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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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mich zu sehen, wie viele Gedanken du dir gemacht hast, wo du doch auch so viele andere Dinge im Kopf haben musst.«
    »Wir sind schon zwei, oder?« Julia grinste, ehe sie sich wünschte, diesen letzten Satz so nie ausgesprochen zu haben.
    Luc schien ihre Gedanken zu lesen, doch er ging nicht darauf ein.
    »Komm, gehen wir noch ein Stück. Ich muss einen klaren Kopf kriegen. Hast du Lust, mich zu begleiten?«
    Er erhob sich von der Bank und wartete, dass sie ihm folgte. Julia biss sich unentschlossen auf die Lippe. Sie sollte eigentlich nach Lorenzo suchen. Wo um alles in der Welt war er nur? Andererseits, so dachte sie dann, würde sie ja später mit ihm zusammen zurück nach Edinburgh fliegen – da konnten sie doch auch im Flugzeug miteinander reden. Wahrscheinlich war das die beste Lösung. Château Deschanel und die ganze merkwürdige Atmosphäre hier im Var brachte ganz offensichtlich alle um den Verstand.
    Nun gut, sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Luc brauchte Gesellschaft, das spürte sie, und Lorenzo konnte warten. Außerdem hatte sie keine Lust, sich jetzt schon von Luc zu verabschieden.
    »Na dann los. Aber ich habe nicht viel Zeit«, sagte sie lächelnd.
    Sie stand auf und gemeinsam gingen sie über den Rasen, um das ausladende Grundstück herum. Lucs Auftreten
wollte so überhaupt nicht zur Umgebung passen: ein lässiger junger Mann in Jeans und T-Shirt, der doch so gepflegt und perfekt daherkam. Sollte der Herr von Château Deschanel nicht viel eher ein Tweed tragender Graf sein? Oder eine ältliche Witwe mit jeder Menge Personal? Einfach jemand, in dessen Gesicht sich die Tradition dieses ehrwürdigen Ortes widerspiegelte?
    »Wirst du die Gärten so belassen?«, fragte Julia.
    »Ich weiß es noch nicht. Vielleicht«, antwortete Luc. »Warum sollte ich etwas ändern, was seit über hundert Jahren so besteht?«
    »Stimmt.«
    Schweigend gingen sie nebeneinander her. Julia hing ihren Gedanken nach und überlegte.
    »Aber dein Vater hat auch Veränderungen vorgenommen, oder? Du hast erzählt, dass er keine Wahl gehabt hatte, um das Geschäft weiter bestehen zu lassen.«
    »Das ist wahr«, stimmte Luc zu. »Es war damals ein mutiger Schritt, in all die Maschinen zu investieren, die du … die du vorhin gesehen hast. Einige Leute hielten ihn für verrückt, aber der Erfolg hat ihm Recht gegeben.«
    »Findest du, dass all diese Neuanschaffungen das Wesen von Château Deschanel verändert haben?«
    Luc zögerte ein wenig. »Ich war damals sehr jung, genau kann ich es also nicht sagen. Aber … nein, ich glaube nicht wirklich. Für das Weingut Deschanel geht es um mehr als nur ein paar Maschinen. Es geht um die Menschen, die Leidenschaft der Winzerei, einfach darum, mitzumachen, denke ich.«
    »Das dachte ich mir schon.«

    »Gefallen dir die Gärten nicht?« Er drehte sich zu ihr und sah sie an.
    »Oh, nein, ich finde sie wundervoll. Ich frage nur, weil sie so förmlich wirken, so streng, und so … na ja, einfach nicht so sind wie du. Entschuldige, Luc, ich wollte mich nur ein bisschen mit dir unterhalten. Alles hier scheint so gut zusammenzupassen, und du, du passt auch hierher, aber was ich meine, ist … Ich fände es schrecklich, wenn du, um all das hier zu erhalten – so erhaltenswert es in all seiner Schönheit auch ist -, ein Stück von dir selbst verlierst.«
    Während ihrer Rede hatte Luc sie nicht aus den Augen gelassen, und als sie schließlich geendet hatte, aufgewühlt und mit glühenden Wangen, sah sie besorgt zu ihm auf, weil sie befürchtete, dass sie vielleicht zu weit gegangen war. In seinen Augen lag ein veränderter Ausdruck, etwas Weiches, sie glaubte, etwas wie Dankbarkeit zu erkennen.
    »Du bist eine wahre Freundin, Julia«, sagte er.
    »Ich bin froh, dass du so denkst.«
    »Was für Kräfte waren da wohl im Spiel, die dich ausgerechnet in dieser Woche in mein Leben geschickt haben?«
    Julias Herz raste. Sie wusste, sie sollte die Gefühle, die sie in diesem Moment empfand, eigentlich nicht haben.
    »Tja, Luc«, sagte sie betont locker und versuchte, diesen emotionalen Moment mit ein wenig Leichtigkeit aufzulockern. »Man sollte nie die Macht einer limitierten Luxushandtasche unterschätzen.«
    Er lachte.
    Sie setzten ihren Spaziergang durch den Garten fort, bis sie sich schließlich vor der großen Flügeltür zum Salon wiederfanden.

    Julia seufzte. »Zeit zu gehen, Luc. Ich muss noch packen und … und so weiter.«
    Zögerlich setzte sie ihren Weg fort und ging auf die Tür zu,

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