Mein Auge ruht auf dir - Thriller
von Weiträumigkeit vermittelte. Dad war mit mir die Farbmuster durchgegangen, erinnerte sie sich. Er konnte wesentlich besser als ich einschätzen, wie die fertige Wohnung aussehen würde.
Das Bild über der Couch, das er während einer Exkursion in Ägypten gekauft hatte, war sein Geschenk zu ihrem Einzug gewesen . Es zeigte den Sonnenuntergang über einer Pyramide.
Wohin ich auch den Blick schweifen lasse, ob hier oder im Haus in Mahwah, immer gibt es etwas, das mich an ihn erinnert. Sie ging ins Schlafzimmer und nahm das Foto ihrer Eltern zur Hand, das zehn Jahre zuvor aufgenommen worden war. Ihr Vater hatte seine Arme um die Hüfte ihrer Mutter gelegt, und beide lächelten. Ich hoffe, auf irgendeine Art umarmt und beschützt er sie immer noch, dachte Mariah. Sie braucht seine Fürsorge jetzt mehr als je zuvor.
Was wird mit Mom morgen im Gerichtssaal geschehen?
Sie überlegte noch, ob sie Alvirah anrufen sollte, um zu erfahren, ob sie irgendetwas gehört hatte, als das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte. Es war Greg. »Mariah, wo steckst du? Ich habe in Mahwah angerufen, und Betty hat gesagt, du seist gefahren, bevor sie gekommen ist. Auf deinem Handy meldest du dich auch nicht.«
Mariah hatte ihr Handy ausgeschaltet, weil sie befürchtete, Richard könnte sie erneut anrufen. Schlimm genug, dass sie gestern Abend bei den Lloyds am Esstisch in Tränen ausgebrochen war, nachdem sie seine Stimme gehört hatte. Das wollte sie nicht noch einmal erleben. Entschuldigend sagte sie: »Greg, ich habe mein Handy ausgestellt. Wie du dir denken kannst, bin ich etwas durcheinander.«
»Das bin ich auch. Aber ich mach mir Sorgen um dich. Die Freundin deines Vaters und die Krankenpflegerin deiner Mutter sind in den letzten Tagen verschwunden. Ich kann es nicht zulassen, dass dir auch noch etwas zustößt.«
Er zögerte, bevor er fortfuhr: »Mariah, ich halte mir zugute, über einige Menschenkenntnis zu verfügen. Ich weiß, es ist hart für dich, dass Richard von Lillian das Pergament kaufen will. Ich weiß nicht, ob es schon geschehen ist, aber sollte Lillian etwas zustoßen, dann glaube ich nicht, dass Richard dafür verantwortlich ist.«
»Warum sagst du das, Greg?«, fragte Mariah leise.
»Weil ich es einfach glaube.« Greg hielt inne, dann sagte er: »Mariah, ich liebe dich, und mehr als alles andere will ich, dass du glücklich bist. Während der Abendessen bei deinem Vater habe ich gespürt, dass ihr euch zunehmend zueinander hingezogen gefühlt habt. Aber wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass er eine gestohlene Schriftrolle erwerben will, hoffe ich offen gestanden, dass sich deine Gefühle ihm gegenüber ändern.«
Mariah wählte ihre Worte mit Bedacht. »Wenn du gespürt hast, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen, dann hast du mehr gespürt als ich. Und wenn es wirklich so ist, wie es die Handy-Nachricht andeutet, dann will ich mit Richard bestimmt nichts mehr zu tun haben.«
»Ich bin froh, das zu hören«, erwiderte Greg. »Und ich werde dir viel Zeit zum Nachdenken geben, vielleicht kommst du ja doch noch zu dem Schluss, dass ich jemand bin, mit dem es sich lohnt, das Leben zu verbringen.«
»Greg ...«, protestierte Mariah.
»Gut, vergiss den letzten Satz. Mit dem Folgenden aber ist es mir todernst. Ich habe selbst einige Ermittlungen in die Wege geleitet. Charles Michaelson ist ein Betrüger. Er versucht einen Käufer für das Pergament zu finden. Ich kann dir sogar jemanden nennen, der über seine Kontaktpersonen davon gehört hat. Der Mann heißt Desmond Rogers, ein nicht unbekannter Sammler. Mariah, ich bitte dich, halte dich von Michaelson fern. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich herausstellt, dass er hinter dem Verschwinden von Lillian und der Krankenpflegerin deiner Mutter steckt. Und, Mariah … vielleicht ist er sogar für den Mord an deinem Vater verantwortlich.«
60
L loyd Scott befand sich in seiner Kanzlei in der Main Street in Hackensack, nur einen Block vom Gerichtsgebäude entfernt, als er vom Stellvertretenden Generalstaatsanwalt Peter Jones angerufen wurde.
»Sie wollen mir sagen, der Gauner, der bei mir ein gebrochen hat, will jemanden gesehen haben, der unmittelbar nach Jonathans Ermordung aus dem Haus gerannt ist?«, rief Lloyd voller Wut aus. »Wann, in Gottes Namen, haben Sie das erfahren?«
Peter Jones hatte die feindselige Reaktion erwartet. »Joshua Schultz, Grubers Anwalt, hat mich vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden angerufen. Sie wissen sehr
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