Mein auf ewig
sich doch auch nicht zur Vernunft bringen.“
„Das ist was anderes.“
„Wieso?“
„Das wissen Sie genau. Ich bin bereit, mein Leben aufs Spiel zu setzen, um meine Schwester zu retten.“
„Und ich bin bereit, mein Glück aufs Spiel zu setzen, um das Leben des armen Schweins zu retten, das mein zukünftiger Partner werden würde.“ Inzwischen schrie er, dabei schrie er doch nie. Er argumentierte lieber ruhig und sachlich, aber Elise brachte ihn völlig aus der Fassung.
„Sie haben einen Fehler gemacht“, sagte sie gerade. „Das können Sie nicht rückgängig machen. Aber Ihr Leben muss trotzdem weitergehen.“
„Werden Sie das auch sagen, wenn man Ashley tot auffindet? Sie haben einen Fehler gemacht, aber jetzt geht das Leben weiter?“
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie in den Magen geboxt. „Natürlich nicht.“
„Dann hören Sie auf, mir zu erzählen, was ich fühlen soll! Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden! John war für mich wie ein Bruder.“
„Mit dem Sie sich zu reden weigern. Sie scheinen sich ja wirklich sehr nahezustehen.“
Bevor ihm noch etwas rausrutschte, das er später bereuen würde, drehte er sich auf dem Absatz um und ging. Er fühlte sich wie der letzte Dreck. Wie hatte er bloß Ashley ins Spiel bringen können! Wieso hatte er überhaupt mit diesem Thema anfangen müssen?
Er hätte John niemals im Stich lassen dürfen, nur weil er sich seinen Fehlern nicht stellen wollte.
Verdammt! Dieser Abend wurde von Minute zu Minute unerträglicher. Da konnte er sich auch gleich vollends ins Unglück stürzen und John anrufen. Vielleicht würde das den nagenden Schmerz in seiner Brust wenigstens ein bisschen lindern.
Mit zitternden Fingern hob Trent den Hörer ab. Er brauchte die Nummer seines ehemaligen Partners nicht nachzuschlagen. Er kannte sie noch immer auswendig. Er wählte und betete, dass niemand zu Hause war.
Ashley versuchte, die Panik zu unterdrücken. Noch nie war sie für jemanden verantwortlich gewesen, nicht mal für einen Goldfisch, und jetzt lag das Leben einer Frau in ihren Händen.
Von denen sie wenigstens noch zwei hatte. Im Gegensatz zu Constance.
Gary hatte Constance die Hand abgeschnitten. Mit der Hand war alles in Ordnung gewesen, aber Gary hatte sie abgetrennt wie ein Chirurg, der einen Tumor entfernt – ruhig und schweigsam hatte er vor sich hin gearbeitet. Er hatte die Blutung gestoppt und die Wunde genäht, als wüsste er, was er tat … Als wäre es ihm wichtig, dass sie überlebte.
Constance hatte die ganze Zeit geschrien.
Ashley war völlig schockiert dagesessen und hatte nichts getan, um Gary aufzuhalten.
Sie konnte noch immer nicht glauben, dass das wirklich geschehen war. Es konnte sich nur um einen von Drogen ausgelösten Albtraum handeln. Vielleicht löste das, was er ihr Freitag in den Drink getan hatte, irgendwelche Halluzinationen aus, und das alles war nur ein böser Traum.
Constance stöhnte vor Schmerz auf und fing an zu schluchzen. Das klang viel zu echt. Das konnte keine Halluzination sein.
Gary hatte Constance zu Ashley ins Zimmer gesperrt und war gegangen.
„Ich bin ja da“, sagte Ashley, weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte sagen sollen. „Er ist weg. Du bist in Sicherheit.“ Das war die größte Lüge, die ihr je über die Lippen gekommen war, aber sie würde dabei bleiben, bis sie hier rauskamen. Und das würden sie. Ashley weigerte sich, an andere Möglichkeiten auch nur zu denken.
Sie sah auf die Uhr, die Gary ihr gegeben hatte. Erst in zwanzig Minuten durfte sie Constance mehr von dem Schmerzmittel geben. Gary hatte ihr erklärt, wie sie sich um Constance kümmern musste, und sie gewarnt, er würde sie beide umbringen, sollte sie irgendwas falsch machen.
Ashley glaubte ihm. Sie war sich nur nicht sicher, ob er sie schnell und schmerzlos töten würde. Schließlich hatte sie gesehen, wie er lächelte, als er die Knochensäge angesetzt hatte. Sie wollte sich lieber gar nicht erst ausmalen, was Gary alles einfallen könnte, um sie zu töten.
Wieder stöhnte Constance auf, und Ashleys Brust zog sich vor lauter Panik zusammen. Sie wusste nicht, wie sie Constance helfen sollte. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
Sanft strich sie ihr das blonde Haar aus dem Gesicht und hoffte, dass sie das ein wenig trösten würde. „Ganz ruhig. Es dauert nicht mehr lange, dann bekommst du deine Tabletten.“
Constances blaue Augen öffneten sich einen Spalt, und Tränen quollen heraus.
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