Mehr Stadtgeschichten
Vermieterin und drückte sie. »Ich bin so … stolz auf Sie. Mona muß der glücklichste Mensch in der Stadt sein.« Sie schlang der Vermieterin die Arme um den Hals und drückte sie fest an sich.
Als sie losließ, stand Michael neben ihr und lächelte Mrs. Madrigal an. »Ich kann es noch gar nicht glauben«, sagte er bewundernd.
Mrs. Madrigal erwiderte sein Lächeln und streichelte seine Wange. »Das kommt schon noch«, sagte sie sanft.
Als Mona mit Mother Mucca eintraf, gab es noch mehr Vorstellungen und Umarmungen, noch mehr hastige Erklärungen und von Herzen kommende Entschuldigungen und unbeholfene Liebesbekundungen.
Burke fand in Brian einen natürlichen Verbündeten, wie Mary Ann bemerkte.
Allerdings verabschiedete sich Brian kurz vor Mitternacht aus ihrer Runde.
»Ein spätes Rendezvous?« fragte Burke diskret.
Brian nickte.
Mary Ann konnte es sich nicht verkneifen, ihn aufzuziehen. »Was in zwei Wochen nicht alles passieren kann«, sagte sie neckisch. »Gibt es etwa eine Frau, der du dich schon mehr als einmal gezeigt hast?«
»Ja«, erwiderte Brian. »Könnte man so sagen.«
Die Straße der Verderbnis
Frannie Halcyon war endlich auf dem Weg zu Pinus. Sie mach te es sich in Helena Parrishs perlgrauem Mercedes bequem und blickte lächelnd in die goldene Landschaft des Sonoma Valley hinaus.
Helena machte einen langen Zug an ihrer Du Maurier. »Was hast du deiner Tochter gesagt?« fragte sie.
»Die Wahrheit. Wenigstens zum Teil. Ich habe ihr gesagt, daß ich in unser Haus in Napa fahre. Aber sie hat mir gar nicht recht zugehört. Sie ist in letzter Zeit so weggetreten. «
»Habe ich nicht irgendwo gelesen, daß sie schwanger ist?«
»Mhmm. Im achten Monat. Eigentlich schon im achteinhalbten.«
»Und du bist gar nicht nervös, wenn du sie jetzt allein läßt?«
Frannie sah Helena an. »Wie lange werde ich denn weg sein?«
»Das kommt ganz darauf an.«
»Worauf?«
Helena lächelte. »Darauf, wie gut es dir gefällt.«
Frannie kicherte. »Ein paar Tage können ja nicht schaden. DeDe war in der letzten Zeit … na, du weißt schon … leicht reizbar, und da nehme ich an, daß sie ganz gerne mal ein bißchen für sich ist. Außerdem ist sie bei einem begnadeten jungen Gynäkologen, und ich bin es ein wenig leid, schon im voraus die vernarrte Großmutter zu spielen.«
Helena lachte in sich hinein. »In Pinus brauchst du dir darüber keine Sorgen zu machen. Die meisten von uns sind Großmütter, aber wer davon spricht, wird im Morgengrauen hingerichtet.«
Sie fuhren einige Zeit schweigend dahin. Es war fast so, als hätte Helena instinktiv erkannt, daß sie die Phantasien, die in Frannies Kopf langsam Gestalt annahmen, besser nicht störte.
»Jedenfalls«, sagte Helena schließlich, »ist ab jetzt sechzig das Gebot der Stunde!«
»Ich weiß nicht, ob die Straße ein solches Tempo …«
Helena lächelte. »Ich meinte deinen Geburtstag.«
»Ach so, ja.« Frannie schaute auf die Uhr. »Nur noch ein Tag, vier Stunden, dreiundzwanzig Minuten und dreizehn wunderbar kurze Sekunden.«
»Du bist schon jetzt eine neue Frau!«
»Ich kann es kaum glauben. Ist dir klar, daß ich vor einem Monat noch ernsthaft an Face-lifting und Verjüngungsspritzen gedacht habe?«
»O Frrrannnie … Nein! Du mußt doch gewußt haben, daß Pinus nur auf dich wartet.«
Frannie dachte kurz nach. »Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich daran geglaubt habe. Ich habe natürlich Geschichten darüber gehört, aber die kannten die anderen auch nur vom Hörensagen. Ach, Helena … Ich komme mir so privilegiert vor!«
Die Pinus-Gastgeberin strahlte voller Stolz. »Wir sind alle privilegiert, Frannie.« Sie behielt eine Hand am Steuer und deutete mit der anderen auf das Handschuhfach. »Mach mal auf, mein Schatz.«
»Warum?«
»Frag nicht, mach auf.«
Frannie tat, wie ihr gesagt worden war. »Und was …?«
»Das silberne Pillendöschen.«
»Das hier?«
»Mhmm. Und jetzt … Auf dem Rücksitz liegt eine Thermoskanne. Gieß dir einen schönen Becher Apfelsaft ein und nimm eine Vitamin-Q-Tablette.«
»Vitamin Q?«
»Stell keine Fragen. Es hilft gegen alles, was dir zusetzt. Du bist jetzt in unserer Obhut, Frannie.« Ihr Lächeln war herzlich, aber gebieterisch.
Die Debütantin nahm eine Tablette heraus und besah sich die Prägung. Die lautete: »Rorer 714.«
»Na, dann prost!« sagte Helena.
Und schon war die Tablette unten.
Als sie durch Glen Ellen fuhren, deutete Helena auf das Schild der Nervenklinik.
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