Mein bestes Stuck
Auch ihr äußerst charmanter Begleiter Simon ist soeben eingetroffen, auch wenn er ein bisschen aussieht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen.«
Eilig kämmte Julia sich durch ihr Haar und folgte den beiden Männern nach unten.
»Sag ich doch«, raunte Lorenzo ihr zu. »Simon!«
Kapitel 25
E igentlich hatte Eleonore gar nicht zum Essen hinunterkommen wollen. Essen war das Letzte, an das sie im Moment denken wollte, außerdem wäre sie lieber Hunderte Kilometer weit weg, als mit Simon und Lorenzo am selben Tisch zu sitzen. Oder zumindest oben in ihrem Zimmer, bei einer Partie Online-Poker.
Doch irgendwie hatte sie es geschafft, das Abendessen durchzustehen und höflichen Smalltalk mit Claude, Julia und deren reizendem Onkel Quinn zu halten, während Luc und Marie-Louise als Gastgeber fungierten. Das war ihr nur allzu recht. So musste sie sich wenigstens um nichts kümmern.
Lorenzo und sie hatten den ganzen Abend über kaum ein Wort miteinander gewechselt. Auch wollten die anderen sie wahrscheinlich schonen – sie, die trauernde Tochter. Auch gut.
Die anderen hatten sich zu einem Glas Cognac in den Salon zurückgezogen. Selbst Simon, der bei Tisch so niedergeschlagen und erschöpft gewirkt hatte, war nicht bei ihr geblieben. Und das machte Eleonore rasend. Sie hatte absichtlich Kopfschmerzen vorgetäuscht, um auf der Veranda bleiben und Simon abfangen zu können. Sie wollte ihm zu gern die Situation mit Lorenzo erklären, doch Simon
schien sich nicht darauf einlassen zu wollen. Er war einfach aufgestanden, hatte angeboten, beim Abräumen zu helfen, und war dann ohne ein weiteres Wort verschwunden.
Somit saß sie allein in der kühlen Abendluft, lauschte dem Gesang der Vögel, hörte den Straßenverkehr in der Ferne und das Rauschen der Bäume. Und jedes Mal, wenn sich Eleonore Simons Gesicht in Erinnerung rief, als er sie und Lorenzo in der Gartenlaube ertappte, schwappte eine Welle von Schuldgefühlen über sie.
Schön, vielleicht war es nicht gerade schlau gewesen, Lorenzo zur Gartenlaube zu bringen. Schließlich war es der Ort, an dem Simon und sie vor so vielen Jahren all die gemeinsamen Stunden verbracht hatten … Eleonore erschauderte bei der Erinnerung daran. Die milden Nächte, in denen sie den Körper des anderen erkundet und sich geheime Versprechen zugeflüstert hatten. All das war so unschuldig, so magisch und so lang her! War es denn ihre Schuld, wenn Simon sie nie vergessen hatte?
Irgendwann würde sie mit ihm reden müssen, aber nicht jetzt. Jetzt wollte sie sich lediglich mit einem großen Haufen Geld in irgendein Casino absetzen und sich verdientermaßen ein wenig entspannen. Sie wollte am Black-Jack-Tisch die Gesellschaft von Männern genießen, Männern wie Lorenzo einer war, und deren schmeichelhafte Versprechungen selbstbewusst in den Wind schlagen.
Warum nur hatte Simon Lorenzo und ihr nachspioniert? Als ob es nicht schockierend genug gewesen wäre, zu hören, wie Lorenzo ihr plötzlich seine Liebe offenbarte.
»Wir hätten in die Weinkammer gehen sollen«, murmelte
sie gedankenverloren. Dann blickte sie auf und betrachtete ihr Spiegelbild im Küchenfenster.
Männer. Früher einmal hatte sie gedacht, sie könnte gut mit Männern umgehen. Sie hatte geglaubt, Männer wären die simpelsten aller Lebewesen – gib ihnen ein bisschen von dem, was sie wollen, und sie geben dir alles, was du brauchst … Immerhin hatte diese Taktik auch über lange Zeit funktioniert.
Bis jetzt. Eleonore hatte nicht realisiert, dass sie Lorenzo zurückhaben wollte, bis er sich ihr zu Füßen geworfen hatte … Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr ganz schwindlig. Es war fast so, als könne sie, indem sie Lorenzo zurück in ihr Leben ließ, die vergangenen zwei Jahre, in denen sie ihn so sehr ablehnte, einfach auslöschen und einen Neuanfang zu ihren Bedingungen fordern. Sie konnte Lorenzo beweisen, dass er einen riesigen Fehler begangen hatte, als er sie zwei Jahre zuvor in all ihrer Trauer und Verzweiflung verlassen hatte. Sie könnte ihm eine ganz neue Seite an sich zeigen, ihm seinen Fehler immer wieder unter die Nase reiben …
Und trotzdem … Trotzdem war sie wie erstarrt gewesen, als Simon vor der Gartenlaube aufgetaucht war. Sie war erschrocken, hatte sich aber keinen Zentimeter bewegen können. Sie war nicht in der Lage gewesen, auch nur ein Wort zu sagen, um Simon, der zutiefst erschüttert dreinsah, zu überzeugen, dass er sich täuschte und er nicht gerade Zeuge einer Wiedervereinigung
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