Mein bestes Stuck
hier vor?«
»Hör zu«, schnurrte er auf einmal sehr viel sanfter. »Ich muss dir etwas sagen, und du darfst jetzt nicht … Ich meine, du solltest jetzt nicht ausflippen, okay?«
»Dann schieß mal los, Lorenzo.«
»Julia Douglas ist meine Verlobte.«
»Wie bitte?«
»Du hast schon verstanden.«
»Du machst Witze, oder?«
»Nein. Wir heiraten diesen …«
»Samstag, ich weiß. Am selben Tag, an dem Luc und ich Papa beerdigen. Ich kann einfach nicht glauben, dass Julia kein Wort gesagt hat …« Eleonore hielt inne und versuchte, sich an die Einzelheiten des Gesprächs mit ihr zu erinnern. Keiner von ihnen hatte den Namen des Partners genannt …
»Na, was für ein Zufall«, flüsterte sie und spürte ihr Herz hart gegen ihren Brustkorb pochen.
»Ja, nicht wahr«, stimmte Lorenzo zu. »Pass auf, Eleonore: Julia darf nichts erfahren, gar nichts! Hast du verstanden? Sind doch alles alte Geschichten, oder? Ich meine, wir beide verstehen uns doch, nicht wahr?«
Eleonore seufzte. Beim Gedanken an jene furchtbare, grauenvoll schmerzhafte Zeit, als ihre Mutter gestorben und Lorenzo die Beziehung beendet hatte, zog sich ihr Herz zusammen. Und was dann noch kam …
»Es ist eine alte, aber wahrlich keine gute Geschichte«, sagte sie schließlich nach einer Weile.
»Du hast ja Recht. Aber seitdem habe ich viel dazugelernt«, versicherte Lorenzo. »Ich habe mich verändert. Genau wie du, Eleonore, stimmt’s?«
»Vermutlich«, murmelte sie.
»Siehst du? Wir alle verändern uns mit der Zeit …«
»Lorenzo, rufst du nur an, um sicherzugehen, dass ich Julia nichts erzähle, was sie veranlassen könnte, die Hochzeit abzublasen?«
Er seufzte, und sie merkte, dass er nach den richtigen Worten suchte. »Sie muss ja diese … diese Kleinigkeit nicht wissen, nicht wahr? Die sollte da bleiben, wo sie hingehört – in die Vergangenheit nämlich.«
Kleinigkeit? Für Eleonore war es mit Sicherheit keine Kleinigkeit. Es war etwas Großes, das da vorgefallen war und ihr ganzes Leben verändert hatte …
»Sie ist nicht wirklich dein Typ«, bemerkte sie trocken.
»Mein Typ?« Er wirkte überrascht. »Du glaubst, ich hätte einen bestimmten Typ?«
»Allerdings.«
»Sie ist eine wunderschöne Frau, Eleonore, genau wie du.«
»Verarsch mich nicht, Lorenzo.«
Erneutes Schweigen. »Es tut mir leid, chérie …«
»Nenn mich nicht chérie ! Und ich denke noch, du rufst wirklich wegen Papa an, dabei geht es dir wieder mal nur um dich selbst!«
»Nein, das ist nicht wahr! Ich will nur … ich will Julia nicht verletzen. Eleonore, ich habe mich verändert, und ich will von vorn anfangen. Bitte, hilf mir dabei.«
»Hat ihre Familie Geld?«
Das Schweigen in der Leitung schien nun ohrenbetäubend. »Ein bisschen vielleicht. Aber das ist …«
»Schon gut, Lorenzo, den Rest kann ich mir denken. Ich werde dir deinen großen Tag nicht verderben. Aber weißt du was?«
»Sag schon!«
»Ich werde Julia auch nicht anlügen.«
Wieder Schweigen.
»Hast du kapiert, Lorenzo? Ich habe harte Tage vor mir, und ich werde mir sicher nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie ich dich decken kann. Aber ich werde auch nichts ausplaudern, okay?«
Sie wusste, dass Lorenzo eigentlich von ihr ein anderes Versprechen hatte hören wollen. Doch das kümmerte sie jetzt herzlich wenig.
Kapitel 15
J ulia schlief nicht gut. Es war eine schwüle, lautlose Nacht, und sie verfolgte stundenlang die Zeiger auf dem Wecker neben ihrem Bett. Sie seufzte, ärgerte sich, stand dann auf, ging im Raum auf und ab, trank ein Glas Wasser und fluchte leise vor sich hin, wohlwissend, dass ihre Schlaflosigkeit sie am nächsten Morgen furchtbar aussehen lassen würde. Und wenn das so weiterging, würde sie bei ihrer Hochzeit am Samstag vollkommen übermüdet sein.
In ihrem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. Was für ein Tag! Wie um alles in der Welt hatte sie es geschafft, den ganzen Tag über ihre Hochzeit so tief in die hinterste Ecke ihres Gehirns zu verbannen? Voll Bedauern dachte sie an ihre Mutter, die nun bis zur letzten Minute allein sämtliche Fragen beantworten und mit allen Problemen fertig werden musste. Ihr Vater hatte sich vermutlich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen und grummelte vor sich hin, was ihn diese Hochzeit wohl kosten würde. Ihr dreizehn Jahre älterer Bruder Alaister, ein Staatsanwalt, würde keinen Finger rühren, was vollkommen in Ordnung war, da er Julia Edie und Willow, ihre zwei Nichten, geschenkt hatte, die am Samstag
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