Mein argentinischer Maerchenprinz
reges Treiben, und Eduardo begrüßte sie mit der für ihn üblichen Wärme. „Wie schön, Sie wieder hier zu haben. Raul ist auf dem Polofeld und lässt mit einem der Gäste zusammen ein bisschen Dampf ab.“
Faith verbrachte einige Minuten bei ihrem Lieblingspferd und ging dann, um dem Spiel zuzusehen.
Nur selten kam jemand in den Genuss, mit dem Chef persönlich zu spielen – heute aber schien einer dieser hochgeschätzten Anlässe zu sein.
Raul donnerte mit einer solchen Geschwindigkeit über das Feld, dass ein Raunen durch die Menge von Gästen und Pferdepflegern ging, die am Rande des Feldes standen und zusahen.
Faith beobachtete Raul und dachte an den Vergleich, den Sofia zwischen ihm und einem Hengst gezogen hatte.
Selbst der wildeste Hengst kann gezähmt werden.
Aber sie hatte Raul noch nicht gezähmt, oder?
Sie hatte ihn unabsichtlich in eine Falle gelockt, denn hätte sie seine wahren Gefühle auch nur erahnt, hätte sie sich nie auf die Heirat eingelassen. Doch sie hatte es als normal empfunden und nicht hinterfragt, dass man heiratete, wenn ein Kind kam – solange man sich nur liebte.
Erst jetzt, im Rückblick, erkannte sie, dass er bis zu dem Tag der Hochzeit eigentlich davor geflüchtet war. Wegen heikler Verhandlungen mit einer japanischen Firma war er für zwei Wochen fort gewesen und daran anschließend nach New York weitergeflogen. Doch Rauls Terminkalender war immer gedrängt voll, weshalb sie damals seine ständige Abwesenheit nicht sonderlich merkwürdig fand.
Sie war so sehr mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt gewesen, dass sie über seine gar nicht groß nachgedacht hatte. Für sie schien alles in Ordnung.
Naiverweise hatte sie angenommen, er habe seine Ansichten über die Ehe geändert, weil er sie liebte, und sich nie gefragt, wie er sich wirklich dabei fühlte.
Überheblichkeit? Die hatte sie ihm vorgeworfen, dabei musste sie sich das Gleiche ankreiden. War sie sich nicht sicher gewesen, so anders zu sein als all seine bisherigen Frauen, dass er sie letztendlich auch deshalb und nicht nur wegen des Kindes heiraten wollte?
In ihre Gedanken versunken, hatte sie kaum bemerkt, dass das Spiel geendet hatte. Eben stieg Raul von seinem Pferd und übergab es einem Pfleger, dann kam er zu ihr herüber. „Ah, du bist auf“, sagt er lächelnd und ging mit ihr zurück zum Strandhaus. „Was ist? Du bist so still. Ist es wieder wegen Sofia?“
„Nein“, antwortete sie schwach, jäh von Schuldgefühlen geplagt. „Ich habe über uns und unsere Ehe nachgedacht. Über … das Baby.“ Sofort rückte er ein wenig von ihr ab, sodass sie nach seiner Hand griff, als könnte sie ihn auch emotional festhalten, wenn sie es physisch tat. „Block jetzt nicht ab! So schwer es dir auch fällt, lass uns bitte reden!“
Sein Blick war hart, entschlossene Züge lagen um seinen Mund. Jeder Muskel in seinem Körper schien angespannt, und seine ganze Haltung verriet Abwehr. Schließlich sagte er schroff: „Ich weiß, wie sehr dich der Verlust des Babys getroffen hat. Aber was soll es bringen, darüber zu reden? Außer du möchtest, dass ich mich noch schuldiger fühle.“
„Ich – ich will nicht, dass du dich schuldig fühlst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Warum glaubst du das?“
In seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. „Möglicherweise, weil ich mich schuldig fühle “, gestand er leise. „Durch mich hast du das Baby verloren.“
„Nein!“
„Doch, ich habe dich zu sehr aufgeregt …“
„Das war erst nachher“, sagte sie sanft. Sie schluckte und lächelte gequält. „Niemand hat Schuld, Raul. Ich als Ärztin weiß eigentlich, dass so frühe Abgänge nicht selten sind, dass es oft geschieht, wenn etwas nicht stimmt.“ Sie spürte, wie seine Muskeln sich unter ihren Fingern anspannten.
Auch seine Stimme klang angespannt, als er jetzt sagte: „Gut, ich verstehe.“
„Aber eigentlich wollte ich über etwas anderes sprechen“, fuhr sie leise fort. „Ich wollte mich entschuldigen.“
Reglos blieb er stehen. „Also gibst du doch zu, dass du es darauf angelegt hast, schwanger zu werden?“
„Nein! Bist du verrückt?“, rief sie entsetzt! „Nein. Das war ein Unfall.“
„Warum dann die Entschuldigung?“
„Weil ich gestehen muss, dass ich das Ganze bis heute nie aus deiner Sicht betrachtet habe. Das ist mir gerade erst klar geworden. Als ich merkte, dass ich schwanger bin, war ich ziemlich nervös, aber du hast nichts eingewendet, sondern sofort auf Heirat
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