Mehr von deinen Küssen
Jericho hatte zwar nie für ‘The Black Watch’, einen Geheimdienst der Regierung, gearbeitet, kannte aber Simon und dessen Leute. Sie würden auch die kleinste Spur finden. Um Yancey, und offenbar auch Ethan Garrett einen Gefallen zu tun, wenn schon aus keinem anderen Grund. “Erklär ihm die Situation. Hör dir an, wie er die Sache sieht.”
“Wird gemacht.” Ehe Yancey ging, riet er Jackson, nach Hause zu fahren, um sich auszuruhen.
“Nein, ich fahre in die Jessamine Street zurück. Wenn ich überhaupt ein Auge zubekomme, dann dort.”
Yancey konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. “Dich hat’s schwer erwischt, oder?”
“Ja. Wenn ich das auch so schnell gemerkt hätte wie ihr alle, wäre das hier nicht passiert. Dann hätte ich sie vielleicht beschützen können.”
“Haley beschützen?” Yancey lachte auf, aber nicht amüsiert. “Nette Idee, Kumpel, aber nach ihrer Scheidung hat Ethan dafür gesorgt, dass sie sich selbst verteidigen kann. Und so klein sie auch ist, sie kann kämpfen wie eine Löwin. Wenn dieser Typ sie wirklich hat, dann hat er alle Hände voll zu tun.”
“Du meinst das hier.” Jericho reichte Yancey einen Bericht, doch der brauchte ihn gar nicht erst zu lesen.
“Ich weiß, dass der Widerling ihr nach der Scheidung dauernd aufgelauert hat. Dann hat er sie entführt und tagelang als Geisel gehalten. Vergewaltigt hat er sie nicht.” Yancey war unglaublich wütend. “Aber nur, weil er durch einen dämlichen Unfall impotent geworden ist. Dafür hat er sie gebrandmarkt.”
Jackson fuhr hoch. “Du weißt davon?”
“Ja.” Yanceys Blick war hart. “Ethan und ich suchten nach ihr. Wenn Haley ihn nicht gebremst hätte, hätte Ethan diesen Mistkerl umgebracht. Falls er sie entführt hat, wäre es ein erbärmlicher Dank dafür, dass sie ihm damals das Leben gerettet hat. Aber ich fürchte, wir haben es hier tatsächlich mit einer Geiselnahme zu tun.”
“Wird er ihr etwas antun?”, fragte Jackson tonlos.
Yancey schwieg einen Moment. Dann nickte er kurz. “Er hat sie schon mal verletzt, und ich habe größte Sorge, dass er auch diesmal nicht zögern wird. Tut mir leid, Jackson. Ich könnte lügen, aber was würde das nützen? Wenn er Haley etwas antut, dann soll er sich vorsehen, denn Ethan Garrett wird ihn finden.”
“Bis jetzt wissen wir nicht mit Sicherheit, dass er sie entführt hat”, warf Jericho ein. Ihm ging die Suche zu sehr in eine Richtung. “Es ist schon spät, heute können wir nichts weiter tun. Seht zu, dass ihr euch ausruht. Meine Suchtrupps sind bei Sonnenaufgang wieder unterwegs, falls ihr euch beteiligen wollt.”
Jackson merkte sehr wohl, dass Jericho versuchte, ihn irgendwie zu beschäftigen. Aber nichts würde ihn von seinem Schmerz und seiner Sorge ablenken können.
Seit Haleys Verschwinden war er fast ständig von seiner Familie und Freunden umgeben, doch ohne Haley fühlte er sich einsam. Gleich am Anfang hatte sie ein kleines Stück seines Herzens gewonnen, und dieses Stückchen war immer größer geworden, bis ihr nun sein ganzes Herz gehörte. Könnte er da ohne sie leben? Würde er das überhaupt wollen?
“Jackson.” Jericho berührte seinen Arm. “Yancey und ich bringen dich zu deinem Wagen. Oder soll ich dich in meinem Wagen mitnehmen?”
Jackson schreckte aus seinen Gedanken hoch. “Nein”, antwortete er schließlich. “Ich gehe zu Fuß. Vielleicht bekomme ich in der Nachtluft einen klaren Kopf.”
Als Jericho an ihm vorbei wollte, hielt Jackson ihn am Arm fest. “Falls er sie verletzt, wird es diesmal nicht Ethan Garrett sein, der ihn sich vornimmt.”
Der Sheriff sah seinem verzweifelten Freund fest in die Augen. “Ich weiß. Deshalb werden wir sie finden, ehe er sie verletzt.”
“Wenn es nicht schon zu spät ist.”
“Eile ist nicht sein Ding.” Yancey wartete an der Tür. “Er zieht es gern in die Länge. Die Angst anderer turnt ihn an. Verrückte wie er müssen die Angst ihrer Opfer bis zu einem bestimmten Level steigern, sonst bekommen sie keinen Kick. Zum Glück weiß Haley darüber Bescheid. Sie kennt seine Methoden und Bedürfnisse und kann ihn quasi mit seinen eigenen Waffen schlagen.”
“Kann sie das wirklich?”
“Ich denke, schon”, erwiderte Jericho. “Ich kenne Haley. Das reicht. Und das sollte dir auch reichen, Jackson Cade.”
“Vielleicht.” Doch als Jackson mit seinen Freunden das Büro des Sheriffs verließ, schöpfte er Hoffnung. Bis morgen würde er seine Benommenheit überwunden
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