Mein Auge ruht auf dir - Thriller
heute nicht infrage kam.
Einige Minuten darauf klingelte es erneut. Diesmal standen Alvirah, Willy und Pater Aiden vor der Tür. »Wie schön, dass Sie hier sind«, sagte Mariah, während sie die Neuankömmlinge umarmte. »Kommen Sie rein. Bis auf Richard sind schon alle da.«
Bald darauf plauderten alle miteinander. Mariah bemerkte, dass der sonst so pünktliche Richard mitt lerweile fast eine halbe Stunde Verspätung hatte. »Viel leicht steckt er im Verkehr fest«, kam es von den anderen. »Normalerweise kann man doch die Uhr nach ihm stellen.«
Sie musste daran denken, dass Richard ihr erzählt hatte, er habe eine wichtige Entscheidung getroffen. Würde er ihr heute Abend offenbaren, worum es sich handelte? Mit eher gemischten Gefühlen registrierte sie ebenfalls, dass Greg die Rolle des Gastgebers übernommen hatte. Er war es, der allen die Platte mit dem köstlichen, von Betty vorbereiteten Sushi reichte, er war es, der allen vom wunderbaren Merlot nachschenkte, den ihr Vater immer so gemocht hatte.
Dann ertönte erneut die Klingel an der Haustür. Betty öffnete, kurz darauf trat Richard in den Flur und eilte ohne Umschweife ins Wohnzimmer. Er lächelte. »Ich entschuldige mich vielmals«, sagte er. »Ich war in einer Sitzung, die einfach kein Ende nehmen wollte. Aber es tut gut, wieder unter euch zu sein.« Dabei sah er zu Mariah.
»Richard, was kann ich dir bringen?«, fragte Greg.
»Mach dir keine Mühe, Greg«, erwiderte er und ging auch schon zur Bar. »Ich hole mir selbst etwas.«
Kurz darauf stand Betty in der Tür und gab Mariah zu verstehen, dass das Essen fertig sei.
Mariah hatte beschlossen, das Pergament erst zu erwähnen, wenn alle bereits beim Dessert saßen. Sie wollte eine herzliche Atmosphäre schaffen und hatte einigen erzählt, das Essen sei zum Gedenken an ihren Vater. Und in dieser aufgelockerten Stimmung konnte sie dann, sicher mit Alvirahs Hilfe, möglicherweise her ausfinden, wer was über das Pergament wusste.
Als Betty die Teller abräumte, hatten die über ihren Vater erzählten Anekdoten bei allen heitere und nostalgische Gefühle geweckt. Albert hatte davon erzählt, wie sehr Jonathan auf Ausgrabungsstätten die kargen, provisorischen Verhältnisse genossen, das Campen um des Campens willen aber geradezu verabscheut hatte. »Er hat mich mal gefragt, was in Gottes Namen ich daran angenehm finden kann, in einem Zelt zu schlafen und dabei fürchten zu müssen, dass man mitten in der Nacht von Bären Besuch erhält. Ich habe ihm geantwortet, seitdem ich die Ramapo Mountains entdeckt hätte, könne ich das Campen genießen und gleichzeitig ein Auge auf ihn haben.«
Das war der Moment, in dem Alvirah unauffällig über die Brosche an ihrer Schulter strich, um das Mi-krofon einzuschalten, aber von Albert kam daraufhin nichts mehr.
Früher waren die Gäste nach dem Dessert für Kaffee oder Espresso ins Wohnzimmer umgezogen. Diesmal hatte Mariah Betty gebeten, alles am Tisch zu servieren. Sie wollte nicht, dass sich die Versammelten in Grüppchen aufteilten, wenn sie auf das Pergament zu sprechen kam.
Greg gab ihr ungewollt die Gelegenheit, das Thema wie von ungefähr zur Sprache zu bringen. »Ich hatte immer Ehrfurcht vor ihm, wenn er eine alte Inschrift las und sie sofort übersetzen oder sich eine alte Keramik ansah und aus dem Stand sagen konnte, woher sie stammte und wie alt sie war«, sagte er.
»Genau deshalb muss das vermisste Pergament gefunden werden, von dem mein Vater euch allen erzählt hat«, hakte Mariah ein. »Pater Aiden, Dad hat mit Ihnen darüber gesprochen. Und nach allem, was ich weiß, hat er das Pergament auch gegenüber Albert und Charles und Greg erwähnt. Richard, hat er es dir jemals gezeigt oder davon erzählt?«
»Er hat mir auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er es kaum erwarten kann, mir von seinem unglaublichen Fund zu berichten, aber das Dokument selbst habe ich nie gesehen.«
»Wann haben Sie diese Anrufe von ihm denn erhalten?«, fragte Alvirah betont beiläufig in die Runde.
»Vorletzte Woche«, kam es prompt von Greg.
»Vor ungefähr zwei Wochen«, antwortete Charles nachdenklich.
»Ja, gestern vor zwei Wochen«, sagte Albert mit Bestimmtheit.
»Also am gleichen Tag, an dem er mir auf den Anrufbeantworter gesprochen hat«, sagte Richard.
»Aber keinem von euch hat er gesagt, worum es sich handelt, und er hat es auch keinem von euch gezeigt?« Mariah machte keinerlei Anstalten, ihre Skepsis zu verbergen.
»Er hat mir auf dem
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