Mein bestes Stuck
Julias Hand. »Mit Ihrem Onkel habe ich bereits Frieden geschlossen, nach meinem garstigen Verhalten vorhin. Doch bitte nehmen auch Sie mein Ersuchen um Vergebung an.«
»Schässschen. Was verschafft uns diese Ehre sssum ssweiten Mal heute? Du kommst genau richtig für ein klissekleines Schlückchen von dem Sechssssunsiebsssiger!« Torkelnd stand Onkel Quinn von seinem Stuhl auf.
»Onkel Quinn! Du bist ja vollkommen betrunken!«
»Nur ein gaaanss kleines bisschen.« Er hickste. Auf seinem pinkfarbenen Baumwollhemd zeichneten sich rote Weinflecken ab, und der Sonnenhut saß schief auf seinem Kopf. Er sah … nun ja, nicht gerade furchtbar aus, aber doch einigermaßen derangiert.
»Wir verpassen unseren Flieger! Um genau zu sein …«, sie schaute auf ihre Uhr, sank dann mit verzweifeltem Gesichtsausdruck in einen der Stühle, »… haben wir den Flug
soeben verpasst. Der Check-in schließt in fünfzehn Minuten, und die Fahrt zum Flughafen dauert um einiges länger. Mum wird ausflippen! Und Lorenzo auch. Onkel Quinn, wie konntest du nur?«
»Ja, wie konnte ich nur?« Er zuckte mit den Schultern und sah dann zu Claude. »Jemand muss mich aus dem Verkehr gezogen haben. Claude, du alter Halunke.«
Ein Rascheln hinter ihnen ließ sie aufhorchen. Als Lorenzo auftauchte, drehte sich Julia zu ihm um und zog eine Grimasse. »Wir schaffen es nicht mehr«, rief sie. »Onkel Quinn ist betrunken, und selbst wenn wir mit dem Bleifuß auf dem Gas zum Flughafen fahren würden – man würde ihn in diesem Zustand gar nicht an Bord lassen.«
»Verstehe«, meinte Lorenzo knapp und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. Allem Anschein nach musste er seine ganze Kraft zusammennehmen, um ruhig und höflich zu bleiben. Julias Gesicht brannte, und Onkel Quinns Augen verzogen sich zu Schlitzen.
»Ein’ Moment mal, bitte!«, lallte er. »Wer hat uns denn befohlen, um Punkt sechs mit gepackten Koffern vor der Tür sssu stehen? Hm, Schässschen?«
Das hatte Julia vollkommen vergessen. Sie errötete.
»Also ich war da, in voller Erwartung, mitsamt meinem Koffer. Und wo wart ihr beide, bitte schön? Auf und davon! So war das nämlich!«
Lorenzo nickte schuldbewusst. »Ja, ich gebe zu, ich habe mich ein klein wenig verspätet.«
»Und warum hast du uns nicht gesucht?«, fragte Julia nach. »Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen! Ein bisschen Antrieb hätte mir ganz gutgetan!«
Andererseits hätte ich dann nie dieses schöne Gespräch mit Luc geführt ...
»Und wo bist du gewesen?« Onkel Quinn sah Lorenzo misstrauisch an.
Der hob unschuldig die Hände. »Ich musste mich … um etwas kümmern. Julia weiß Bescheid.«
Julia sah ihren Verlobten an, hoffte auf ein ermutigendes Augenzwinkern, einen Blick, auf irgendetwas, doch er schaute sie nicht einmal an.
»Wie auch immer«, meinte Onkel Quinn. »Nachdem ich als Einziger auf meinen gepackten Koffern in der Hitze vor dem Château wie ein Hähnchen auf dem Grill saß, habe ich mich natürlich gewundert und überlegt, ob ich die Anweisungen womöglich falsch verstanden habe. Nach einer halben Stunde verließ ich meinen Posten und begab mich auf die Suche nach meinem neuen Freund hier, um unser Gespräch über diesen teuflischen Sauvignon fortzusetzen, mit dem er mich schon den ganzen Nachmittag über gequält hat.«
»Nun denn«, mischte sich nun auch Claude lauthals ein, »vielleicht ist es Schicksal. Ihr könnt doch auch morgen nach Hause fliegen! Was ist Zeit denn schon? Nur eine Erfindung, um uns daran zu hindern, die Dinge, die uns Freude bereiten, zu Ende zu führen. Bleibt bei uns, ihr wundervollen Menschen …«
»Dann werden wir unsere Freundschaft festigen, mit Zoten und Anekdoten um uns werfen, an einem knisternden Feuer sitzen, ein heißes, köstliches Mahl genießen und einem Barden auf der Galerie lauschen …« Onkel Quinn knuffte seinen Freund verspielt in die Seite.
Die beiden strahlten einander an. Auch Julia fand es unmöglich, nicht zu lächeln. Lorenzo seinerseits wirkte immer noch ausgesprochen gehetzt.
»Was wird Luc wohl sagen, wenn wir für eine weitere Nacht um Asyl bitten?«, dachte Onkel Quinn laut nach.
Sie packten zusammen und machten sich auf den Rückweg den Weinberg hinunter.
»Luc?«, fragte Claude. »Der liebe Junge! Für so gute Menschen würde er alles tun. Er ist einer der besten Menschen, die ich kenne. Kommt, lasst uns ihm die gute Nachricht überbringen, dass seine Gäste noch bleiben.«
Julias Finger krallten sich unwillkürlich in
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