Mein bestes Stuck
als Luc nach ihrer Hand griff und sie zu sich zurückzog.
»Julia, ich wünschte, du würdest nicht gehen.«
»Ich …«
»Du bist mir eine so gute Freundin, obwohl wir vor drei Tagen nichts als Fremde füreinander waren.«
Auf seinem Gesicht zeichneten sich tiefes Gefühl und Leidenschaft ab. Julia entzog ihm ihre Hand.
»Und du warst so … freundlich«, flüsterte sie.
»Bleiben wir in Kontakt?«
»Was meinst du?« Bis zu diesem Moment hatte Julia es verdrängt, dass sie ihm hier und jetzt würde Lebwohl sagen müssen. Für immer. Denn eines wusste sie ganz sicher: Mit Luc Deschanel, dem Mann, der quasi am Vorabend ihrer Hochzeit mit Lorenzo mit ihr geflirtet hatte, in Kontakt zu bleiben, wäre ein großer Fehler. Und nicht weil sie Luc nicht vertraute. Sondern, weil sie sich selbst nicht traute.
»Wirst du mir ab und zu mailen?«, fragte er.
Bedauernd schüttelte sie den Kopf. »Nein, Luc, das kann ich nicht. Es tut mir leid, aber du weißt, dass das nicht geht. Pass auf dich auf, okay? Und dieser wundervolle Ort – er gehört jetzt dir. Mach was draus, ja?«
Und mit einem letzten traurigen Blick in seine Augen drehte sie sich um und lief durch die Tür ins Château.
Kapitel 24
J ulia rannte die Treppe hinauf und warf sich aufs Bett. In ihrem Kopf drehte sich alles. Was genau war da draußen gerade passiert? Eigentlich hatte sie Lorenzo suchen wollen und stattdessen war sie in Gefühlsdinge mit Luc verwickelt worden. Zwei Tage vor ihrer Hochzeit! Was zum Teufel machte sie hier, in Südfrankreich? Sie fühlte sich einem Mann erschreckend nahe, von dessen Existenz sie bis vor wenigen Tagen nicht einmal gewusst hatte.
Seufzend setzte sie sich auf und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Onkel Quinns Koffer stand fein säuberlich gepackt in der Ecke, doch von dem Mann selbst war nirgendwo eine Spur. Julia warf einen Blick auf ihre Uhr. Es musste längst an der Zeit sein, zum Flughafen aufzubrechen.
»Oh mein Gott, das kann ja gar nicht sein!« Julia schnappte nach Luft und blickte noch einmal genau aufs Zifferblatt. Hektisch rechnete sie im Kopf, ob die Zeit noch ausreichte. Sie würden sofort losfahren müssen, jetzt, in diesem Moment, wenn sie noch irgendeine Chance haben wollten, ihr Flugzeug zu erwischen. Ihre Eltern würden ausflippen, wenn sie schon wieder einen Flug verpasste. Sie machten sich ohnehin schon genug Sorgen.
Sie flog fast die Treppe hinunter und stieß dabei um ein Haar mit Lorenzo zusammen.
Gott sei Dank! Sie konnte auch im Auto noch fragen – ganz vorsichtig fragen -, wie das Gespräch mit Eleonore gelaufen war. Onkel Quinn würde das nichts ausmachen. Doch allein der Anblick ihres Verlobten beruhigte Julia zutiefst. All dieser Unsinn, dass er versuchen würde, Eleonore zurückzugewinnen, war doch Quatsch! Wie hatte sie jemals an ihm zweifeln können? Wenn irgendjemand ein schlechtes Gewissen haben musste, so war das sicher nicht Lorenzo …
»Ich habe mich schon gefragt, wo du dich herumtreibst«, sagte Lorenzo und lächelte sie an.
»Ist Onkel Quinn nicht bei dir?« Julia warf einen Blick über seine Schulter.
»Ich dachte, du wärst mit ihm unterwegs.«
»Nein! Ich muss ihn suchen, Renzo. Geh du und hol unser Gepäck!«
Doch sie konnte ihren Onkel nirgendwo auffinden. Sie eilte durchs Schloss, lief von Zimmer zu Zimmer und rief immerzu nach ihm. Dann hetzte sie auf die Veranda und durch den Garten – nichts.
In der Eingangshalle traf sie danach wieder auf Lorenzo, der einen höflichen, schicksalsergebenen Ausdruck im Gesicht trug.
»Ich denke nicht, dass wir es noch schaffen werden, Julia.«
»Doch, das werden wir. Ich weiß, wo ich es noch versuchen kann!«
Julia öffnete mit Schwung die Flügeltüren des Salons und stürmte hinaus in den Garten, lief über den Rasen, wo
sie eben noch mit Luc spaziert war, den schmalen Weg hinunter zum Weinberg und rief die ganze Zeit über nach ihrem Onkel.
Die Pfade in dem Weinberg waren immer noch feucht und glitschig. Vorsichtig hastete Julia den schattigen Weg entlang zu der Lichtung zwischen den Reben, wo sie ihren Onkel und Claude zuvor schon einmal gefunden hatte.
Es war genau, wie sie es sich gedacht hatte. Da saßen die zwei Männer, dicht beieinander, am selben wackligen Picknicktisch wie vor einigen Stunden, angeregt in ein Gespräch vertieft. Neben ihnen lehnte eine leere Weinflasche, und eine weitere, die ebenfalls zur Neige ging, stand geöffnet auf dem Tisch.
Claude erhob sich bei ihrem Anblick und ergriff
Weitere Kostenlose Bücher