Menschen setzt. Tut man’s doch, ist man auch schon aufgeschmissen. Vielleicht nicht gleich, aber früher oder später garantiert. Man muß … Ich weiß nicht … Man muß mit sich selbst leben lernen. Man muß lernen, alleine aus dem Bett zu

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