Mein Baby!
erklärte sie. „Entschuldigt mich, ich brauche frische Luft.“ Sie wartete gar nicht erst ab, ob jemand etwas dagegen hatte, sondern eilte durch die Terrassentür in den Garten. Dann atmete sie die Luft tief ein.
„Die Atmosphäre beim Essen ist nicht gerade angenehm, stimmt’s?“, ertönte plötzlich Adams Stimme hinter ihr.
Andie drehte sich um. In der Dämmerung schimmerte sein Haar silbern. Sie hatte nicht gemerkt, dass er ihr gefolgt war, und es gefiel ihr nicht.
Sie zuckte traurig die Schultern. „Rome ist schon tagelang so“, erwiderte sie und wünschte, Adam würde sie allein lassen und wieder ins Esszimmer gehen. Sie wollte nachdenken, und das konnte sie nicht, wenn Adam in der Nähe war.
Er schlenderte über die Terrasse und stellte sich neben Andie. „Ich befürchte, ich habe nichts erreicht“, gab er zu. „Ich habe ihm gesagt, es sei dumm, Audrey einfach aus seinem Leben verschwinden zu lassen.“
„Es wundert mich, dass du es überlebt hast“, antwortete sie leicht spöttisch. So gereizt, wie ihr Vater momentan war, hätte sie nicht gewagt, mit ihm über dieses Thema zu reden. Mit solchen Skrupeln musste Adam sich offenbar nicht herumschlagen. „Jetzt muss die arme Audrey seine schlechte Laune ganz allein ertragen.“
„Ich habe mir deinetwegen Sorgen gemacht“, sagte Adam mit ernster Miene und sah Andie aufmerksam an.
„Wie bitte?“ Sie versteifte sich und bekam Herzklopfen. „Warum das denn?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es selbst nicht genau. Du hast dich irgendwie verändert.“
Sie wandte sich ab und schluckte. Ihre Schwangerschaft sah man ihr bestimmt noch nicht an. Der schwarze Hosenanzug mit der langen Jacke verbarg perfekt ihre nicht mehr ganz so schmale Taille und die voller gewordenen Brüste.
Aber was meinte Adam damit, sie hätte sich verändert?
„Die Grippe hat mich sehr geschwächt“, erklärte sie.
„Es ist nicht nur das, Andie …“
„Hör bitte damit auf, Adam“, unterbrach sie ihn scharf. Ihr war klar, was er sagen wollte.
Adam hatte ihre Mutter geliebt, und sie, Andie, wollte kein Ersatz sein für eine andere Frau, auch nicht für ihre Mutter.
Er packte sie behutsam an den Schultern und drehte sie zu sich herum. „Wir müssen reden, Andie …“
In ihren Augen blitzte es auf. „Warum?“, fragte sie und hob stolz den Kopf.
„Verdammt, du weißt, warum“, antwortete er mit finsterer Miene.
„Nein, ich habe keine Ahnung“, entgegnete sie. „Es wäre mir lieber, wenn du mich allein lassen würdest. Ich bin nach draußen gegangen, um die Ruhe und den Frieden zu genießen, aber nicht, um mit dir zu streiten.“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an. „Außerdem hast du sowieso nichts übrig für die frische Landluft.“
Wenn er nicht geschäftlich unterwegs war, verbrachte Adam jedes Wochenende bei den Summers. Er hatte jedoch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nicht verstehen konnte, warum Rome und seine Familie das Leben auf dem Land so sehr liebten.
„Vielleicht könnte ich mich daran gewöhnen“, erwiderte er ruhig.
Sie presste die Lippen zusammen. „Dafür gibt es keinen Grund“, stellte sie hart fest. „Einer von uns beiden sollte wieder ins Haus gehen, schon allein Audrey zuliebe.“
Weshalb lässt er mich eigentlich nicht los? überlegte Andie. Ihre Haut fing an zu prickeln, während sich eine verräterische Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Und ihre Beine fühlten sich so an, als würden sie jeden Moment unter ihr nachgeben.
Es war offenbar immer noch dasselbe, auch nach allem, was geschehen war. Adam brauchte sie nur zu berühren, und sie wurde schwach, trotz ihrer komplizierten Situation und obwohl er für sie nichts empfand.
Andie schüttelte den Kopf. Adam war für sie unerreichbar, und daran würde sich auch nichts ändern.
„Ich …“, begann Adam, unterbrach sich jedoch unvermittelt, denn aus dem Esszimmer drang ein Geräusch, das sich wie zersplitterndes Glas anhörte. Dann ertönten laute Stimmen.
Sie drehte sich alarmiert zum Haus um. „Hat Rome etwa völlig den Verstand verloren und wird handgreiflich?“ Sie löste sich von Adam und eilte durch die Terrassentür ins Esszimmer. Adam folgte ihr.
Das Bild, das sich ihr bot, war ganz anders, als sie erwartet oder befürchtet hatte.
Ihr Vater war allein in dem Raum und stand am Tisch. Sein weißes Hemd und das schwarze Dinnerjacket wiesen nasse Flecken auf, und vor ihm auf seinem Platz lag ein zerbrochenes Weinglas.
„Was, zum Teufel, hast du
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