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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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zwischen ihr und Lorenzo gewesen war. Denn als sie Simons verstörten Blick wahrnahm, hatte dies Eleonore veranlasst nachzudenken. War es das wirklich? Eine Wiedervereinigung ?

    Sie seufzte schwer. Sie musste mit Simon reden. Vielleicht nach der Beerdigung … aber er war den ganzen Abend über so deprimiert gewesen. Das Beste, was sie tun konnte, war vermutlich, ihn schleunigst ausfindig zu machen und mit ihm zu sprechen. Und was sollte sie sagen? Ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe schien sie geradezu dazu herauszufordern, endlich ehrlich zu sich zu sein.
    Ach, komm schon, Eleonore! Warum zur Gartenlaube? Warum sonst solltest du Lorenzo ausgerechnet zu deinem privaten Liebesnest geführt haben?
    In den ersten, leichtlebigen Monaten ihrer Beziehung hatte Eleonore wirklich geglaubt, der elegante, witzige Lorenzo Landini wäre ihr Mann fürs Leben. Sie hatte sich schwer in ihn verliebt. Immerhin arbeiteten sie zusammen, er war erfolgreich, sie hatten die gleichen Ziele, den gleichen Sinn für Humor, und im Bett …
    Sie hielt den Atem an. Lorenzo war ein wirklich grandioser Liebhaber. Er konnte Dinge tun, von denen sie bisher nur gelesen oder gar geträumt hatte. All diese heißen Nächte in Paris, in denen sie jede Nacht miteinander geschlafen hatten, in Ekstase und Zauber schwelgten, jegliches Gefühl für Zeit verloren, den Rest der Welt vergaßen … Eleonore rieb sich den Nacken. Das war wirklich eine gute Zeit gewesen.
    Aber dann … Ein kühler Windhauch ließ Eleonore erschaudern, als sie an den weiteren Verlauf ihrer Beziehung dachte, wo so vieles falsch gelaufen war.
    Irgendetwas zwischen ihnen hatte sich verändert, und es war schwierig, genau zu sagen, was oder wann das passiert war, oder wer genau die Schuld trug. Natürlich hatte Lorenzo
ihr die glamouröse Welt der Casinos gezeigt und sie auch ermuntert, mehr zu spielen, als gut für sie war; vor allem, wenn er einen Teil des Gewinns beanspruchte. Doch er war auch nicht suchtgefährdet – das war sie! Okay, natürlich wäre es besser gewesen, wenn er sie unterstützt und ihr geholfen hätte, einen Weg aus der Abhängigkeit zu finden. Doch eigentlich hatte er doch nur genauso gehandelt, wie Hunderte andere Männer in seiner Situation es auch getan hätten – er war gegangen.
    Doch die Art und Weise, wie er gegangen war, hatte ihr die tiefsten Verletzungen beigebracht. Allein als sie ihn gebeten hatte, ihr etwas Geld zu leihen, um die Schulden zu bezahlen – was hatte er da noch gleich gesagt? »Es ist doch nicht meine Angelegenheit, für deine Dummheit aufzukommen! Geh doch zu deinem geliebten Papa, der holt dich da schon wieder raus. Oder zapf dein Erbe an! Ich jedenfalls habe damit nichts zu tun.«
    Doch er hatte sehr wohl etwas damit zu tun gehabt. Und er hatte sie im Stich gelassen. Und war es Pech gewesen, oder schlechtes Timing, dass all das passierte, als ihre Mutter so schwer erkrankte? Lorenzos Gefühlskälte war für sie unfassbar gewesen. Nie war er ins Krankenhaus gekommen, und er hatte nicht einmal das kleinste bisschen Mitgefühl gezeigt, als sie ihm unter Tränen mitteilte, ihre Mutter würde nicht mehr gesund werden. Und dann hatte er sie am traurigsten Tag ihres Lebens verlassen. Es gibt eben Männer, überlegte Eleonore, die mit Trauer nicht umgehen können. Sie rennen einfach weg.
    Lorenzo jedenfalls hatte die Überholspur eingeschlagen und sie zurückgelassen. Und sie hatte in dem Moment
nicht zum Château zurückkehren und ihrem Vater eine noch größere Last sein wollen. Also hatte sie sich allein durchgekämpft, ihr strahlendstes Lächeln aufgesetzt und die Casinos von Paris erobert, als könnte sie ihr aus den Fugen geratenes Leben hinter Stapeln aus Jetons und riesigen Versprechungen einfach verstecken. Lorenzo hatte in der Zwischenzeit sein Leben einfach weitergelebt wie bisher, so als wäre nichts geschehen.
    Eleonore starrte in die Dunkelheit, in Richtung Weinberg. Im Geiste und wie zum ersten Mal sah sie Lorenzo und Simon vor sich, zwei Männer, Seite an Seite, wie heute Vormittag in der Gartenlaube. Sie waren so verschieden! Und dennoch gaben sie beide vor, Gefühle für sie zu haben.
    Zumindest Lorenzos Liebeserklärung hatte sie mehr als überrascht. Und Simons, kurze Zeit zuvor in der Kapelle? Das war nicht wirklich eine Überraschung gewesen. Tief im Inneren hatte sie immer gewusst, dass er, der treue, gut aussehende Simon Crasset, niemals aufgehört hatte, sie zu lieben. Wer sonst hätte ihr in diesen vergangenen

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