Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Freundin von Ms. Steiger, eine gewisse Rose Newton, schon am Morgen bei ihr geklingelt habe. Sie war nämlich mit Ms. Steiger am Abend zuvor verabredet gewesen, um irgendetwas zu feiern, und sie hat sich Sorgen gemacht, weil Ms. Steiger nicht aufgetaucht ist und sie auch nicht angerufen hat. Auf unsere Bitte hin hat der Hausmeister die Wohnung geöffnet, aber soweit wir sagen können, war nichts Ungewöhnliches festzustellen. Ms. Newton hat der Nachbarin ihre Telefonnummer dagelassen, sodass wir daraufhin bei Ms. Newton angerufen haben. Sie hat von Ms. Steiger immer noch nichts gehört und macht sich deshalb große Sorgen. Sie glaubt, dass ihr etwas zugestoßen ist.«
Sie haben nicht angerufen, weil sie sehen wollten, wie ich auf die Nachricht reagiere, dachte Mariah. »Sie haben vielleicht recht«, antwortete sie bedächtig. »Wenn Rory auch nur eine Viertelstunde zu spät kam, weil sie im Verkehr feststeckte, hat sie bislang immer angerufen und sich wegen der Verspätung tausendmal entschuldigt.«
»Das haben wir uns schon gedacht«, erwiderte Benet und sah zu den anderen im Flur.
Mariah drehte sich um und stellte ihre Gäste vor. »Pater Aiden kennen Sie ja schon, Detective Benet.« Sie deutete auf Richard, Albert, Charles und Greg. »Die Freunde und Kollegen meines Vaters«, sagte sie.
In diesem Augenblick klingelte Richards Handy. Er murmelte eine Entschuldigung, entfernte sich einige Schritte und durchwühlte seine Taschen, ohne zu bemerken, dass Alvirah, die direkt hinter ihm stand, ebenfalls einige Schritte zurücktrat und den Verstärker ihres Mikrofons heimlich auf die höchste Stufe stellte.
Bis Richard endlich das Handy in der Hand hielt, hatte sich bereits die Mailbox eingeschaltet. Auch ohne Mikrofon konnte Alvirah Lillians aufgewühlte Stimme hören, als Richard die Nachricht abspielte: »Richard, ich habe beschlossen, das Zwei-Millionen-Dollar-Angebot anzunehmen. Melde dich bei mir.«
Darauf folgte das charakteristische Klicken am Ende der Aufzeichnung, dann klappte Richard das Handy zu.
36
S obald Willy, Alvirah und Pater Aiden auf der Heimfahrt im Wagen saßen, spielte Alvirah ihnen Lillians Nachricht auf Richards Handy vor. Die beiden Männer waren darüber ebenso erstaunt und fassungslos wie sie. Keiner bezweifelte, dass sich ihre Aussage, sie wolle Richards Angebot annehmen, auf den Vatikanischen Brief bezog.
»Es klingt aber so, als hätte sie noch andere Angebote erhalten«, bemerkte Willy. »Sonst würde Richard doch kaum zwei Millionen Dollar zahlen.«
»Wer in dem Fall mitbieten will, muss wahrscheinlich mindestens eine Million hinlegen«, sagte Alvirah. »Ich hätte nicht gedacht, dass Richard so viel Geld hat. Ein College-Dozent ist doch kein Wall-Street-Broker.«
»Er ist in der Park Avenue aufgewachsen«, sagte Pater Aiden. »Sein Großvater war meines Wissens ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Ich frage mich nur: Was hat er mit dem Pergament vor?«
»Könnte es sein, dass er es der Vatikanischen Bibliothek zurückgeben möchte?«, fragte Alvirah hoffnungsvoll.
»Das wäre eine sehr noble Geste. Tatsache aber ist, dass Richard bislang bestritten hat, das Pergament überhaupt gesehen zu haben. Außerdem können wir jetzt Folgendes sagen: Er weiß nicht nur, dass sich das Pergament in Lillians Besitz befindet, sondern will es sogar kaufen«, führte Pater Aiden aus. »Das heißt also, Richards Motive sind im Zweifelsfalle fragwürdiger Natur. Ich bin mir sicher, er kennt Sammler, die bereit sind, für das Pergament ein Vermögen hinzublättern.«
Traurig musste Alvirah sich eingestehen, dass Pater O’Briens Ausführungen nicht von der Hand zu weisen waren. »Die beiden Detectives haben mit Richard, Charles, Albert und Greg für morgen jeweils einen Termin vereinbart, um sie zu befragen«, sagte sie. »Sie werden also ziemlich beschäftigt sein. Wenn ich etwas zu verbergen hätte, würde ich mich von den beiden nur ungern ins Kreuzverhör nehmen lassen.«
»Niemand wird ins Kreuzverhör genommen«, warf Willy ein. »Das geschieht nur in einem Gerichtsverfahren. Wahrscheinlich werden sie ihnen gehörig auf den Zahn fühlen.« Und dann fügte er noch an: »Was ist mit dieser vermissten Krankenpflegerin? Alvirah, sind wir ihr jemals begegnet?«
»Rory? Letztes Jahr einmal, glaube ich, da war sie aber schon mit Kathleen auf dem Weg nach oben. Ich habe von ihr kaum noch ein Bild vor Augen.«
»Sie hat im Bestattungsinstitut und während der Beerdigung an Kathleens Seite
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