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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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einfach nur da sein und hübsch ausschauen mussten. In ihren pinkfarbenen Blumenmädchenkleidern würden sie ohnehin allen anderen die Show stehlen.

    Ihre große Schwester Kathy bildete für ihre Mutter in der Vorbereitungszeit den Fels in der Brandung, darauf konnte Julia sich verlassen. Kathy hatte eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Mutter, es war eher die Beziehung einer Erwachsenen zu einer Erwachsenen. Sie konnte es sich förmlich bildlich vorstellen, wie die beiden daheim in Frean Hall saßen, synchron die Köpfe schüttelten und missmutig bemerkten: »Und natürlich macht unsere kleine Julia mal wieder nichts als Probleme.«
    Jedenfalls musste sie irgendwann in den frühen Morgenstunden doch noch eingenickt sein, denn als der Wecker um acht Uhr endlich klingelte, fühlte Julia sich, als habe man sie mit Gewalt wieder von den Toten auferweckt. Von Onkel Quinn, der ruhig und entspannt die ganze Nacht über geschnarcht hatte, war weit und breit keine Spur zu sehen.
    Sie ließ unter der angenehm kühlen Dusche die erfrischenden Wasserstrahlen auf sich niederprasseln und versuchte dabei, positiv zu denken. Der gestrige Tag war echt abenteuerlich gewesen. Der Unfall mit der Vespa, der Einblick in die High Society von Monte Carlo – bestimmt würde sie in ihrem ganzen Leben nie mehr ein Casino betreten – und, das Schlimmste von allem, sie hatte den ganzen Tag mit einem wunderbaren Menschen verbracht, dem tieftraurigen Luc Desch, der sie wiederum für eine hinterhältige, Tagebuch lesende Schnüfflerin hielt. Eigentlich konnte der heutige Tag doch nur besser werden.
    Julia zog sich an und machte sich auf den Weg nach unten. In dem kleinen Innenhof, wo Onkel Quinn soeben sein Frühstück verzehrte, schien kein einziges Lüftchen zu
wehen. Obwohl sie ein dünnes Baumwollkleid mit Spaghettiträgern trug, fand sie die schwüle Hitze erdrückend. Marie-Louise kam aus der Küche und trug eine Kanne mit frischem Kaffee in der Hand.
    »Guten Morgen!«, begrüßte Julia sie so heiter wie möglich.
    »Guten Morgen«, Marie-Louises schwaches Lächeln ließ sie verschämt zu Boden sehen. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?«
    »Ja, das habe ich«, log Julia.
    »Tatsächlich?«, fragte Marie-Louise und stellte die Kanne auf den Frühstückstisch.
    »Oh ja, wirklich, vielen Dank«, antwortete Onkel Quinn an ihrer statt und strahlte sie an.
    Julia seufzte. Irgendetwas stimmte nicht mit Marie-Louise. Sie hatte so freundlich gewirkt, als sie sich zwei Abende zuvor kennengelernt hatten. Wahrscheinlich hatte Luc ihr inzwischen alles erzählt. Na wunderbar!
    »Wo ist Luc?«, fragte Julia, nachdem sie sich ihrem Onkel gegenübergesetzt hatte, und griff nach dem Krug mit frisch gepresstem Orangensaft.
    »Der regelt ein paar Angelegenheiten mit seiner Bank«, erwiderte Onkel Quinn ruhig.
    »Aha.«
    Julia spürte die bohrenden Blicke ihres Onkels, während sie sich an einer Schüssel Obstsalat bediente. Zwar hatte sie keinen Appetit, aber irgendetwas in ihr sagte ihr, dass, wenn der heutige Tag auch nur ansatzweise Ähnlichkeit mit dem gestrigen haben sollte, sie Kraft brauchen würde.

    »Ich habe uns Flugtickets für den Rückflug organisiert«, fuhr ihr Onkel fort und sah sie eindringlich an.
    »Danke«, sagte Julia. »Ich weiß nicht, was ich hier ohne dich gemacht hätte. Habe ich noch Zeit für ein schnelles Frühstück, oder soll ich raufgehen und packen?«
    »Oh, wir haben noch jede Menge Zeit«, antwortete er lässig. »Es gab nur noch Plätze für einen Flug heute Abend.«
    »Was höre ich da von einem Flug?« Julia und Onkel Quinn drehten sich überrascht um und sahen, wie Luc sich ihnen näherte. Auch er wirkte nicht gerade ausgeschlafen.
    »Ich habe Julia eben erzählt«, sagte Onkel Quinn und durchbrach damit die peinliche Stille, die sich mit einem Mal ausgebreitet hatte, »dass ich Tickets für heute Abend reservieren konnte. Spätestens bei Sonnenuntergang werden wir weg sein.«
    »Heute Abend?«, fragte Luc stirnrunzelnd und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich verstehe.« Er starrte in Richtung Tal, zum dunstig verhangenen Horizont, und schüttelte langsam den Kopf.
    Julia sank in sich zusammen. Selbst wenn sie die Hoffnung gehabt hätte, dass Lucs Meinung über sie sich über Nacht geändert hatte, so war spätestens jetzt bewiesen, dass das nicht der Fall war. Seine ganz offensichtliche Enttäuschung zeigte, dass er es gar nicht erwarten konnte, sie endlich los zu sein, und dass die Aussicht, seine zwei

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