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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zuvor.
    Mariah kniete sich vor ihre Mutter und ergriff ihre Hände. »Mom, Kathleen, ich bin’s.«
    Fragend sah ihre Mutter sie an.
    »Du bist so hübsch«, sagte Kathleen. »Ich war auch mal hübsch.« Dann schloss sie die Augen und lehnte sich zurück. Und so verharrte sie, schlug nicht mehr die Augen auf und sagte auch nichts mehr.
    Mariah saß auf dem Boden, hatte die Arme um die Beine ihrer Mutter geschlungen, während ihr langsam Tränen über die Wangen liefen, bis zehn Minuten vor acht eine Stimme über Lautsprecher verkündete, dass Besucher bis zwanzig Uhr das Gebäude zu verlassen hatten.
    Sie stand auf, gab ihrer Mutter einen sanften Kuss auf die Wange, umarmte sie und strich ihr die Haare zurück. »Ich komme morgen wieder«, flüsterte sie. »Und vielleicht schaffen wir es bis dahin ja, dass die Anklage fallen gelassen wird. Mehr kann ich im Moment leider nicht für dich tun.«
    An der Schwesternstation sprach sie noch mit Emily Lee. »Im Gutachten für die Staatsanwaltschaft steht, dass meine Mutter wütend und aggressiv sei«, sagte sie. »Ich habe dieses Verhalten nicht an ihr beobachten können.«
    »Ihre Gewaltausbrüche sind unvorhersehbar, aber leider muss man jederzeit mit ihnen rechnen«, sagte Lee leise. »Alles kann sie aus der Bahn werfen. Andererseits hat sie einige Male geglaubt, sie wäre zusammen mit Ihnen und Ihrem Vater zu Hause. Dann war sie sehr aufgeräumt und glücklich. Sie muss bis zum Aus bruch ihrer Krankheit ein erfülltes Leben gehabt haben. Dafür können Sie sehr dankbar sein, glauben Sie mir.«
    »Da haben Sie vermutlich recht. Danke.« Mit einem bemühten Lächeln drehte sich Mariah um und verließ die geschlossene Abteilung, kam am Wachmann vorbei und wartete vor den Aufzügen. Kurz darauf befand sie sich auf dem Heimweg. Greg würde bereits zu Hause auf sie warten, davon war sie überzeugt.
    Und ebenso überzeugt war sie, dass sie nun ganz unabhängig von Wally Gruber und den Folgen, die sein Phantombild vielleicht nach sich ziehen würde, einige sehr schmerzliche Entscheidungen zu treffen hatte.

70
    N ach der Befragung im Büro der Staatsanwaltschaft am Donnerstagmorgen war Richard Callahan direkt in seine Wohnung in der Bronx gefahren und hatte sich auf den Lehrstoff zu konzentrieren versucht, mit dem er sich im Herbstsemester beschäftigen würde.
    Es war verlorene Liebesmüh. Er hatte so gut wie nichts geschafft. Schließlich rief er um halb fünf Alvirah an. Sie begrüßte ihn ungewöhnlich kühl. »Hallo, Richard. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hören Sie, Alvirah«, begann er ganz aufgeregt, »man hat mir heute bei der Polizei die Hölle heißge macht, weil Sie anscheinend belauscht haben, was Lillian mir aufs Handy gesprochen hat. Ich sage Ihnen jetzt, was ich den beiden Detectives schon gesagt habe: Glauben Sie mir, oder lassen Sie es bleiben, aber sagen Sie mir wenigstens, wie es Mariah und Kathleen geht. Mariah will nicht mit mir reden, und ich mache mir ungeheure Sorgen.«
    Daraufhin wiederholte er Wort für Wort, was er auch der Polizei erzählt hatte.
    Alvirahs Ton wurde etwas versöhnlicher. »Richard, Sie klingen, als meinten Sie es ehrlich, aber damit ist noch lange nicht erklärt, warum Sie vorhatten, Lillian das Pergament abzukaufen. Andererseits habe ich den einen oder anderen Verdacht gegen jemand anderen, aber darüber will ich noch nicht reden, schließlich könnte ich mich ja irren. Nach allem, was Mariah sagt, könnte morgen schon alles vorbei sein. Mehr erfahren Sie von mir jetzt nicht.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht«, erwiderte Richard. »Haben Sie Mariah gesehen? Haben Sie mit ihr gesprochen? Wie geht es ihr?«
    »Ich habe heute zweimal mit ihr telefoniert. Sie hat die richterliche Erlaubnis, ihre Mutter im Krankenhaus zu besuchen.« Alvirah zögerte. »Richard …«
    »Was, Alvirah?«
    »Nichts. Die Frage kann noch einen Tag warten. Auf Wiedersehen.«
    Was sollte das alles?, fragte sich Richard, als er den Stuhl vom Tisch wegrückte und aufstand. Er entschied sich für einen Spaziergang auf dem Campus. Vielleicht, dachte er, bekomme ich dabei ja den Kopf frei.
    Doch selbst der lange Spaziergang auf den baumbestandenen Wegen zwischen den neugotischen Gebäuden auf dem Rose Hill brachte nicht die erhoffte Wirkung, danach war er genauso unruhig wie zuvor. Drei Minuten vor sechs war er wieder in seiner Wohnung, unter dem Arm eine Papiertüte aus dem nahe gelegenen Feinkostladen. Er schaltete den Fernseher an und wickelte das Sandwich aus,

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