Mein auf ewig
„Gib mir die ganzen Tabletten auf einmal! Bitte! Lass mich sterben!“
„Nein. Wir kommen hier raus.“
„Nein, kommen wir nicht. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit.“
„Das weißt du doch gar nicht. Wir finden einen Weg. Ich finde ihn.“ Sie wusste zwar nicht, wie, aber ihr würde schon was einfallen.
„Du verstehst das nicht. Er kommt wieder. Immer wieder.“
Ashley warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünfzehn Minuten. Vielleicht konnte Constance dann schlafen und Ashley sich in Ruhe etwas überlegen. „Wir schaffen das schon.“
Constance gab einen Ton von sich, als hätte sie jegliche Hoffnung längst aufgegeben. „Das habe ich Susan auch immer vorgebetet.“
„Wer ist Susan?“
„Diejenige, die ich betreuen musste, so wie du jetzt mich.“
„Und wo ist sie?“
„Er hat sie umgebracht. Genau wie er mich umbringen wird. Und dich.“
„Das weißt du doch gar nicht.“
Constance schnappte vor Schmerzen nach Luft. „Doch. Ich habe zugesehen, wie er Susan getötet hat. Deshalb spannt er uns ja immer zu zweit zusammen, damit wir wissen, was auf uns zukommt. Damit wir noch mehr Angst haben. Alles, was er jetzt mir antut, tut er dir demnächst ebenfalls an.“
Ashleys Magen schlug einen Salto, und sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich nicht zu übergeben. „Nein.“
„Ich war dabei, als Susan starb. Susan war dabei, als Marcy starb. Und vor Marcy waren es Joann, Corey, Stephanie …“
Ihr Blut rauschte Ashley so laut durch die Ohren, dass sie die restlichen Namen nicht mehr hörte. Die Liste ging weiter und weiter. Wie im Traum sah Ashley, wie sich Constances Mund bewegte.
Sie sprang von ihrem Stuhl auf und stolperte ans andere Ende des Zimmers. Sie brauchte unbedingt frische Luft, aber es gab keine. Auch keine Sonne, zu der sie das Gesicht heben und sich gewärmt und frei fühlen konnte. Stattdessen saß sie in diesem Zimmer am Bett einer Frau, die sie nicht kannte, und konnte nur abwarten, ob sich deren Behauptungen als richtig erwiesen.
Außer es gelang ihnen, hier rauszukommen.
Wenn so viele Frauen verschwanden, musste doch jemand nach ihnen suchen! Auch Elise würde sie suchen, da war Ashley sich ganz sicher. Aber wie lange würde es dauern, bis man sie fand? Und wenn es dann schon zu spät war?
Ashley musste unbedingt eine Möglichkeit zur Flucht finden! Sie lief zur Tür und zog an ihr, obwohl sie genau wusste, dass das nichts bringen würde. Im Zimmer gab es nichts, womit man die Tür hätte aufbrechen können. Die Scharniere waren außen montiert.
Vielleicht gelang es ihr, ein Loch in die Wand zu schlagen?
Sie schnappte sich einen Stuhl und schleuderte ihn gegen die Wand. Die Beine brachen ab, rissen ihr die Haut an den Armen auf und hinterließen gerade mal einen Kratzer an der hässlichen beigefarbenen Wand. Unter der Farbe kam Beton zum Vorschein. Die Wände waren aus Beton, wie bei einer Gefängniszelle.
„Verdammt!“ Sie war maßlos wütend auf sich, dass sie sich in diesen Schlamassel gebracht hatte, und zutiefst verzweifelt, weil sie nicht wusste, wie sie Constance hier rausbringen sollte.
„Hör auf!“, schrie Constance. „Wenn er das sieht, wird er nur noch wütender!“
„Vielleicht will ich ja genau das.“
„Wenn du das wirklich willst, gib mir wenigstens vorher die Tabletten!“ Man konnte ihrer Stimme deutlich anhören, welche Schmerzen sie litt.
Ashley ging zurück zu Constances Bett und sah auf die Uhr. Noch acht Minuten. „Ich bringe dich nicht um.“
„Ich bin doch schon tot! Du ersparst mir nur weitere Torturen. Und dir vielleicht auch. Vielleicht wird er so wütend, dass er dich gleich tötet.“
„Er wird keine von uns beiden töten.“
Constance biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Auf ihrer blassen Haut hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. „Das habe ich zu Susan auch gesagt. Mein Gott, hätte ich doch bloß auf sie gehört! Sie hatte recht, mit allem, was sie gesagt hat.“
„Wir kommen hier raus.“ Es war zwar noch ein paar Minuten zu früh, aber Ashley gab Constance trotzdem zwei Tabletten. Constance schluckte sie und packte Ashley vorn am T-Shirt. „Erst malt er dir die Fingernägel an. Er will, dass deine Hände schön aussehen, wenn er sie abtrennt. Erst die linke. Dann die rechte. Dann sucht er sich einen Teil von dir aus, den er als Erinnerungsstück behält. Den schneidet er dir raus, und danach köpft er dich. Du bist noch am Leben, wenn er zu der Knochensäge greift. Ich habe es gesehen. Ich
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