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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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so fröhliche Lächeln war aus Wally Grubers rundem Gesicht gewichen. Sein stämmiger Körper steckte in einem orangefarbenen Gefängnisoverall, er trug Hand- und Fußfessel.
    Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt hatte das Wort: »Euer Ehren, Mr. Gruber wird wegen Einbruchs und versuchten Diebstahls an der in der Strafanzeige angegebenen Adresse angeklagt. Er wurde bereits einmal wegen eines Einbruchsvergehens zu einer Haft strafe verurteilt. Die uns vorliegenden Indizien sind nach unserem Dafürhalten absolut eindeutig. Mr. Gruber wurde von der Polizei gestellt, als er in die besagte Adresse einbrechen wollte. Weiterhin vermerken wir, dass die Polizei in einem weiteren Einbruch ermittelt, für den ebenfalls Mr. Gruber verantwortlich sein dürfte. Er ist in einem Parkhaus in der Innenstadt angestellt, und uns liegen Hinweise vor, wonach er GPS -Peilsender an Autos angebracht hat, mit deren Hilfe er feststellen konnte, ob die Opfer zu Hause waren. Bei dem erwähnten Einbruch in New Jersey wurde Schmuck im Wert von über drei Millionen Dollar erbeutet, während die Bewohner auf Reisen waren. Uns wurde mitgeteilt, dass auch bei ihnen ein GPS -Sender gefunden wurde, der jenem gleicht, der am Wagen des New Yorker Hausbesitzers befestigt war. Wir gehen davon aus, dass in naher Zukunft in New Jersey ebenfalls Anklage erhoben wird. Weiterhin sei vermerkt, dass der Angeklagte unverheiratet ist und allein in einem Studio-Apartment zur Miete wohnt. Unter diesen Umständen besteht unseres Erachtens hohe Fluchtgefahr, sodass wir eine Kaution von zweihunderttausend Dollar in bar fordern.«
    Der neben Wally Gruber stehende Verteidiger Joshua Schultz erwiderte: »Als Erstes, Euer Ehren, plädiert Mr. Gruber auf nicht schuldig. Hinsichtlich der Kautionsforderung des Bezirksstaatsanwalts möchte ich anführen, dass sie völlig überzogen ist. Bislang ist in New Jersey keinerlei Anklage erhoben worden. Mr. Gruber ist seit Langem Einwohner der Stadt New York und willens, sämtliche Gerichtstermine wahrzunehmen. Er verfügt über sehr begrenzte finanzielle Mittel. Mr. Gruber hat zu verstehen gegeben, wenn er einen Kautionssteller in Anspruch nehmen dürfe, könne er eine Kaution über fünfzehntausend Dollar aufbringen.«
    Richterin Gaughan sah von ihrer Bank herunter. »Der Angeklagte mag von seiner Unschuld überzeugt sein, die Bezirksstaatsanwaltschaft hat in diesem Fall aber gewichtige Indizien vorgelegt. In Anbetracht der Tatsache, dass dem Angeklagten, falls verurteilt, eine lange Gefängnishaft droht, besteht in der Tat hohe Fluchtgefahr. Einen Kautionssteller werde ich aus diesem Grund nicht zulassen. Die Kaution wird auf zweihunderttausend Dollar festgesetzt und ist ausschließlich in bar zu entrichten. Wird auch in New Jersey Anklage erhoben, kommt dazu natürlich noch die von dem dortigen Richter festgesetzte Kaution.«
    Drei Stunden später war Wally, der die Kaution nicht aufbringen konnte, auf dem Weg nach Rikers Island. Als er in den Kastenwagen der Polizei verfrachtet wurde, nahm er den ersten Herbsthauch in der frischen Brise wahr und verglich ihn unweigerlich mit dem abgestandenen Zellenmief, der auf ihn wartete. Aber ich habe ein As im Ärmel, tröstete er sich. Sie müssen mit mir verhandeln. Wenn sie hören, was ich weiß, können sie mich höchstens auf Bewährung verurteilen.
    Er lächelte. Ich kann ihrem Phantombildzeichner ganz genau das Gesicht der Person beschreiben, die diesen Professor ermordet hat, dachte er. Und wenn sie nicht mitspielen, wende ich mich an den noblen Anwalt der alten Lady und erzähle ihm, dass ich ihr Ticket in die Freiheit bin.

35
    A m Dienstagmorgen rief Mariah als Erstes im Krankenhaus an. Die diensthabende Schwester in der psychiatrischen Abteilung versicherte ihr: »Ihre Mutter hat letzte Nacht ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen und ganz gut geschlafen. Heute Morgen hat sie einen Bissen gefrühstückt, ansonsten macht sie einen sehr ruhigen Eindruck.«
    »Fragt sie nach mir oder meinem Vater?«
    »Laut den Notizen auf ihrem Krankenblatt ist sie letzte Nacht mehrmals aufgewacht, sie scheint auch ein Gespräch mit Ihrem Vater geführt zu haben. Sie hat sich anscheinend eingebildet, sie wäre mit ihm in Venedig. Diesen Morgen hat sie wiederholt den Namen ›Rory‹ geäußert.« Die Schwester zögerte. »Ist das eine Verwandte oder eine Pflegerin?«
    »Eine Pflegerin«, antwortete Mariah, die das Gefühl hatte, die Schwester verschweige ihr etwas. »Gibt es noch etwas, was Sie

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