Mehr von deinen Küssen
die neben der alten Eiche standen, waren genauso ratlos wie Jericho. Keiner hatte Haley gesehen. Keiner hatte etwas von ihr gehört. Keiner wusste, wo sie war.
“Das passt einfach nicht zu ihr”, meinte Lincoln. “Wenn sie versprochen hat anzurufen, dann ruft sie auch an. Und wenn sie krank ist, dann sagt sie auch Bescheid.”
“Gibt es eine Spur von ihrem Wagen?”, wandte Adams sich an Jericho. Als der nur den Kopf schüttelte, fragte er Jefferson: “Kann es sein, dass sie zum Baumhaus wollte und sich verirrt hat?”
“Es gibt nur einen einzigen Weg dorthin. Sie hätte sich gar nicht verfahren können. Wenn sie liegen geblieben wäre, hätten Merrie, die Jungen und ich sie auf dem Nachhauseweg getroffen.”
“Wo ist sie dann?” Jackson war drauf und dran, die Selbstbeherrschung zu verlieren. In ihrem Haus war alles gründlich überprüft worden. Von ihrer Garderobe schien nichts zu fehlen. “Sie würde doch nicht einfach weggehen. Dazu hat sie zu viel in ihr neues Leben in Belle Terre investiert.”
“Ich werde gleich morgen früh Nachforschungen anstellen. Vielleicht gibt es ja in ihrer Vergangenheit einen Anhaltspunkt.”
Lincoln schüttelte den Kopf. “Ich kenne sie vom Studium her ziemlich gut. Außer ihrer Familie gab es niemanden, der ihr nahegestanden hätte. Später hatten wir allerdings keinen engen Kontakt mehr.”
“Haley war verheiratet”, erklärte Jackson deprimiert. “Ihr Mann neigte zur Gewalt, die Ehe wurde schnell geschieden. Haley hat wieder ihren Mädchennamen angenommen. Dieser Mann, Todd … Zu dumm, ich habe seinen Nachnamen vergessen.”
“Weißt du, wo er heute lebt?” Jericho war augenblicklich alarmiert.
“Er sitzt im Gefängnis.” Jackson lief es kalt über den Rücken. “Haley sollte informiert werden, wenn er entlassen wird. Gütiger Himmel, Jericho! Der Mann war eindeutig sadistisch veranlagt, außerdem spionierte er ihr nach.”
“Dann sollte ich mit meinen Nachforschungen lieber nicht bis morgen warten. Je eher wir wissen, wo dieser Todd ist, desto eher wissen wir, ob er etwas mit Haleys Verschwinden zu tun haben kann.” Jericho nahm seinen Hut vom Gartentisch. “Ich fahre ins Büro. Wo kann ich dich erreichen, Jackson, falls ich dich brauche?”
“Hier. Ich bleibe hier im Haus.”
“Das ist es.” Jericho legte den Computerausdruck vor Jackson auf den Tisch. Es war der Mittag des zweiten Tages nach Haleys Verschwinden. “Todd Flynn, alias Jones, alias Dean wurde wegen guter Führung vor drei Wochen entlassen. Eigentlich sollte es einen Vermerk in der Akte geben, dass Haley telefonisch oder per Post von seiner Entlassung zu benachrichtigen ist. Aber da ist kein Vermerk.”
Jackson überflog den Ausdruck. “Warum nicht?”
“Was geht hier vor?” Yancey Hamilton erschien an der Tür von Jerichos Büro. “Um eure Frage vorwegzunehmen, da hier mein Name missbräuchlich benutzt wurde, habe ich meine Ermittlungen in Seattle so weit vorangetrieben, dass ich sie einem Mitarbeiter übergeben und in den nächsten Flieger steigen konnte.”
“Der Anrufer hat deinen Namen nicht benutzt.” Jackson wirkte ebenso müde wie Yancey. “Haley nahm nur an, dass du angerufen hast, da es um eine Nachricht von ihrem Bruder ging.”
“Um Ethan?” Yancey horchte auf. “Der Anrufer wusste etwas von Ethan Garrett?”
Jackson ließ sich auf einen Stuhl fallen. “Er nannte seinen Namen.”
“Entweder hat Simon McKinzie ein ernstes Sicherheitsproblem, oder der Anrufer besitzt Kenntnisse über die Familie. Falls Letzteres zutrifft, und ich hoffe es inständig, dann ist es jemand, der weiß, dass Ethan Garrett einen gefährlichen Job hat und Haley und ihre Eltern ständig in Sorge um ihn sind. Und er weiß offenbar auch, dass Ethan ihr Nachrichten durch Mittelsmänner zukommen lässt.”
“Flynn”, murmelte Jackson grimmig. “Dieser fiese Kerl hat sie in seiner Gewalt.”
“Das wissen wir doch gar nicht.” Jericho trat neben Jackson. “Wir müssen für alle Möglichkeiten offen bleiben.”
Jericho mochte Jackson nicht sagen, dass er Suchtrupps losgeschickt hatte, um die Straße von River Trace nach Belle Terre abzusuchen und auch den angrenzenden Fluss und die Sümpfe. Falls Haleys Geländewagen von der Straße abgekommen und im Gebüsch gelandet war oder, was der Himmel hoffentlich verhütet hatte, im Fluss, dann würden seine Leute ihn finden.
“Kann ich irgendetwas tun?”, fragte Yancey.
“Du könntest dich mit Simon in Verbindung setzen.”
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